Bernd Leitenbergers Blog

Waffen und wie sie veralten

YamatoManchmal bleibe ich beim Zappen bei den Nachrichtensendern hängen wenn sie Dauerdokus über den zweiten Weltkrieg bringen, vielleicht besser gesagt über die Amerikaner im zweiten Weltkrieg, denn diese Dokus sind alle aus den USA. Wenn es um den Pazifikkrieg geht bleibe ich meistens hängen wenn es um den Pazifikkrieg geht. Mir haben es die Schlachtschiffe angetan. Zum einen weil Sie in allem so riesig sind – ihrer Größe, ihrer Feuerkraft mit Geschützen von einem Kaliber von 380-456 mm und Geschossen die bis zu 1500 kg wiegen und der Panzerung die teilweise bis zu 50 cm dick ist. Die Kriegsführung mit einem Schlachtschiff wirkt so archaisch – Man erschießt auf ein anderes Schiff in bis zu 40 km Entfernung, das man kaum sehen kann. Alleine die Granaten brauchen 60-90 Sekunden um dort anzukommen – und mittlerweile hat sich das andere Schiff natürlich weiterbewegt was man beim Abschuss schon berücksichtigen muss. Die Besatzung selbst ist dem Schiff auf Gedeih und Verderb ausgeliefert – selbst wenn sie vor dem Untergang über Bord springt hat sie im kalten Wasser nur eine Überlebenschance von einigen Stunden. (Bild das größte je gebaute Schlachtschiff, die japanische Yamato, Sie wurde am 7.4.1945 innerhalb von 2 Stunden von US Torpedobombern versenkt)

Doch ich habe das erwähnt weil es etwas anderes zeigt: Wie schnell Waffen veralten können: Noch während des zweiten Weltkriegs haben alle Nationen fleißig Schlachtschiffe gebaut. Obwohl man seit 1941 wusste, dass sie extrem verwundbar sind gegenüber Luftangriffen. Pearl Harbour hat dies eindrucksvoll gezeigt, doch auch auf der hohen See wurden wenige Tage später die Prince of Wales und die Repulse versenkt. Flugzeuge können ein Schlachtschiff schon auf weiteste Distanz entdecken und angreifen, lange bevor das Schiff auch nur die Chance hat in die Nähe des Flugzeugträgers zu kommen. ein Flugzeugträger wurde schließlich sogar wichtig um Luftschutz zu gewährleisten.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde kein Schlachtschiff mehr gebaut. Erstaunlicherweise taten sie jedoch noch lange ihren Dienst. Die USA setzten sie bis in den Vietnamkrieg ein und 1985 wurden erneut einige alte Schlachtschiffe aus dem zweiten Weltkrieg in Dienst genommen und im Golfkrieg war ihr letzter Einsatz. Das geht nur wenn man mit einem Gegner kämpft der keine oder keine leistungsfähige Luftwaffe sein Eigen nennt. Selbst kleine Staaten können sich heute aber modernste Raketen leisten mit denen man Schiffe versenken kann, wie die Versenkung der Sheffield im Britisch-Argentischen Krieg 1982 zeigte.

Auch der Panzer hat eine ähnliche Geschichte hinter sich. Entwickelt im ersten Weltkrieg sahen viele Militärs in ihm eine Unterstützung der Infanterie als mobile Artillerie. Wenige sahen in ihm eine neue Waffengattung mit der Möglichkeit Vorstöße in einer bislang ungeahnten Geschwindigkeit durchzuführen. Die „Blitzkriege“ Deutschlands beruhten zum großen Teil auf schnellen Vorstößen mit Panzern als eigene Waffengattung. Doch auch der Panzer wurde angreifbar. Zum Schluss des Krieges gab es mehr Verluste durch Tiefflieger als durch gegnerische Panzer. Ein Fliegerass Deutschlands konnte 562 abgeschossene Feindpanzer melden. Heute ist neben den Hubschraubern sicher die Infanterie die Größte Gefahr für einen Panzer. Vorbei sind die Zeiten als man bis auf 50 m an einen Panzer heran musste. Infanterie kann gut getarnt aus sicherer Entfernung lasergesteuerte Raketen abfeuern.

Trotzdem verfügen heute alle Armeen über Panzer: Ein Relikt des kalten Krieges als er als die wichtigste Angriffswaffe am Boden galt. Das er durchaus nicht mehr das ist zeigte der Afghanistan Krieg und auch die beiden Golfkriege. Heute kann man die Schlagkraft einer Waffe nicht mehr in Geschosskalibern, Spitzengeschwindigkeit oder ähnlichem angeben sondern eher in ihrer Intelligenz: Bomben sind intelligent und lenken sich mittels GPS und Kameras selbst auf ein Ziel, genauso Raketen. Es entscheidet vorwiegend wer technologisch führend ist oder sich entsprechende Waffen besorgen kann als die Panzerung die man hat.

Die USA können beiden kombinieren: Modernste Waffen getragen von Flugzeugen, Hubschraubern und Panzern. So sind diese recht gut geschützt solange sie mit einem Gegner kämpfen der ihnen technologisch weit hinterher ist wie der Irak. Doch selbst hier zeigt sich, dass man so zwar einen Krieg gewinnen kann. Doch ohne ein Konzept und Unterstützung in der dortigen Bevölkerung niemals Friede herrschen wird. Ach ja: Am 19.3. jährt sich der Einmarsch in den Irak zum vierten Mal.

Musiktipp für heute: Edwin Starr –War, What is It Good For mit einem besonderen Gruß an Dschortsch Dabbel-ju Busch.

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