Schwarz-Rot-Gold

Noch nie habe ich so viele deutsche Flaggen gesehen wie bei dieser Weltmeisterschaft. Überhaupt scheint es bei uns ein Problem mit den Fahnen zu geben. Bis vor ein paar Jahren (ich glaube der Durchbruch war die Weltmeisterschaft 2002) gab es nur offizielle Beflaggung bei Feiertagen oder Wahlen. Keine Privatperson hat eine Flagge gehisst ? Warum eigentlich ? Müssen wir uns für unsere Flagge oder unsere Verbundheit zu Deutschland schämen ? Ein amerikanischer Mitbürger hat ständig eine gehisste Flagge vor seinem Haus stehen und auch wo anders sehe ich diese öfters. Bei uns ? Mal zur Weltmeisterschaft, aber dann wieder lange Zeit in den Schrank. Es ist bei uns auch unüblich Kleidungsstücke mit nationalen Symbolen zu tragen und wenn dann ein versteckter Sticker. Viele haben aber ein T-Shirt mit Stars & Stripes zuhause.

Muss das sein ? Eigentlich nicht. Wenn ich mich mit Deutschland identifizieren kann, warum soll ich das nicht zeigen. Weil Deutschland zwei Weltkriege begonnen hat und den Holocaust zu verantworten hat ? Nein ! Ich identifiziere mich mit dem Deutschland von heute, den Fußballern von heute. Insbesondere die deutsche Nationalfahne hat mit diesen Kapiteln nichts zu tun. Vielleicht an dieser Stelle eine kurze Geschichte unserer Nationalflagge

Die Farben sollen zurückgehen auf das Lützowsche Freikorps, beschrieben in Theodor Körner: “Lützows wilde verwegene Jagd“. Diese Truppe trug schwarz gefärbte Zivilröcke mit roten Vorstößen und goldfarbenen Messingknöpfen, die Ulanen führten rot-schwarze Lanzenwimpel. Von 1815 an wurde diese Farben zum Erkennungszeichen zahlreicher Studentengruppen die sich gegen die nach den Befreiungskriegen wieder eingezogene feudalistische Ordnung wehrten. Beim Hambacher Fest 1832 wurde eine schwarz-rot-goldene Fahne mitgeführt und sie wehte auch bei der Revolution von 1848/49. Sie war damals schon ein nationales Symbol

Das deutsche Reich, das 1871 gegründet wurde setzte dagegen die Schwarz-weiß-rote Flagge ein. Unter dieser Flagge zogen auch die Rekruten 1914 in den Krieg. Nach dem ersten Weltkrieg wurde schwarz-rot-gold zur Nationalfahne der Weimarer Republik. Nach der Machtergreifung 1933 erklärten die Nationalsozialisten die schwarz-weiß-rot Hakenkreuzfahne zur Nationalfahne. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es einen Aufruf für Entwürfe für eine neue Fahne, doch keiner überzeugte und so wurde schwarz-rot Gold wieder zur Nationalfahne – in der DDR noch ergänzt durch Hammer und Sichel. Für mich steht Schwarz-Rot-Gold für die Zeit Deutschlands in der es Freiheit gab. Ich sehe sie noch über dem Brandenburger Tor wehen bei der Wiedervereinigung, Ich versteh nicht warum man sie nicht öfters zeigt und nicht nur bei Sportereignissen. Aber es scheint als würde sich unser Verhältnis zur Nationalflagge normalisieren. Wenn nun auch noch Ballack und Co bei der Nationalhymne mitsingen könnten …. Doch das ist ein anderes Kapitel.

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