Von Visionen
Wer sich mit Raumfahrt beschäftigt kennt sicher Jesco von Puttkamer. Jesco von Puttkamer ist 1962 zur NASA gestoßen, arbeitete an dem Apollo Programm und Anfang der 70 er Jahre bekam er eine Stelle in Washington, wo er seitdem verantwortlich für die Langzeitplanungen und Zukunftsvisionen der NASA ist. Er ist Autor zahlreicher Bücher im deutschsprachigen Raum, die sich mit bemannter Raumfahrt beschäftigen.
Eines ist auffällig und es ist natürlich aus seiner Vita verständlich: Es ist die Begeisterung für Visionen. Liest man sich sein Buch „Der erste Tag der neuen Welt“ an, so fragt man sich unwillkürlich wie er auf diese kommt. Dieses Buch wurde nach dem Erstflug des Space Shuttle geschrieben, also 1981. Schon damals wusste man, dass der Shuttle nie so oft fliegen würde wie geplant und so preiswert sein würde. Trotzdem findet man einen Flugplan von 50 Flügen pro Jahr, Atommüllentsorgung zur Venus, Fernmeldesatelliten mit 65 m großen Antennen und Stromerzeugung im All.
In den folgenden Büchern hat er die Visionen für die Zukunft immer weiter heruntergeschraubt, aber immer hat ihn die Wirklichkeit eingeholt. Nun daran ist natürlich ein seit 1966 ständig sinkendes Budget für die NASA Schuld (gemessen am Gesamthaushalt). Dazu kommen Katastrophen wie Challenger und Columbia und zahlreiche Fehlplanungen, wie die ISS.
Immer wieder gibt es Planungen für neue Expeditionen. Jetzt geht es zum Mond, allerdings soll es anders als Apollo aus der Portokasse finanziert werden, d.h. durch Einsparungen an anderer Stelle. Und immer wieder kommt die Marsmission ins Gespräch, die sicher noch erheblich teurer als Apollo werden würde (Wernher von Braun rechnete mit etwa den dreifachen Kosten von Apollo, was in meinen Augen eine realistische Einschätzung ist). Doch glaube ich dazu wird es nicht kommen.
Apollo war ein Produkt seiner Zeit. Zum einen einer Aufbruchsstimmung die man damals in den USA hatte, aber auch bei uns, als die Wirtschaft boomte. Vor allem aber war es ein nationales Ziel. Das Ziel war nicht den Mond zu erforschen, sondern dies vor der UdSSR zu tun. Es ging nicht um eine Vision, es ging darum die Russen zu schlagen, die amerikanische Flagge auf dem Mond zu hissen. Deswegen glaube ich werde ich keine bemannte Marslandung mehr erleben. Alle Projekte die es seitdem gab waren nicht visionär, sie waren Folgen der verfügbaren Technik, nationaler Stolz oder wirtschaftlich bedingt. Der Shuttle sollte den Transport verbilligen, die ISS sollte ursprünglich als „Freedom“ die russische Dominanz bei Langzeitflügen brechen. Mehr gab es eigentlich nicht in den letzten 30 Jahren.
Machen wir uns nichts vor : Teure Raumfahrtprojekte sind Luxus. Solange man auf der Erde Probleme hat wie Kriege, Arbeitslosigkeit, Umweltprobleme wird man nicht Zig Milliarden in eine bemannte Marslandung investieren. Und wir haben genug Probleme auf der Erde. Ich bin Raumfahrt begeistert, aber ich habe auch eine Vision: Das es der Menschheit einmal gelingen wird im ökologischen Gleichgewicht zu leben. Das man nicht die Ressourcen ausbeutet und die Umwelt verschmutzt. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das einfachste wäre es zu beginnen die Weltbevölkerung zu reduzieren. Ich sage es mal ganz klar : Für 7 Milliarden ist kein Platz. Die Ressourcen reichen etwa für die Hälfte, noch weniger wäre sinnvoll. Anstatt Geld in Waffen zu investieren wäre es besser dies in Geburtenkontrolle zu tun. Als zweites käme die Verbesserung der Lebensumstände. Wem es gut geht, der bekommt weniger Kinder. Wenn alle auf der Welt zumindest nicht in Hunger leben wäre viel erreicht. Doch ich glaube auch diese Vision werde ich nicht erleben.