EU Agrarüberschüsse
Unsere Landwirtschaft (und damit meine ich die gesamte EU Landwirtschaft) ist zu produktiv. Wir produzieren seit Jahrzehnten mehr als wir verbrauchen. Früher war dies kein Problem. Es gab gute und schlechte Jahre. Doch dank Kunstdüngern, Insektiziden, Herbiziden und motorisierter Landwirtschaft produzieren wir nun immer zu viel. Zudem ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Schlechtwetterperiode über Monaten allen EU Staaten zeitgleich auftritt.
Seit Jahrzehnten gibt es nun Agrarüberschüsse und seit Jahrzehnten versucht man mehr oder hilflos sie zu reduzieren:
- Man vernichtet die Überschüsse. Immer gerne gemacht bei allem was nicht lagerbar ist wie Obst und Gemüse. Das ganze kommt dann gleich auf die Müllhalde
- Man lagert sie ein – Alles was lagerbar ist. so gemacht bei Fleisch, Fett, Milchpulver oder Getreide. Irgendwann kann man es nicht mehr weiter lagern und man muss es dann auch vernichten oder
- Man vertickt es preiswert, damit die Verbraucher mehr davon kaufen, so wie die Weihnachtsbutter. Manche Dinge sind auch EU dauersubventioniert wie Traubensaft,
- Man bezahlt die Bauern dafür dass die anderes anbauen, dass noch nicht so problematisch ist wie Raps. Aus dem Rapsöl kann man dann für weiteres Geld Biodiesel herstellen.
- Man verkauft es weiter: Das letzte was man heute macht.
Das letzte hielt ich für eine gute Idee: Zwar bezahlt man wie immer drauf, weil die EU Festpreise über dem Weltmarktniveau liegen, aber dafür bekommen afrikanische Staaten unsere Überschüsse und dort hungert doch angeblich die Bevölkerung oder? Nein, es gelangt nicht nur zu Hungergebieten, sondern auch zu anderen afrikanischen Gebieten wo keiner hungert. Dort machen die EU Überschüsse die eigene Landwirtschaft kaputt. Hirse wird durch Weizen ersetzt, Frische Milch durch Milchpulver und Wasser.
Kurzum, das ist auch keine Lösung. Das Problem: Wenn die neuen osteuropäischen Staaten bei der Landwirtschaft auf das Westniveau aufgeschlossen haben, dann wird es noch viel teurer. Das ganze System bevorzugt eindeutig große Betriebe und hohe Produktion. Sollte man die Agrarzuschüsse abschaffen? Wenn man es täte und alle zum Weltmarktpreis produzieren müsste wäre der Trend zu kostengünstigem produzieren, also weitgehender Mechanisierung und hoher Produktion noch stärker. Kleinbetriebe würden noch mehr unter Druck geraten. Das ist noch schlimmer als die Zuschüsse
Ich meine man sollte mehrere Dinge angehen:
- Erstens Bevorzugung kleinerer Betriebe. Will man Landwirtschaftliche Strukturen erhalten und damit auch mehr Personen in der Landwirtschaft so sollte man die Subventionen um so größer pro Einheit machen je kleiner der Betrieb ist und damit den kleinen Betrieben den Rücken stärken.
- Zweitens: Förderung von biologischen Produkten. Zum einen schont dies Umwelt, zum andern reduziert es den Überschuss. Biologisch produzierte Produkte sollten erheblich mehr Subventionen bekommen als nicht biologisch produzierte. Bodenproben verraten leicht ob künstlicher Dünger eingesetzt wurde und Pestizide sind heute in kleinsten Spuren nachweisbar. Die Kontrolle ist also kein Problem.
- Drittens: Reduktion der Agrarfläche. Wir alle wünschen uns mehr Natur – Warum tun wir nichts dafür? Landwirte sollten bezahlt werden dafür das sie Flächen dauerhaft brach liegen lassen oder zu Forst umwidmen. (Nicht wie bisher nur kurzzeitig) Eventuell sollte man sogar dran denken, die Fläche aufzukaufen. Anfangen sollte man an der Grenze zu bestehenden Wäldern oder sonst nicht bewirtschaftetem Gebiet, so dass dies sukzessive größer wird. Der Gedanke ist radikal, er wird sich wohl nicht umsetzen lassen, doch selbst wenn man nur die Fläche in Wirtschaftswald umwidmet, dann hat man für 50-80 Jahre (solange bis man die Bäume fällen kann) sie aus der Landwirtschaft entzogen und man hat auch noch was fürs Klima getan.
- Unsinnig halte ich es auf landwirtschaftlicher Fläche Pflanzen anzubauen nur um aus ihnen Energie zu produzieren durch Vergärung oder Verbrennen. Das ist nur eine andere Form von Landwirtschaft die auch subventioniert werden muss, weil der Ertrag viel zu gering ist um mit fossilen Brennstoffen konkurrieren zu können.
Aber das wird wohl nur ein Traum von mir bleiben…..
Sind doch super Gedanken! Ich betreib ein Vegetarisches Bistro und find es zum mäusemelken, daß wir nicht wahrhaben wollen, was wir wirklich durch Subventionen (von Mastvieh und Mastfutter) und deren Verwaltung zahlen?! Der heutige Leistungsdruck und richtiggehender Konsumdruck hinder wohl na jedem klaren Gedanken! Gib dem Volk Brot und Spiele?
Eigentlich such ich grade Zahlen und Fakten für ein Buch zu dem Thema:
Amtsdeutsch ist ein gutes Blutdruckmittel, aber wir haben ja schon so viele Hypertoniker. „Alle öffentlichen Fördermittel werden eingesetzt, damit politische Ziele erreicht werden.“ oh, welch soziales Gedankengut!
Moin,
> Ich betreib ein Vegetarisches Bistro und find es zum mäusemelken
*oh* ich wusste nicht das Mäusemilch bei Vegetariern jetzt in Mode ist. Verkaufst Du die überzähligen Pinkies (Fachbegriff für 1-Tags-Mäuse) dann an Schlangenzüchter? Und machst Du mehr Umsatz mit der Mäusemilch oder den Pinkies?
*sorry* I could not resist 😉
ciao,Michael