Das Minenfeld Internet
Gestern Abend bekam ich eine Mail vom „public star„, die sich nach den Visits meiner Homepage im Auftrag eines ihrer Kunden (der das Mineralwasser Vittel vertreibt) erkundigt. Nun belege ich neben meiner Arbeit seit ein paar Wochen noch einen Kurs – Internetrecht. Eines was uns der Dozent sagte war: „Egal ob sie recht haben oder nicht – legen sie sich nicht mit großen Firmen ab 10 Millionen Euro Jahresumsatz an!“ Diese Firmen fechten dank eigener Rechtsabteilung alles bis zur letzten Instanz aus. Selbst wenn man gewinnt, kostet das extrem viel Nerven und Geld.
Nun ja, ich habe nun diesen und einige andere Aufsätze in denen von Markennamen die Rede ist geändert. So ist nun von V* die Rede. Im Prinzip geht es ja auch nicht um dieses Mineralwasser, sondern ich habe dies nur als Aufhänger genommen um über Mineralstoffe und den Mineralstoffgehalt von Wässern zu dozieren. Da eignete sich die Werbung dieses Mineralwassers gut, denn die Firma machte zeitweise Werbung mit jemanden der mit einem anderen zusammen einen Baumdurchsägte und nach Genuss des Mineralwassers sehr viel kräftiger wurde. Wenn dies bei diesem Mineralwasser (das 403 mg/l Mineralstoffe enthält – hier im Süddeutschen Raum gibt es Wasser mit dem 10 fachen Gehalt!) der Fall ist, so eignet es sich natürlich gut als Beispiel.
Bislang hatte ich keine größeren Probleme wegen meinen Artikeln. Ab und an melden sich Mitarbeiter einiger Firmen die Produkte herstellen. Meist will man mich auf „Fehler“ meiner Artikel hinweisen. Bislang habe ich meist nichts mehr von diesen Mitarbeitern gehört, nachdem ich darauf Hinweis, dass ich Lebensmittelchemiker bin und vielleicht ein bisschen von dem verstehe was ich schreibe.
Das einzige mal wo ich Kontakt mit einem offiziellen Organ hatte, war eine Beschwerde des Verbands der Süßwarenindustrie über einen Artikel über ein Stieleis mit Orangenüberzug. Diese Beschwerde wurde kommentarlos zurückgezogen als ich sagte um welches Produkt es sich handelt (das stand nicht im Artikel). Ein paar Wochen später verschwand es auch aus dem Sortiert der Kette die es anbot….
Trotzdem, mir ist einiges klar geworden. Man muss vorsichtig sein mit dem was man im Internet von sich gibt. Ich sehe meine Artikel als Hilfe für die Verbraucher. Informationen über Lebensmittel an Beispielen. Ich denke auch meine Beurteilungen sind korrekt. Eine Firma sieht das anders und will wohl ihr Produkt nur positiv besprochen sehen. Angesichts der Finanzkraft und der meist horrenden Schadensersatzforderungen werden solche Rechtsstreitigkeiten wenn man sie auskämpft sehr teuer und dies wegen einem Angebot, dass einen selbst nur Arbeit und Geld kostet.
Vielleicht sollte ich die gesamte Ernährungsrubrik vom Netz nehmen. In den letzten Jahren habe ich dort sowieso sehr wenig gemacht, nur einige Light-Produkte im letzten Jahr besprochen (als Nebenwirkung meiner Diät). Natürlich sollten niemand Verleumdung im Internet dulden müssen. Aber so wie es jetzt ist, kann man niemanden raten etwas kritisches über irgend ein Produkt zu äußern. Das zählt nicht als freie Meinungsäußerung, sondern als eine Veröffentlichung, genauso als würde ich eine Zeitung oder ein Buch herausgeben. Selbst wenn man recht hat kostet dies so viel Geld dies zu beweisen, dass man wohl eher nachgibt.
Kurzum: Die freie Meinungsäußerung im Internet ist ein Minenfeld. Schade dass es soweit gekommen ist. Doch es ist eine Einnahmequelle für Anwälte geworden, die mit einer Suchmaschine ohne größere Arbeit dutzende von Mahnschreiben automatisiert verschicken können. Irgendwie müssen die vielen Anwälte (Deren Zahl hat sich von 1990 bis 2006 verdoppelt!) ja auch beschäftigt werden….