Bernd Leitenbergers Blog

Da waren es nur noch acht

Haben Sie es bemerkt ? Unser Sonnensystem ist kleiner geworden. Bei dem alle 3 Jahre stattfindenden Treffen der internationalen astronomischen Union (IAU) in Prag waren die meisten Astronomen der Meinung das Pluto sein Planetenstatus aberkannt werden sollte. Das ist der offizielle Schlusspunkt der Diskussion über Plutos Planetenstatus die es seit etwa 10 Jahren gab. Eine genauere Beschreibung finden Sie in meinem Aufsatz über Pluto. Pluto war schon immer ein Sonderling im Planetensystem. Er wurde 1930 entdeckt und seine Bahndaten zeigten bald, dass er sich zeitweise innerhalb der Neptunbahn befand, aber durch seine starke Bahnneigung niemals sich Neptun nähern konnte. Sein Durchmesser wurde immer kleiner geschätzt. Man konnte Pluto nicht durch Teleskope auflösen, so dass man nur seine Helligkeit kannte. zuerst nahm man an er wäre wie unser Mond aus dunklem Gestein und gab einen Durchmesser von 5900-6800 km an. Dann entdeckte man dass die Oberfläche aus Eis bestand und Sterne die er bedecken sollte, wurden nicht bedeckt und der Durchmesser nahm immer mehr ab. Der aktuell gültige Wert ist seit etwa 10 Jahren recht konstant und liegt bei 2316 km. Pluto hat eine geringe Dichte von etwa 1.7-2 g/cm³ und besteht daher zu einem großen Teil aus Eis. Pluto hat auch einen Mond, Charon, der mit 1205 km Durchmesser relativ groß ist, und ihn nahe den Planeten sehr nahe umkreist, so dass man ihn erst 1978 photographisch trennen konnte.

Lange vermutete man Pluto wäre ein entlaufener Neptunmond, zumal Neptun auch Triton umkreist – Ein 2760 km großer Mond in einer retrograden Bahn, d.h. umgekehrt zur Drehrichtung der meisten anderen Planetenmonde. Diese seltsame Bahn führte zu der Spekulation, dass einem größeren Mond bei Neptun irgendwann etwas zugestoßen sein musste, z.B. die Kollision mit einem anderen Objekt. Als eine der Folgen wurde die Bahn von Triton verändert und andere Bruchstücke wurden aus dem System geschleudert und bildeten Pluto und Charon. Die Aufnahmen von Voyager 2 aus dem Jahre 1989 zeigen zumindest eines sehr junge Oberfläche bei Triton, die man erwarten würde, wenn dieses Ereignis recht spät eintrat. Seit man aber weitere große Planetoiden jenseits von Pluto fand kam man wieder von dieser Theorie ab.

Doch warum ist nun Pluto der Planetenstatus aberkannt worden ? Nun daran waren Entdeckungen seit Mitte der 90 er Jahre schuld. In den 50 er Jahren postulierte der Planetenforscher Gerald Kuiper einen zweiten Planetoidengürtel jenseits von Neptun und Eisbrocken, die sich dort nicht mehr rechtzeitig zu einem Planeten bilden konnten. Aufgrund der langsamen Bewegung und der 20 mal größeren Entfernung als beim Asteroidengürtel entdeckte man lange Zeit keine Objekte dieses Gürtels weil sie auf Fotoplatten zu lichtschwach waren und sich kaum zwischen zwei Aufnahmen bewegten. Die Einführung von lichtempfindlichen CCD Detektoren und später von Computerdurchmusterungen die Aufnahmen automatisch nach Objekten, die sich bewegen absuchten hat innerhalb des letzten Jahrzehntes zur Entdeckung von sehr vielen dieser Objekten geführt. 1992 wurde das erste entdeckt, bis jetzt gibt es etwa 800. Die Bahnen fallen in 3 Gruppen: Etwa ein Drittel befindet sich in Bahnen mit einer Halbachse von 40 AE wie Pluto, zwei Drittel auf Bahnen mit Neigungen von 30 Grad und Halbachsen von 41 bis 50 AE und einige verstreute auf sehr elliptischen Bahnen mit nächsten Bahnpunkten von 35 AE und größten Entfernungen von 1000 AE. Pluto selbst zieht in 39 AE seine Kreise.

Es war nur eine Frage der Zeit bis man nach den ersten relativ kleinen Planetoiden dieses Gürtels, den man Kuipergürtel nannte, auch größere entdeckte und auch welche die wie Pluto einen Mond aufwiesen. Inzwischen kennt man mindestens 8 Planetoiden mit einem Mond und 8 haben auch einen Durchmesser von mehr als 1000 km, d.h. sind durchaus in der gleichen Größenordnung wie Pluto.

Im Jahre 2005 entdeckte man das Objekt 2003 UB 313, von den Entdeckern vorläufig „Xena“ getauft. Es war der erste dieser Planetoiden der größer als Pluto war. Damit kam die Diskussion die erneut in Gang, die Pluto und Charon nur große Vertreter dieses Kuipergürtels zu sehen. Warum sollte Pluto alleine ein Planet sein, wenn Xena doch größer als Pluto war ?

So gab es einen Vorschlag für die 2006 er IAO Sitzung, anders als bisher einfach aus historischen Gründen einen Körper Planeten zu nennen und einen anderen nicht, ein Kriterium einzuführen. Demnach sollte ein Planet folgendes aufweisen:

Nach dieser Definition wäre nach dem Vorschlag der Astronomen die diese Definition ausarbeiteten, auch Ceres, der größte Asteroid ein Planet und neben Pluto auch Charon und Xena (Pluto und Charon werden wegen der ähnlichen Größe auch als Doppelplanetensystem angesehen). Das fand keinen Zuspruch und man erarbeitete in einer heftigen Diskussion eine weitere Definition:

Das ist nicht bei Ceres gegeben – Es gibt andere Asteroiden die fast genauso groß sind und auch nicht bei Pluto und Xena. Dafür hat man eine neue Gruppe eingeführt, die man „Zwergplaneten“ Gruppe taufte. In diese kommen alle Körper welche die ersten beiden, aber nicht das letzte Kriterium erfüllen. Dies sind vorerst Ceres, Pluto und Xena. Charon gilt weiterhin als Plutomond. Es gibt aber noch mindestens 3 weitere Kuipergürtel Asteroiden, welche groß genug sind um das Kriterium zu erfüllen. Nur ob sie rund sind, weis man noch nicht so genau.

Ärgern dürfte es die Amerikaner: Pluto war der einzige Planet der von einem Amerikaner entdeckt wurde und derzeit ist die Raumsonde New Horizons zu Pluto unterwegs. Als sie am 19.1. dieses Jahres startete, war sie eine Planetensonde. Nun ist sie nur noch eine Planetoidensonde – oder die erste Zwergplanetensonde, je nachdem wie man es sieht.

Meiner Meinung nach hätte man die alte Definition belassen können und einfach sagen können: das ist historisch so gewachsen, das lassen wir einfach so. Schließlich nennt man auf dem Mond ausgedehnte Lavagebiete Mare, lateinisch für Meer, weil man sie früher für Meere hielt. Auf dem Mars gibt es benannte Regionen die keinen geologischen Hintergrund haben, einfach weil sie im Teleskop abgegrenzt erschienen. Die Herzsprung Russel Reihe war mal alphabetisch gedacht, hat aber heute die Reihenfolge O-B-A-F-G-K-M-R-N-S – es fehlen Buchstaben und die Reihenfolge stimmt nicht mehr. Niemand hat die Sternklassen seitdem umbenannt. Warum also sollte man nicht auch Pluto weiterhin als Planeten ansehen, einfach aus historischen Gründen, schließlich war er das seit 76 Jahren.

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