Die Germanen

So lautete der Titel einer vierteiligen Reihe auf Arte, die im modernen "Edutainment" spiel das Leben der Germanen in 4 Epochen zeigte. Ich möchte mich einem Aspekt heute widmen und zwar der Tatsache, dass es dem römischen Reich nicht gelang "Germanien" zu besetzen. Ich habe "Germanien" in Gänsefüsschen geschrieben, weil es das damals nicht so gab. Es gab auch nicht DIE Germanen. Es gab zahlreiche Stämme mit einer gemeinsamen Runensprache und gemeinsamen Sagen und Gebräuchen, so wie es verschiedene keltische Stämme gab. Doch es gab kein Germanisches Reich und sich selbst bezeichneten sie sich auch nicht so – die Germanen waren nur ein Stamm von vielen der von Cäsar als Gattungsbegriff benutzt wurde. Vielleicht um sie bedrohlicher erscheinen zu lassen, denn mit einem stamm wurden die Römer immer wieder fertig, nicht jedoch mit der Gesamtheit.

Schon um 100 vor Christus machten die Römer Bekanntschaft mit den Germanen. Die Kimber und Teutonen zogen durch Gallien nach Norditalien. Eine römische Armee die sie aufhalten sollte wurde zerschlagen. Sie suchten Siedlungsland und sollten dieses auch nach einer List des römischen Konsuls angeblich bekommen, wurden dann jedoch in einen Hinterhalt gelockt, bei dem sie aber in der Schlacht bei Noreia siegreich waren. Auch das zweite Zusammentreffen einige Jahre später war für sie siegreich, nicht jedoch das dritte bei dem die Römer Kimbern und Teutonen separat angriffen. Hier zeigte sich schon die größte Schwäche, jeder stamme kämpfte einzeln und oftmals auch gegeneinander.

Trotzdem hinterließ dies großen Eindruck bei den Römern. Man schrieb 102 v.Christus, die Römer hatten damals schon Karthago und Griechenland besiegt, verfügten über Gebiete in Afrika, Spanien und Sizilien und waren eine Großmacht im Mittelmeerraum. Trotzdem konnten zwei kleine germanische Stämme römische Armeen vernichtend schlagen und bis nach Oberitalien vordringen. wären die beiden Stämme wirklich auf eine Eroberung aus gewesen so wäre Rom in einer üblen Lage gewesen, doch die beiden Stämme zogen 12 Jahre lang auf der Suche nach Siedlungsland getrennt durch Gallien und die Schweiz.

Cäsar kam bei seinem gallischen Feldzug in Kontakt mit den Sueben, die er schlagen konnte. Trotzdem wagte er es nicht den Rhein zu überschreiten um dort seine Eroberungsfeldzüge fortzusetzen. Er ließ eine Pontonbrücke als Beweis bauen, dass sie jederzeit übersetzen könnten, riss sie aber nach dieser Demonstration der Macht ab. Das war 58 v.Chr. Danach war das römische Reich fast ein halbes Jahrhundert erst einmal mit verschiedenen Bürgerkriegen beschäftigt. Unter Augustos kam der Gedanke erneut auf die Grenzen zu erweitern. Tiberius unternahm Feldzüge bis zur Nordsee und Ostsee und beanspruchte danach Germanien erobert zu haben. Zahlreiche direkt am Rhein liegende Stämme unterwarfen sich den Römern und es kam zur Gründung von Militärlagern rechts des Rheines. Doch die Behandlung der "besiegten" gegen die es nie eine richtige Schlacht gab durch die Römer und ihren Statthalter Varus führte dazu dass sich ausnahmsweise mehrere germanische Stämme zusammenschlossen und die Römer in einen Hinterhalt lockten und dort 3 Legionen vernichtend schlugen.

Nach einigen Rachfeldzügen zog man sich daraufhin auf die natürlichen Grenzen Rhein und Donau zurück. Von den 24 Legionen der römischen Armee welche das gesamte Weltreich absichern sollten (das sich von England bis Nordafrika in Nord-Süd Ausrichtung und von Spanien bis zu Syrien in Ost-West Ausdehnung erstreckte waren nicht mehr als 9 nur an diesen beiden Flüssen stationiert um die Grenzen zu sichern.

Im Jahre 83 v.chr. drangen die Römer erneut nach Schwaben vor um die Grenze zu verkürzen. Später bauten sie dort den 500 km langen Limes mit 900 Wachtürmen um die Grenze zu sichern. Weitere Bestrebungen Land zu erobern gab es nicht mehr. Der Limes wurde in er folge immer wieder überrannt und schließlich als es einen innerrömischen Bürgerkrieg gab 260 n.chr ganz aufgegeben. Zu dieser Zeit war das römische Reich schon weitgehend geschwächt und die Germanen begannen sich zu Großreichen zusammen zu schließen. Als schließlich die Völkerwanderung einsetzte durch den Druck der Hunnen hatten die Römer den Germanen nichts mehr entgegenzusetzen. Sie fielen in England ein als die Römer es 406/7 verließen, sie nahmen sich einfach römische Provinzen. Die Vandalen ließen sich zuerst in Spanien nieder (V)Andalusien, dann gingen sie nach Afrika. Die Franken ließen sich in Nordfrankreich nieder. Die Westgoten und Burgunden in Frankreich und die Langobarden in der Lombardei. 406 n.Chr. plünderten die Westgoten unter Alarich Rom, das erste mal seit 483 v.Chr. und 471. n. Chr. setzten die Vandalen den letzten römischen Kaiser ab.

Das besondere an dieser Geschichte über 500 Jahren ist, dass es den Römern nie gelang die Germanen zu unterwerfen, obgleich sie in vielen Feldzügen siegreich waren. Dabei fanden die Auseinandersetzungen statt als Rom schon eine Weltmacht war – Sie hatten die rivalisierenden Großreiche ihrer Zeit – Karthago und die 3 diadochenreiche niedergerungen. Gegner mit größeren und disziplinierten Truppen als es die Germanen waren. Die Kelten konnten bezwungen werden, obwohl sie viel mit den Germanen in Kampfesweise aber auch Zersplitterung in Stämme gemeinsam hatten. Warum gelang es nicht bei den Germanen? Sicherlich nicht wegen des Geländes wie immer angeführt wurde. Sicherlich, damals gab es in Deutschland viel mehr Wälder als heute, doch die Germanen betrieben auch damals schon Landwirtschaft und auch in Gallien gab es noch große Wälder. Wirtschaftlich interessant war damals Germanien auch – wegen der Salz und eisenvorkommen und dem Bernstein an der Ostsee (dem Hauptgrund für die Feldzüge zur Ostsee rund um Christus Geburt. Es war wohl die Einsicht, dass anders als bislang geschlagene Gegner es bei den Germanen nicht reicht nur siegreich zu sein. Sie ließen sich eben nicht "romanisieren" und eingliedern, auch wenn sie sich im Laufe der Jahrhunderte mit den Römern arrangierten und eine Wirtschaftsgemeinschaft bildeten.

Das war eben kein einfacher Eroberungsfeldzug der hier möglich. Genauso taten sich die Römer schwer gegen die Briten im Norden Englands und die Parthern und später Persern im Osten. Keiner dieser beiden Völker band jedoch solche Kräfte über Jahrhunderte. Zahlreiche Germanen dienten im römischen Heer als Söldner, sie zeichneten sich durch große Tapferkeit und Loyalität aus und stellten schließlich die kaiserliche Leibwache.

Die germanischen Reiche unter denen sich später das Frankenreich als größtes herausbildete traten die Nachfolge des weströmischen Reiches an. Später erwuchs daraus sogar die kulturnachfolge, denn der deutsche Kaiser war der Kaiser des "Heiliges Römisches Reich deutscher Nation".

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