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Der folgende Text ist nicht von mir, aber ich fand Ihn so gut, das ich Ihn hier einfach veröffentlichen musste, auch wenn ich nach diesem Text einwandfrei zu den Müsli-Fressern gehöre (Wie der Autor wohl den heutigen Anwender, der keinerlei Programmierkenntnisse haben muss, wohl nennen würde?) Da der Aufsatz von 1983 stammt habe ich mir erlaubt einige erklärende Worte in roter Farbe anzufügen, damit man den Text auch im historischen Kontext versteht.
Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.
Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.
Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.
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Vor langer Zeit, in der goldenen Ära der Computer, war es noch einfach, die Männer von den Memmen zu trennen (mitunter auch "Echte Männer" und "Müsli-Fresser" genannt). Echte Männer programmierten Computer, und Müsli-Fresser ließen es bleiben. Ein echter Computer-Programmierer sagte Dinge wie "DO 10 I=0,10" oder "ABEND", und der Rest der Welt quengelte "Computer sind mir zu kompliziert" oder "Ich kann zu Computern keine gefühlsmäßige Bindung aufbauen - sie sind zu unpersönlich". Dabei zeigt schon Remy Eyssen's Buch "Echte Männer mögen kein Müsli" (Heine TB 6290), dass echte Männer zu nichts und niemandem eine "gefühlsmäßige Bindung" aufbauen, und dass sie auch keine Angst haben, unpersönlich zu sein.
Aber die Zeiten ändern sich. Heute stehen wir einer Welt gegenüber, in der kleine alte Damen vollcomputerisierte Mikrowellenherde kaufen können, in der 12 Jahre alte Dreikäsehochs gestandene Männer bei ASTEROIDS und PACMAN sattmachen, und in der jeder seinen eigenen Heimcomputer kaufen und sogar verstehen kann. Der Echte Programmierer ist gefährdet, von Studenten mit einem igITT 2020 (deutsche Version des ABFALL II, A.d.Ue.gemeint ist der Apple II, der Apple groß gemacht hat) im Gepäck ersetzt zu werden!
Es gibt allerdings einige Unterschiede zwischen dem typischen PACMAN spielenden Gymnasiasten und einem Echten Programmierer. Die Kenntnis dieser Unterschiede wird den Heranwachsenden ein Ziel geben, nach dem sie streben können - ein Vorbild, eine Vaterfigur. Außerdem schützt sie die Echten Programmierer vor der Arbeitslosigkeit.
Der einfachste Weg, um einen Echten Programmierer zu erkennen, führt über die von ihm benutzte Programmiersprache. Echte Programmierer benutzen FORTRAN. Müsli-Fresser benutzen Pascal. Niklaus Wirth, der Schöpfer von Pascal, wurde einmal gefragt, wie man seinen Namen ausspreche. "You can either call me by name, pronouncing it 'Veert', or call me by value, 'worth"', antwortete er. Diese Bemerkung zeigt sofort, dass Wirth ein Müsli-Fresser ist. Der einzige Parameterübergabemechanismus, den Echte Programmierer akzeptieren, ist call-by-value-return (call-by-result, A.d.Ue.gemeint ist, ob ein Unterprogramm eine übergebende Variable verändern kann (call by value) oder nicht), wie er in den IBM/370 Fortran-G und -H-Compilern implementiert ist. Echte Programmierer brauchen schließlich keine abstrakten Konzepte; sie sind vollkommen glücklich mit einem Lochkartenstanzer, einem Fortran-IV-Compiler und einem Bier. Echte Programmierer erledigen Listenverarbeitung, Zeichenketten-Manipulationen, Abrechnungswesen (wenn überhaupt) und künstliche Intelligenz in FORTRAN. Was sie mit FORTRAN nicht machen können, machen sie mit Assembler; was sie mit Assembler nicht machen können, lassen sie verächtlich liegen. Akademische Computerspezialisten sind in den letzten Jahren aufs Abstellgleis der strukturierten Programmierung geraten. Sie behaupten, dass Programme verständlicher werden, wenn bestimmte Sprachkonstrukte und Programmiertechniken benutzt werden. Sie können sich natürlich nicht einigen, welche Konstrukte am besten geeignet sind, und die Beispiele, an denen sie ihren speziellen Standpunkt aufzeigen wollen, passen ausnahmslos auf eine einzige Seite irgendeines obskuren Journales. Als ich aus der Schule kam, dachte ich, ich sei der beste Programmierer der Welt. Ich konnte ein unschlagbares TIC-TAC-TOE-Spiel schreiben, beherrschte 5 verschiedene Programmiersprachen und schrieb fehlerfreie 1000-Zeilen-Programme. Dann kam ich in die Wirklichkeit. Meine erste Aufgabe bestand darin, ein 200000-Zeilen-FORTRAN-Programm zu lesen, zu verstehen und um den Faktor 2 zu beschleunigen. Jeder Echte Programmierer wird einem versichern, dass die gesamte strukturierte Programmierung der Welt in einem solchen Fall nicht hilft - hier braucht man wirklich Talent. Einige Beobachtungen zum Thema "Echte Programmierer und strukturierte Programmierung":
Auch Datenstrukturen waren in der letzten Zeit in der Diskussion. Abstrakte Datentypen,
Records, Pointer, Listen und Zeichenketten sind in gewissen Kreisen populär geworden. Wirth, der
Müsli-Fresser, verfasste sogar ein ganzes Buch ("Algorithmen und Datenstrukturen", Teubner 1975),
in dem er behauptete, dass man Programme schreiben könne, die auf Datenstrukturen aufbauen, statt
es umgekehrt zu machen. Wie jeder Echte Programmierer weiß, gibt es nur eine wirklich nützliche
Datenstruktur, das Array. Zeichenketten, Listen, Records und Mengen sind allesamt Sonderfälle von
Arrays und können auch so behandelt werden, ohne dadurch die Sprache zu verkomplizieren. Das
schlimmste an den ganzen schönen Typen ist außerdem, dass man sie deklarieren muss, während Echte
Programmiersprachen, wie man weiß, den Type anhand des ersten Buchstabens eines maximal 6 Zeichen
langen Bezeichners implizit festlegen. Inzwischen sind Datenstrukturen so
wichtig geworden, das sie bei der objektorientierten Programmierung mit dem Code
verschmelzen.
Welches Betriebssystem der Echte Programmierer benutzt? CP/M? Gott bewahre! Das ist doch im
Grunde ein Spielzeug-Betriebssystem. Selbst kleine alte Damen und Hauptschüler können CP/M
benutzen und verstehen. CP/M war vor MS-DOS das Standard Betriebssystem, es ist
mit diesem in Bedienung und Kommandos eng verwandt. UNIX ist natürlich schon viel
komplizierter - der typische UNIX-Hacker weiß nie, wie das PRINT-Kommando diese Woche heißt -
aber wenn man es genau nimmt, ist UNIX auch nur ein verherrlichtes Telespiel. Niemand arbeitet
auf UNIX-System an ernstzunehmenden Dingen - man schickt kleine Witzchen über USENET rund um die
Welt, oder schreibt ein neues Adventure-Spiel oder Forschungsberichte.
Nein, der Echte Programmierer benutzt OS/370. Ein guter Programmierer kann die Beschreibung des Fehlers IJK305I in seinem JCL (Job Control Language, A.d.Tippers)-Manual finden und verstehen. Ein großartiger Programmierer kann JCL schreiben, ohne je das Manual zu sehen. Ein wahrhaft außerordentlich guter Programmierer kann Fehler in einem 6- Megabyte-Hexdump finden, ohne einen Taschenrechner zu benutzen. OS/370 ist wirklich ein bemerkenswertes Betriebssystem. Mit einem einzigen falsch platzieren Leerzeichen kann man die gesamte Arbeit mehrerer Tage zerstören, was die Wachsamkeit im Programmierteam ungemein fördert. Der beste Weg zum System ist der Kartenstanzer. Zwar behaupten einige Leute, es gäbe ein Timesharing-System unter OS/370, aber nach sorgfältigen Nachforschungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie sich irren.
Welche Werkzeuge kann ein Echter Programmierer benutzen? Nun, theoretisch könnte er seine Programme über die Maschinenkonsole eingeben und laufen lassen. In den frühen Tagen der Computerei, als Computer noch Maschinenkonsolen hatten, wurde dies auch gelegentlich getan. Der typische Programmierer wusste den System-Urlader Bit für Bit auswendig und tastete ihn ein, sobald er von seinem Programm zerstört worden war. Damals war Speicher auch noch Speicher - der war nicht einfach leer, wenn der Strom ausfiel. Hauptspeicher von heute hingegen vergessen entweder Dinge, die sie behalten sollen, oder halten Informationen, die schon lange weg sein sollten. Aber zurück zum Thema. Die Legende sagt, dass Seymour Cray, der Erfinder des Cray-I- Supercomputers und der meisten anderen Rechner von Control Data, selbst das erste Betriebssystem für die CDC 7600 an der Maschinenkonsole eingetastet hat, als sie das erste Mal eingeschaltet wurde. Cray ist selbstverständlich ein echter Programmierer. Und heute so etwas wie eine Legende, die CRAY Rechner waren nicht nur lange die schnellsten Rechner der Welt, sondern auch Beispiele von gutem Design.
Einer der Programmierer, die ich am meisten bewundere, arbeitet als Systemprogrammierer für Texas Instruments. Eines Tages erhielt er ein Ferngespräch von einem Benutzer, dessen System mitten in einer wichtigen Arbeit abgestürzt war. Der Typ reparierte dann den Schaden übers Telefon. Er brachte den Benutzer dazu, an der Maschinenkonsole Disk-I/O-Instruktionen einzutasten, Systemtabellen in Hexadezimal zu reparieren und Registerinhalte übers Telefon durchzugeben. Die Moral von der Geschichte: Obwohl ein echter Programmierer normalerweise Kartenlocher und Schnelldrucker benutzt, kommt er im Notfall auch mit Maschinenkonsole und Telefon aus. Früher war Computerzeit so kostbar, das man seine Programme daheim "Stanzte" und diese dann in den Computer eingelesen wurden, erst später hatten Rechner auch noch etwas Zeit übrig um mehrere Terminals (Bildschirm und Tastatur, aber ohne Computer) anzusteuern, doch dazu braucht man ein Multitasking Betriebssystem und das ist OS/370 nach Angaben des Autors ja nicht.
In einigen Firmen besteht die Programmeingabe allerdings nicht mehr aus 10 schlangestehenden Ingenieuren, die auf einen 029-Locher warten. In meiner Firma zum Beispiel steht kein einziger Kartenlocher. Der Echte Programmierer muss in diesem Fall seine Arbeit mit einem Texteditor erledigen. Auf den meisten Rechnern stehen verschiedene Editoren zur Verfügung, und der Echte Programmierer muss aufpassen, dass er einen erwischt, der seinen persönlichen Stil wiedergibt. Viele Leute glauben, dass die besten Editoren der Welt im Xerox Palo Alto Research Center geschrieben wurden und auf Alto- und Dorado-Computern laufen. (Vorläufer des Macintosh) Unglücklicherweise würde jedoch kein Echter Programmierer einen Computer mit einem Betriebssystem benutzen, das Smalltalk (Geplapper, A.d.Ue.) heißt, und sicherlich auch nicht über eine Maus mit einem Rechner kommunizieren. (Smalltalk: Erste Objektorientierte Programmiersprache)
Einige Konzepte der Xerox-Editoren sind mittlerweile in Editoren eingeflossen, die unter sinnvoller benannten Betriebssystemen arbeiten, so wie EMACS und VI. Das Problem mit diesen Editoren ist, dass Echte Programmierer das Prinzip "Du kriegst, was du siehst" (WYSIWYG) für schlecht halten. Der Echte Programmierer will einen "Du hast es so gewollt, da hast du's"-Editor, einen, der kompliziert ist, kryptisch, leistungsfähig, gnadenlos und gefährlich. TECO, um genau zu sein. VI ist wohl so ein Editor
Es wurde beobachtet, dass TECO-Kommandofolgen dem Leitungsrauschen ähnlicher sind, als lesbarem Text. Eins der unterhaltsameren Spiele, die mit TECO möglich sind, besteht darin, den eigenen Namen als Kommando einzugeben und zu raten, was dann passiert. So ungefähr jeder mögliche Tippfehler kann dank TECO das gerade editierte Programm zerstören, oder schlimmer noch, kann kleine mysteriöse Fehler in einstmals funktionierende Unterprogramme einbringen.
Aus diesem Grund editieren Echte Programmierer nur sehr widerwillig Programme, die schon fast laufen. Sie finden es viel einfacher, den binären Objektcode direkt zu ändern, für gewöhnlich mit einem wundervollen Programm, das SUPERZAP heißt (auf Nicht-IBM-Rechnern entsprechend anders). Dies funktioniert so gut, dass viele laufende Programme auf IBM-Systemen keine Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen FORTRAN-Quellprogramm haben. In einigen Fällen ist nicht einmal mehr das Quellprogramm vorhanden. Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist, ein Programm zu ändern, würde kein Manager auch nur daran denken, einem geringeren als einem Echten Programmierer diese Arbeit zu übertragen - kein Müsli-fressender strukturierter Programmierer wüsste auch nur, wo er mit der Arbeit anfangen sollte. Man nennt das Arbeitsförderungsmaßnahme.
Hier eine Liste der wichtigsten Programmierhilfen, die der Echte Programmierer nicht benutzt:
Wo der typische Echte Programmierer arbeitet? Welche Art von Programmen derart talentierter Individuen würdig ist? Nun, man kann sicher sein, dass man nie einen Echten Programmierer beim Schreiben von Buchhaltungsprogrammen in COBOL erwischen wird, oder gar beim Sortieren der Abonentenadressen des SPIEGEL. Nein, ein echter Programmierer braucht Aufgaben von weltbewegender Bedeutung.
Echte Programmierer arbeiten für das Los Alamos National Laboratory und schreiben dort Atomkriegs-Simulationen auf Cray-I-Supercomputern, oder sie arbeiten bei der National Security Agency und entschlüsseln russische Funksprüche. Nur weil tausende Echter Programmierer für die NASA gearbeitet haben, waren "unsere Jungs" eher auf dem Mond als die Kosmonauten. Die Computer im Space Shuttle wurden von Echten Programmierern programmiert, und auch die Betriebssysteme der Cruise Missiles der Firma BOEING wurden von diesen echten Professionals entworfen.
Einige der ehrfurchtseinflössendsten Echten Programmierer arbeiten im Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien. Viele von ihnen kennen das gesamte Betriebssystem der Pioneer- und Voyager-Sonden auswendig. (Bei 3 Computern à 4 KByte ROM nicht so schwierig...) Mit einer Kombination von großen, bodengebundenen FORTRAN-Programmen und kleinen, von den Sonden mitgeführten Assembler-Programmen vollbringen sie unglaubliche Kunststücke der Navigation und Improvisation. So treffen sie nur 10 Kilometer große Fenster nahe Saturn nach 6 Jahren Flug durch den Weltraum, oder reparieren bzw. umgehen defekte Sensoren, Sender oder Batterien. Angeblich soll es einem Echten Programmierer gelungen sein, in ein paar hundert Byte unbenutzten Speichers innerhalb der Voyager-Sonde ein Mustererkennungsprogramm zu pressen, das einen neuen Mond des Jupiters suchte, fand und fotografierte.
Für die Galileo-Sonde ist vorgesehen, dass sie auf ihrem Weg zum Jupiter entlang einer schwerkraftgelenkten Bahn am Mars vorbeizieht. Diese Bahn führt in einer Entfernung von 80 ± 3 km an der Marsoberfläche vorbei. Kein Mensch würde diese Art der Navigation einem Pascal-Programm oder gar -Programmierer anvertrauen. (Die verschiedenen Verzögerungen beim Bau und Start der Galileo Sonde führten dazu, das man nicht am Mars vorbeiflog.)
Viele der Echten Programmierer dieser Welt arbeiten für die amerikanische Regierung, meist für das Verteidigungsministerium. So soll es sein. In letzter Zeit erscheinen dunkle Wolken am Horizont der Echten Programmierer. Es scheint, als hätten einige einflussreiche Müsli-Fresser im Verteidigungsministerium entschieden, dass in Zukunft alle Verteidigungsprogramme in so einer Art von großer, vereinheitlichter Programmiersprache namens ADA geschrieben werden müssten. Lange Zeit schien es, als läge ADA's Bestimmung im Verstoß gegen alle Regeln der Echten Programmierung. Es ist eine Sprache mit Strukturen, Datentypen, strenger Typbindung und Semikolons. Kurz, sie ist wie geschaffen, um die Kreativität des typischen Echten Programmierers zu verkrüppeln. Glücklicherweise hat die jetzt vom DoD (Department of Defense, A.d.Tippers) ausgewählte Sprache noch genügend interessante Eigenschaften, um dem Echten Programmierer eine Annäherung zu ermöglichen: Sie ist unglaublich komplex, sie enthält Möglichkeiten, um mit dem Betriebssystem herumzumachen, und Edgar Dijkstra mag sie nicht. Dijkstra ist, wie man wissen sollte, der Autor von "GOTOs Considered Harmful", einem Meilenstein der Programmiermethodologie, der von Pascal-Programmierern und Müsli-Fressern gleichermaßen bewundert wird. Und außerdem, ein zu allem entschlossener Echter Programmierer kann in jeder Sprache FORTRAN-Programme schreiben.
Der Echte Programmierer kann allerdings auch Kompromisse in Bezug auf seine Prinzipien eingehen und an etwas geringeren Aufgaben als der Vernichtung des Lebens arbeiten, sofern er dafür entsprechend bezahlt wird. Viele Echte Programmierer schreiben z.B. Telespiele für Atari, allerdings spielen sie nicht damit. Ein Echter Programmierer weiß, wie er die Maschine jedesmal schlagen kann, und damit ist es keine Herausforderung mehr. Jeder bei Lucas-Film ist ein Echter Programmierer, denn es wäre doch verrückt, das Geld von 50 Millionen Star-Wars-Fans auszuschlagen. (Für die damals produzierten 3 Folgen von Star Wars gilt das aber nicht, die wurden noch ohne Computergrafik erstellt, sondern mit Modellen und Filmtricks).
Der Anteil der Echten Programmierer im Bereich der Computer Graphics ist etwas niedriger als anderswo, was wahrscheinlich daran liegt, dass noch niemand irgendeinen Nutzen der Computer Graphic entdeckt hat. Andererseits werden Computer Graphics vornehmlich in FORTRAN abgehandelt, daher gibt es einige Leute, die so das Schreiben von COBOL-Programmen vermeiden.
Im Allgemeinen spielt der Echte Programmierer, wie er arbeitet - mit Computern. Er ist ständig darüber erheitert, dass sein Arbeitgeber ihn tatsächlich für etwas bezahlt, was er nur so zum Spaß ebenso tun würde - allerdings achtet er darauf, diese Meinung nicht zu laut zu äußern. Gelegentlich kommt der Echte Programmierer auch aus seinem Büro heraus, um sich ein wenig frische Luft und ein oder zwei Bierchen zu genehmigen. Hier daher einige Hinweise, wie man den Echten Programmierer außerhalb des Computerraums erkennt:
In welcher Umgebung der Echte Programmierer am besten funktioniert? Nun, dies ist eine sehr wichtige Frage für die Manager von Echten Programmierern. Wenn man bedenkt, wie teuer es ist, einen von ihnen in Betrieb zu halten, dann sollte man ihn oder sie in eine optimale Arbeitsumgebung versetzen.
Der typische Echte Programmierer lebt vor einem Computerterminal. Rund um dieses Terminal liegen Ausdrucke von jedem Programm, an dem er je gearbeitet hat, sie stapeln sich grob chronologisch geordnet auf jeder ebenen Fläche des Büros. Im Zimmer verteilt finden sich über ein Dutzend mit kaltem Kaffee mehr oder minder gefüllte Tassen. Gelegentlich schwimmen Zigarettenkippen darin herum, in einigen Fällen auch Reste von Orangenschalen. Irgendwo liegen Kopien des OS JCL Manuals und der "Principles of Operation" an einer besonders interessanten Stelle aufgeschlagen herum, außer bei extrem guten Leuten. An der Wand klebt ein Schnelldrucker-Kalender mit Snoopy drauf aus dem Jahre 1969. Über den Boden verteilt liegen Reste der Verpackungen von gefüllten Keksen (der Typ, der schon in der Fabrik so trocken gebacken wird, dass er auch bei längerem Liegen im Automaten nicht schlechter wird). Schließlich, in der linken, oberen Schublade des Schreibtischs, unter der Schachtel mit den Muntermachern, liegt eine Schablone für Flussdiagramme, die sein Vorgänger dort vergessen hat. Echte Programmierer schreiben Programme und keine Dokumentation, das überlässt man den Typen von der Wartung. Der Echte Programmierer ist in der Lage, 30, 40, ja sogar 50 Stunden in einem Rutsch zu arbeiten, und das unter hohem Zeitdruck. Genau genommen mag er es so am liebsten. Schlechte Antwortzeiten regen den Echte Programmierer nicht auf - sie geben ihm eine Chance, zwischen zwei Kommandos ein bißchen Schlaf zu ergattern. Wenn die Planung nicht genügend Zeitdruck bereithält, dann tendiert der Echte Programmierer dazu, seine Arbeit herausfordernder zu machen, indem er sich die ersten neun Wochen mit einem kleinen, aber sehr interessanten Teil des Problems befasst, um dann in der letzten Woche seine Aufgabe in zwei oder drei 50-Stunden-Marathonsitzungen zu beenden. Dies beeindruckt nicht nur den Manager, sondern schafft gleichzeitig eine hervorragende Entschuldigung für das Fehlen der Dokumentation. Und überhaupt: Kein Echter Programmierer arbeitet von 9 bis 5, außer denen von der Nachtschicht.
Echte Programmierer tragen keine Krawatten. Echte Programmierer tragen keine hochhackigen Schuhe. Echte Programmierer kommen zur Arbeit, wenn andere zum Mittagessen gehen. Ein Echter Programmierer vergisst vielleicht den Vornamen seiner Angetrauten, aber niemals den Inhalt der gesamten ASCII- (bzw. EBCDIC-) Tabelle. Echte Programmierer können nicht kochen. Da Supermärkte um 3 Uhr morgens selten geöffnet haben, müssen sie sowieso von Kaffee und Keksen leben.
Die Zukunft betrachtend machen sich eine Reihe von Echten Programmierern Sorgen, dass die jüngste Programmierergeneration nicht mehr mit der gleichen Lebensperspektive aufwächst wie sie selbst. Viele der Jüngeren haben noch nie einen Computer mit Maschinenkonsole gesehen. Kaum ein Schulabgänger kann heute noch hexadezimal rechnen, ohne einen Taschenrechner zu benutzen. Die Studenten von heute sind weich - geschützt vor den Realitäten der Programmierung durch symbolische Debugger, Texteditoren, die Klammern zählen, und benutzerfreundliche Betriebssysteme. Und das schlimmste ist, einige dieser angeblichen Computer-Spezialisten kommen zu Rang und Namen, ohne je FORTRAN zu lernen! Sind wir dazu verdammt, eine Industrie von UNIX- Hackern und Pascal-Programmierern zu werden?
Nun, aus meiner Erfahrung heraus glaube ich, behaupten zu dürfen, dass das Schicksal den Echten Programmierern wohlgesonnen ist. Weder OS/370 noch FORTRAN zeigen irgendwelche Symptome des Aussterbens, trotz aller Anstrengungen der Pascal-Programmierer. Selbst subtilere Tricks wie das Hinzufügen strukturierter Schleifen zu FORTRAN sind fehlgeschlagen. Sicher, einige Computerhersteller liefern FORTRAN-77-Compiler, aber jeder einzelne von ihnen lässt sich über eine einzige Compiler-Option in einen FORTRAN-66-Compiler verwandeln - mit DO-Schleifen, wie von Gott geschaffen.
Selbst UNIX scheint für den Echte Programmierer nicht mehr so schlecht zu sein wie früher. Die neueste UNIX-Version hat das Potential eines Betriebssystems, das eines Echte Programmierers würdig ist. Sie hat zwei verschiedene, leicht inkompatible Benutzerschnittstellen, einen geheimnisvollen und komplizierten Teletype-Treiber und virtuellen Speicher. Und wenn der Echte Programmierer die Strukturierung ignoriert, kann er sich sogar mit C anfreunden. Schließlich gibt es keine Typenbindung, Bezeichner sind sieben (Zehn? Acht?) Zeichen lang, und man hat Zeiger als Bonus. Das ist, als hätte man die besten Teile von FORTRAN und Assembler vereinigt, von den kreativeren Möglichkeiten des #define ganz zu schweigen. Von einem solchen Programmierer stammt sicher das folgende Programm: (EXE für Windows)
#include <stdio.h>
main(t,_,a)
char *a;
{return!0<t?t<3?main(-79,-13,a+main(-87,1-_,
main(-86, 0, a+1 )+a)):1,t<_?main(t+1, _, a ):3,main ( -94, -27+t, a
)&&t == 2?_<13?main ( 2, _+1, "%s %d %d\n" ):9:16:t<0?t<-72?main(_,
t,"@n'+,#'/*{}w+/w#cdnr/+,{}r/*de}+,/*{*+,/w{%+,/w#q#n+,/#{l,+,/n{n+\
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Nein, die Zukunft ist nicht völlig schlecht. So hat sich in den vergangenen Jahren die populäre Presse sogar über die clevere neue Brut von Computer-Schraten und -Hackern geäußert, die Plätze wie Stanford und MIT zugunsten der Wirklichkeit verlassen haben. Allen Anzeichen nach lebt der Geist der Echten Programmierung weiter in diesen jungen Männern und Frauen. Und solange es schlecht beschriebene Ziele, bizarre Fehler und unrealistische Zeitpläne gibt, solange wird es Echte Programmierer geben, die bereit sind, einzuspringen und das Problem zu lösen, und die sich die Dokumentation für später aufheben.
Lang lebe PASCAL!
Source: DATAMATION 7/83, übersetzt durch Bernd Leeds
Anmerkungen von Bernd Leitenberger und
eine moderne Entgegnung!
Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.
Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.
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© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.Sitemap | Kontakt | Impressum / Datenschutz | Neues | Hier werben / advertisment here | Buchshop | Bücher vom Autor |