Ein fundamentales Recht auf Waffen?
Wow, noch nie hatte ich ein Weblog so schnell abgeschlossen – das letzte in 3 Tagen einfach weil ich viel geschrieben habe. (Ein Weblog Artikel ist eine normale HTML Seite und wann eine neue fällig ist hängt nicht daran wann ich schreibe sondern ich mache eine neue auf wenn ich 30 KByte an Text zusammen habe, dass sind etwa 6-7 Seiten Text, wenn man es ausdruckt).
Nun ja heute wieder ein Thema das nix mit Raumfahrt zu tun hat (ja auch so was gibt es). Ich diskutiere seit einigen Wochen mit einem Bekannten in den USA über das Recht Waffen zu haben, das in den USA ein verfassungsmäßig garantiertes Recht ist. Nun gab es das Massaker in Virginia und dieses Thema kommt auch wieder in die öffentliche Diskussion.
Nun Waffen sind nur Werkzeuge, das wird immer wieder betont. Nicht die Waffen töten, dass sind die Menschen die den Abzug drücken. Genauso gut, so wird argumentiert hätte man mit einem Messer ein Blutbad anrichten können oder mit einer Bombe. Nun ja da hat derjenige Recht, aber er hat etwas vergessen: Es ist weitaus schwieriger mit einem Messer 30 Menschen umzubringen. Zum einen physisch (man gelangt auch in Gefahr leicht überwältigt zu werden) und physiologisch. Es ist eine Sache mal kurz einen Bügel durchzuziehen und eine andere jemand der einem auf Armeslänge nahe ist ein Messer in die Brust zu stoßen, mit dem Widerstand der Weichteile, der Knochen, dem herausspritzenden Blut und dem Gesichtsausdruck des Opfers (und meistens reicht ein Stoß auch nicht). Zu Bomben ist zu sagen, dass ich denke dass man selbst in den USA nicht einfach so Sprengstoff erwerben kann wie dies auch bei uns verboten ist.
Vor allem, wenn man sich dieser Argumentation anschließt: Wo ist dann das Ende? Warum sind dann in den USA nur halbautomatische Waffen (man lernt immer was wenn man für einen Eintrag recheriert: Das sind Waffen die nach einem Schuss die nächste Patrone automatisch nachladen, aber pro Druck auf den Auslöser nur einen Schuss abgeben, eine Vollautomatik gibt dagegen einen Feuerstoß ab solange man ihn gedrückt hält) legal erhältlich? Okay das deckt schon so was wie ein STEYR AUG Z, ein Sturmgewehr mit 42 Schuss pro Magazin ab (Bild), doch wenn die Waffe selbst nicht das Problem ist, warum dann da aufhören? Sollte man dann nicht auch das Recht auf vollautomatische Waffen haben? Oder Maschinengewehre? Oder einen Panzer? Wo ist da die Grenze? Im Prinzip ist doch eines klar: Anders als ein Messer das man auch zum Essen brauchen kann ist eine Waffe nur zum Töten geeignet. Wenn ich Gewehre zur Jagd einmal herausnehme kann man sogar konkreter sagen: Zum Töten von Menschen. Ist es ein fundamentales Recht etwas zu bei sich tragen oder zu besitzen dass es einem so leicht macht einen anderen umzubringen?
In Deutschland kann man einen Waffenschein bekommen, wenn man die Waffe beruflich braucht (als Mitarbeiter von Wachdiensten, Jäger etc). oder einem Sport nachgeht (dann wird aber die Waffe in der Regel im Sportheim verblieben müssen). Privatpersonen müssen glaubhaft eine höhere Gefährdung als die Allgemeinheit nachweisen. Das klappt hier seit 60 Jahren ganz gut. Natürlich haben Kriminelle öfters Waffen als Normalbürger. Aber die Zahl der Toten durch Mord und Totschlag hält sich doch in Grenzen.
Mörder | USA | Deutschland |
---|---|---|
Tote pro Million Einwohner | 42.802 | 11.6461 |
davon durch Schusswaffen | 27.9271 | 4.65844 |
davon ohne Schusswaffen | 14.8749 | 6,98766 |
Nun was wollen uns diese Zahlen sagen? Zum einen ist es offensichtlich in den USA wahrscheinlicher ermordet zu werden. Das Gesamtrisiko ist 4 mal höher als bei uns. Klammert man Schusswaffen aus, so ist es nur knapp doppelt so hoch. Die Zahl der Toten durch Schusswaffen ist 6 mal höher als bei uns. Das macht meiner Ansicht nach mehrere Dinge klar:
Die Gewaltbereitschaft die sich eben auch in Morden ausdrückt ist in den USA eine andere als bei uns. Hat man keine Waffe und muss dies „anders“ tun, so fällt dies deutlich schwerer jemanden zu ermorden, denn dann gibt es „nur“ doppelt so viele Tote. Mit einer Waffe geht es offensichtlich einfacher, vor allem weil man auch einfacher an eine herankommt. Denn dann ist das Risiko sechsmal höher. Anders ausgedrückt: In der BRD sterben 35 % der ermordeten durch eine Feuerwaffe, in den USA 65 %.
Fragt man warum die Gesetze nicht revidiert, so bekommt man interessante Antworten: So sollen nicht nur die Kriminellen Waffen haben und jeder sollte das Recht haben sich zu verteidigen. Kriminelle haben eher Waffen das ist klar. Doch die Bereitschaft sie auch einzusetzen oder gar nicht erst zu warten um zu sehen ob der andere auch bewaffnet ist, der einem bei einem Einbruch oder einer anderen Straftat erwischt dürfte wohl höher sein in einem Land wo man damit rechnen muss, das jeder Haushalt bewaffnet ist. Vor allem welche Alternativen hat man dann? Entweder ich erschieße den anderen oder ich werde erschossen. Wenn man Waffen nicht nur verbietet sondern auch danach schaut, dass sie systematisch aus dem Verkehr gezogen werden, dann dürften auch Kriminelle langsam aber sicher über weniger Waffen verfügen. Das funktioniert in den USA natürlich nur landesweit, so waren bisherige Versuche das in einzelnen Bundesstaaten zu regeln nicht besonders erfolgreich.
Das zweite ist der Wunsch sein Eigentum zu beschützen. Dafür werden offensichtlich die meisten Waffen gekauft. Nun gibt es immer wieder Unruhen und die Plünderer nach Catherina in New Orleans sprechen auch nicht gerade für die Polizei / Nationalgarde (Die USA haben trotz 456000 Nationalgardisten offensichtlich Probleme ihre Bürger im Zaum zu halten wenn Naturkatastrophen die Infrastruktur zerstören.
Das ist das Problem: Offensichtlich ist dese Gesellschaft nicht (oder noch nicht) stabil. Kleinste Erschütterungen führen zum Chaos. Wenn ich in einer solchen Gesellschaft leben würde und Politiker wäre, dann würde ich alles tun um neben Verbesserungen der sozialen Situation (die ja die Ursache sind) vor allem Waffen aus dem Verkehr zu ziehen. Das ist doch so ziemlich das letzte was man haben will wenn es Konflikte gibt. Sie können sie nur verschärfen. Das wäre wie wenn man in einem Land voller Kiffer den Haschischverkauf an jeder Ecke erlauben würde.
Manchmal habe ich das Gefühl die USA leben immer noch in der Zeit des Wilden Westens – ich glaube aus dieser Zeit stammt auch dieses Bedürfnis sich verteidigen zu müssen. Diese Waffennarretei die dort verbreitet ist, die Bereitschaft sie zu schnell einzusetzen und auch das Verhalten in der Weltpolitik als Sheriff, der einfach auf eigene Faust sein Ding durchzieht sprechen doch eine deutliche Sprache. Vielleicht sollten sie mal den Schritt ins nächste Jahrhundert machen….