Vom Bildungssystem
Dank PISA wissen wir ja, dass wir nur Mittelmaß sind und es bessert sich zwar langsam, aber nicht so richtig. Heute mal einer von meinem „jetzt gebe ich auch noch meinen Senf dazu“ Artikeln und zwar nicht über theoretische Konzepte sondern praktische Erfahrungen.
Da ist zuerst einmal das Schulsystem. Dieses dreigliedrige Schulsystem selektiert Kinder im Alter von 10 in 3 Kategorien und stammt aus dem letzten Jahrtausend als es noch eine Ausbildung für Arbeiter mit praktischen Elementen und Grundkenntnissen, eine für Kaufleute mit etwas mehr Theorie und eine die auf eine universitär führen sollte gab.
Das ist weder Zeitgemäß noch sinnvoll, vor allem das frühe Selektieren. Ich habe eine Augenschwäche die bedeutet dass ich ohne Brille nur 5-10 % sehe, und die erkennte man erst in der 4.ten Klasse. Vorher war ich ein miserabler Schüler, weil ich schlicht und einfach nichts lesen konnte was an der Tafel stand. Die „Karriere“ können sie sich denken, ich landete natürlich auf der Hauptschule. Diese schloss ich als Klassenbester ab, es folgte die Berufsfachschule wo ich den Realschulabschluss nachmachte (wiederum Klassenbester) und dann das Gymnasium (diesmal zum Abschluss bester von beiden Gymnasien). (Man kann ja mal raushängen lassen worauf man stolz ist).
Im wesentlichen deckt dieses System schon heute nicht mehr die Anforderungen der Gesellschaft und des Arbeitsmarkts ab. Ein Wechsel ist heute eigentlich nur abwärts möglich. Das ein Realschüler ins Gymnasium wechseln kann ist vielleicht noch in der 5+6 Klasse möglich, dann aber nicht mehr.
Mein Vorschlag: Eine einheitliche Schulausbildung für alle mit 9-10 Jahren Dauer. Diese ersetzt Haupt- und Realschule. Danach eine 3 jährige Schule mit dem Abitur als Abschluss, so dass man eine 13 (oder besser 12) jährige Gesamtdauer bekommt. Den unterschiedlichen Interessen und der Forderung nach guten Fremdsprachenkenntnissen (ich weiß, was es heißt wenn man mit 17 zum ersten Mal in seinem Leben französisch lernt) kann man dahin begegnen, das man schon in den 9 Jahren in den höheren Klassen Wahlpflichtfächer anbietet also eines von mehreren muss genommen werden wie Vertiefungskurse in Physik und Chemie oder Zusatzfächer wie Fremdsprachen oder Informatik.
Dazu gehören auch die Fächer Textiles werken, Kochen, Handwerken, Sport, Kunst und Musik: Aus einem sehr wesentlichen Punkt. Ich kann gut sein in vielen Fächern in denen ich nicht begabt bin indem ich lerne. Wenn ich aber unsportlich bin oder keine musische Ader habe, so werde ich nie in Sport, Musik und Kunst gut sein. Solche Fächer haben dann auch nichts in der schule als Pflichtfächer verloren sondern sind eher etwas für Arbeitsgemeinschaften.
In den oberen 3 Klassen sollte dann der Stoff fürs Abitur gelernt werden und die Schüler sollten eines lernen – eigenständig, effektiv und systematisch zu lernen. Das ist wichtiger als die Beherrschung eines Stoffs, obgleich man natürlich auch hier schon mal sich orientieren kann in welche Richtung man später gehen will mit einem naturwissenschaftlichen, technischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Zweigen mit anderer Ausrichtung. Ich weiß, man weis oftmals selbst nach er Schule nicht was man studieren will, aber man weiß meistens in den oberen Klassen doch zumindest, welche Richtung: Interessiere ich mich Sprachen oder Technik? Für Geschichte oder Naturwissenschaften? Und man kann hier vielleicht eine Richtung einschlagen und so Grundvoraussetzungen schaffen.
Ich denke 12 Jahre Schule sind genug. Ziel sollte es sein die Leute gut auszubilden, aber nicht bis sie 20 sind. In der Hinsicht begrüße ich dass einige Länder die Lehrpläne auf 12 Jahre umgestellt haben wie z.B. Baden-Württemberg.
Wie sollet die Schule aussehen? Ich bin für eine betreute Ganztagsschule bei der auch die Hausaufgaben gemacht werden und der Samstag frei ist. Aus einem Grund: So kann man Schülern helfen die Probleme haben und die Gefahr, dass die Hausaufgaben nicht gemacht werden ist geringer. Sicher, es wird immer Probleme geben, aber je mehr man unterstützt desto weniger sind es.
Der nächste Punkt ist, dass ich für Schuluniformen bin. Ja die Dinger sehen in der Regel hässlich aus, doch das muss ja nicht sein. Aber ich sehe auch diesen Markenfetischismus, der seit meiner Zeit enorm zugenommen hat. Das Ausgrenzen von Schülern die das nicht mitmachen oder deren Eltern es sich schlicht und einfach nicht leisten können. Wenn es keine unterschiede in der Kleidung gibt dann fällt das weg. Es ist unpopulär, doch denke es isst besser als die derzeitigen Zustände, zumal die Kinder noch nicht die Einsicht haben, dass der Wert eines Menschen nicht von seiner Bekleidung abhängt.
So ein Schulsystem hatten wir ja schon mal, in der DDR. Finnland hat es von uns abgekuckt. Und jetzt fassen sich die Finnen an den Kopf weil ihnen ständig „Experten“ geschickt werden die ihr Schulsystem abkupfern sollen, aber noch nicht mal merken daß sie genau das selber abgeschafft haben. Und solche „fähigen“ Leute bestimmen wo es hier langgeht. Kein Wunder daß dabei nichts Vernünftiges rauskommt.