Die unendliche Geschichte der ISS …
…werde ich wohl hier nicht erzählen können, aber ich will nachdem die Station am Wochenende wieder mal in die Schlagzeilen kam, weil Computer im, russischen Modul zur Kontrolle der Station nach der Montage eines neues Solarpanels ausfielen möchte ich mal das Hauptaugenmerk auf deren Zukunft richten.
Die USA werden die Station weitgehend fertigstellen. Weitgehend, das heißt, dass nach dem Ausfall der Columbia sich nicht nur der Zeitplan verschoben hat sondern auch einige Elemente wegfallen. Die drei wichtigsten waren ein amerikanisches Wohnmodul, ein russisches Labormodul und ein russisches Zentrifugenmodul für Arbeiten unter reduzierter Schwerelosigkeit. Dadurch wurde auch die Besatzungsstärke von 7 auf 6 reduziert und die Besatzung hat etwas weniger Komfort.
2010 soll die Station mit 7 Jahren Verspätung fertiggestellt werden, schon 2016 soll sie eingemottet werden. (Die Lebensdauer soll 15 Jahre betragen, doch durch die Verzögerungen beim Aufbau befinden sich einige Module schon seit 1998 im Orbit).
Das Hauptproblem welches die ISS hat ist, dass eine Raumstation nur richtig sinnvoll ist, wenn man sie laufend dem Stand der Technik anpassen kann. Alle Laborversuche befinden sich in standardisierten Racks und es war von Anfang an vorgesehen diese auszutauschen, Materialproben, Experimente und Racks wieder zur Erde zurückzubringen und neue hoch zu transportieren.
Dies sollte mit dem Shuttle geschehen, der auch die Mannschaften transportiert und das einzige Raumfahrzeug ist, dass 7 Personen zur ISS transportiert. Das derzeitige Verfahren – 2-3 Astronauten mit Sojus Kapseln zu starten – war als Übergangslösung für den Aufbau gedacht.
Die ISS hat zwei Kopplungsstutzen für russische Sojus Kapseln / Progresskapseln. Derzeit ist einer von der 2-3 Köpfigen Mannschaft und ihrem Sojus Raumschiff belegt, ein zweiter wird benutzt um mit einem Progress Raumschiff Fracht zu befördern, vor allem Gase und Wasser, aber mit ihm auch die Station anzuheben. Die Nutzlastkapazität eines Progress Raumtransporters liegt bei 2.3-2.5 t. Durch die kleinen Luken können keinerlei Racks transportiert werden und nur kleine Ersatzteile.
Der europäische ATV soll ab 2007 die Progress ersetzen. Ein Transporter transportiert 7.5 t Fracht, sowohl Treibstoff, wie auch Gase und Wasser, aber auch Lebensmittel und Versorgungsgüter zur Station und nimmt 6.3 t Abfälle mit die beim Wiedereintritt verglühen. er ist jedoch nicht zum Transport von Racks ausgelegt und kann nichts zur Erde zurückführen. Mit dem ATV, bei dem ein Flug etwa 330 Millionen Euro kostet und von dem pro Jahr etwa ein Flug geplant ist wird die Raumstation in Zukunft weitgehend versorgt werden. Ergänzt wird die Versorgung durch das japanische HTV, mit 6 t mit etwas kleinerer Nutzlastkapazität und etwas weniger Fähigkeiten (Es kann nicht automatisch andocken, nicht die Bahn der Station anheben und keinen Abfall entsorgen).
So kann man zwar ab 2010 mit 2 Sojus Raumschiffen eine Stammbesatzung von 6 Mann halten und mit ATV / HTV die Station versorgen. Doch das gesamte Equipment veraltet und damit sinkt auch der (schon bescheidene) Nutzen der Station. Rückführen kann man fast nichts in den kleinen Sojuskapseln.
So gibt es Pläne der ESA das ATV so umzubauen dass es diese Lücke füllen kann, verschiedene Alternativen werden diskutiert. Von einem großen Druckluftmodul welches dann sperrige Ausrüstung transportieren könnte bis hin zu einem Gefährt das auch den Wiedereintritt übersteht und so Rückführungen von Geräten und Proben ermöglicht. Die Frage ist: wer soll das finanzieren? Die ESA finanziert derzeit mit dem ATV ihren Anteil an den Betriebskosten der Station. Der einzige Partner der nach dem Bauende gravierend finanziell entlastet ist, sind die USA und die haben die eingesparten Milliarden (ja es sind Milliarden, denn das Shuttle fliegt nur noch wegen der ISs und es kostet die USA etwa 4 Mrd. USD pro Jahr) schon für das neue „Mondprogramm“ verplant. Russland soll angeblich einen Raumgleiter namens Klipper planen, der neben einer größeren Besatzung von 6 Mann auch 700 kg Fracht transportieren kann. Doch ich glaube nicht an Kliper. Russland kann sich nicht mal seine Module für die ISS leisten, die es selbst starten kann. Auch die Trägerrakete, die zuerst für Kliper im Gespräch war (die Raumfähre ist doppelt so schwer wie eine Sojus Kapsel) wurde nicht gebaut weil man dafür kein Geld aufbringen konnte, so soll eine Zenit umgerüstet werden um damit Kliper zu starten. Das alles sieht doch nicht nach einem Konzept aus das umgesetzt wird. Die ESA hatte daran so große Zweifel, dass sie eine Einladung zur Zusammenarbeit ausschlug. und die USA werden sicher nicht Russland für den Transport von Mannschaften und Fracht bezahlen, genauso wenig wie sie Europa bezahlen werden,
Was wird also bleiben? Die ISS wird fertiggestellt werden. Ihr Nutzen bleibt bescheiden. Sie wird viel kürzer als gedacht im Einsatz sein und irgendwann mal im Meer versenkt werden. Die Öffentlichkeit wird es weitgehend ignorieren, sie ist nur an bunten Filmchen interessiert und die kann man auch jetzt schon drehen. Ach ja… Nach ESA Angaben kosten diese bunten Filmen respektive die ISS alle beteiligten Länder bis 2010 etwa 100 Milliarden Euro.