So lautet ein Titel des neuen Albums von Annett Louisan, das ich derzeit höre. Mir gefällt die Musik von ihr recht gut, allerdings dreht sich doch viel um eines: Mädchen oder besser gesagt junge Frauen finden es ganz okay biestig, zickig, extravagant, verwöhnt und unlogisch zu sein und das ist erstaunlicherweise gesellschaftlich heute sogar weitgehend akzeptiert.
Da stellt sich die Frage: war dies schon immer so oder ist dies etwas neues.? Nun das erinnert mich zuerst einmal an ein Zitat eines griechischen Philosophen, dass die Jugend verkommen und moralisch verdorben ist und es mit der Jugend wohl bald mit der Gesellschaft bergab gehen wird. Nun, da dieser Vorwurf also seit gut 2000 Jahren existiert und die Zivilisation offensichtlich nicht untergegangen ist scheint es wohl ein Jugendphänomen zu sein, das sich gibt, wenn die Jugendlichen älter werden
Trotzdem: Wenn ich mich an meine Jugend zurück erinnere gab es so was nicht. Dabei war ich 5 Jahre lang in einer Schulform mit deutlichem Mädchenüberschuss. Ich kann mich nur an eine "Prinzessin" erinnern, die "Anette" hieß, aber auf "Janette" als Name bestand und lispelte so etwa wie Franzosen Deutsch sprechen – zumindest so lange bis sie sich aufregte, Ansonsten war damals nicht zu spüren von Zickigen Gebärden, Extravaganz und vor allem den Begleiterscheinungen die sich in einer enormen Konsumorientierung äußert – Sie wissen schon schuh-Sammeltick, Shopping und dergleichen (warum geben Frauen eigentlich solche Unsummen für schuhe aus – sie sind wohl die am wenigsten beachtetsten Kleidungsstücke überhaupt)
Was hat sich geändert? Zum einen gab es damals Themen die uns bewegt haben, gegen die man demonstrierte oder für die man sich einsetzte: Sei es den Nato Doppelbeschluss mit der Nachrüstung oder das Einsetzen für eine saubere Umwelt und mehr Ökologie. Ich denke Ziele sind wichtig in der Jugend, auch wenn es fast schon ein Naturgesetzt ist, dass man sie nicht erreicht. aber es gehört dazu daran zu wachsen, auch wenn man sich aufreibt. Eben die sturm und Drang zeit zu kanalisieren. Was gibt es heute wofür man demonstrieren könnte? Gegen die Globalisierung? Möglich, aber recht sinn frei? Gegen die Parteienlandschaft die so homogen ist wie destilliertes Wasser?
Vielleicht ist es so, dass wenn man nicht sich für irgend etwas einsetzt man anfängt die Leere zu füllen indem man Schuhe sammelt, Geld ausgibt oder ähnliches. Im Falle von Jungen dann wohl eher aggressives Verhalten und Angebertum. Das ganze hat aber auch einen zweiten Aspekt. Nämlich, dass dies nur möglich ist, wenn es kein Regulativ ist. Man kann dem Shopping-Wahn nicht nachkommen, wenn die Eltern das nicht finanzieren. Wer zickig ist und damit überall durchkommt wird sich nicht ändern, genauso wenig wie die kleine Prinzessin, die meint die Welt dreht sich nur um sie. Hier sind die Eltern gefragt. Vielleicht ist eine Folge der abnehmenden Kinderzahlen, dass die wenigen Kindern die es gibt verwöhnt werden sowohl von der Erziehung wie auch von dem materiellen Zuwendungen her.
Bekanntlicherweise ist unter Stars die Extravaganz in dieser Form gang und gäbe, Stichwort "Diva". Auch hier fehlt das Regulativ in Form von Kritik. Wozu dies bei Paris Hilton und Brittney Spears geführt hat ist ja bekannt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dies gibt. Ich bin da ganz optimistisch, die Wirklichkeit holt einen da schnell ein. Ich denke an jemanden der mir vor einigen Monaten sagte er wöllte Anwalt, Arzt oder Tierarzt studieren, wichtig wäre vor allem schnell viel Kohle zu verdienen um den Lebensstandard mit eigenem Auto und Pferd zu halten. Das Jura sehr theoretisch ist, der NC bei Medizin und Tiermedizin recht hoch ist und man Tiermedizin nicht am Wohnort studieren kann hat dann plötzlich die Studienwahl geändert, denn das – vielleicht auch eine Lehre des Lebens – Es gibt keine Jobs die man mit mittelmäßigem Abi studieren kann ohne sich richtig reinzuhängen. Schließlich sind die restlichen 80 Millionen Bundesbürger nicht dämlich und studieren nur die Dinge bei denen man wenig verdienen kann und bei denen man auch noch gute Noten braucht um sie zu studieren, so dass die lukrativen Jobs für die kleinen Prinzessinnen übrig bleiben…..
So und nun aus dem neuen Album von Annett Louisan die erste Single Auskopplung "Das alles wär nie passiert…" Die Melodie erinnert mich irgendwie an die Hintergrundmusik von Tropica, einem Computerspiel….