Heute startete Dawn, und damit die letzte Raumsonde die noch unter Clinton genehmigt wurde (im Haushaltsjahr 2001, dass noch Clinton verabschiedete). Dawn war einige Zeit auf der Kippe und fast daran eingestellt zu werden, konnte nun aber mit einem Jahr Verzögerungen doch starten. Die nächsten Jahre werden etwas magerer werden. In den letzten Jahren konnte man sich an einen bis zwei Raumsondenstarts pro Jahr gewöhnen. In der Pipeline sind nun nur 2 konkrete Missionen, das Mobile Mars Laboratorium das 2009 starten soll und der Lunar Reconnaissance Orbiter der nächstes Jahr dran ist. Alles andere was derzeit so auf den NASA Seiten herumschwirrt ist „under Study“ was im Prinzip heißt das man es sich noch überlegt.
Dies und der Kursschwenk von Bush im Januar 2004 weg von der erdnahen Raumfahrt (Einstellung von Space Shuttle und ISS) zurück zum Mond (ohne das man nach 3 Jahren bislang weis, was man dort konkret tun will) erinnert mich wieder an das Thema vom letzten Freitag und Gene Kranz Forderung nach einem nachhaltigen Plan für die NASA, oder zumindest im bemannten Bereich (gleichwohl ich denke dass es auch im unbemannten Programm eine Langzeitstrategie nicht schlecht wäre). Rekapitulieren wir doch mal das NASA Programm bis zu Apollo und was dann kam:
- Mercury hatte ein Ziel: Eine Person in einen Erdorbit zu bringen und Missionen bis zu 24 Stunden Dauer zu ermöglichen
- Gemini sollte die Grundlagen für Apollo Schaffen: Aktive Kontrolle der Kapsel durch die Piloten, Rendezvousflüge, EVA Aktivitäten und Langzeitflüge bis 14 Tagen Dauer.
- Apollo hatte zuerst das Ziel nur eine Person auf den Mond zu bringen und wurde später sukzessive wissenschaftlich aufgewertet.
Das sind keine hehren Ziele für die Wissenschaft, es war aber auch ein Wettlauf und bemannte Raumfahrt hatte nie Wissenschaft als oberste Priorität. Doch danach geriet alles aus den Fugen:
Man strich Apollo Missionen und Skylab 2 um Kosten zu sparen, obwohl man die Hardware, den größten Brocken schon bezahlt hatte und nur die Kosten für die Durchführung der Flüge aufbringen musste. Die Apollo Raumschiffe, Saturnraketen und das Raumlabor – alles Flughardware steht heute im Museum.
Stattdessen entwickelte man den Space Shuttle, zuerst um eine Raumstation aufzubauen und zu versorgen. Dann strich man die Raumstation wodurch der Shuttle eigentlich weitgehend nutzlos war, denn es gab nicht so viele Satelliten zu transportieren und zu starten. Der Shuttle wurde trotzdem gebaut und betrieben, obwohl er unökonomisch war. Nach dem Challenger fielen die meisten Satellitentransporte weg und eigentlich hätte man dann das Shuttle Programm einstellen können. Man hielt es durch Flüge zur Mir am Leben.
endlich, zu Ende der 90 er Jahre wird die ISS gebaut – die Raumstation für die man einen Shuttle benötigt. Nach dem Verlust der Columbia entschließt man sich dann Shuttle Programm und ISS nach deren Fertigstellung einzustellen. Dafür soll es nun zum Mond gehen, dem gleichen Ziel wie vor 40 Jahren. Und – das ist kein schlechter Witz – man setzt dazu die Triebwerke ein, die man für fortgeschrittene Versionen der Saturn V entwickelt hatte aber die nicht zum Einsatz kamen.
Ist das ein langfristiges Programm? Wernher vor Braun glaubte an eines. Er sah nach Apollo den nächsten Schritt auf dem Mars, mit der Zwischenstation einer Raumstation. De Faktor sind Raumstationen nicht nötig für Flüge zum Mars oder Mond wie manche Propagandisten sagen. Man kann die Module durchaus im Orbit zusammenbauen ohne eine Raumstation zu haben. Aber an Bord einer Raumstation kann man den 10 Monate langen Flug zum Mars unter Schwerelosigkeit erproben. Wenn es Probleme gibt kann man jederzeit zurück zu Erde und man kann dort Systeme testen die man für lange Expeditionen braucht wie Lebenserhaltungssysteme, Regeneration von Wasser und abgasen usw.
Wernher von Braun plante einen ersten Marsflug für 1981 und danach wären sukzessive längere Flüge gefolgt, später eine permanente Station. Das alles wäre sicher nicht preiswert gewesen, doch basierend darauf, dass man z.B. die Saturn dafür einsetzen konnte, die man schon entwickelt hätte wäre es „nur“ in etwa so teuer wie das Apollo Programm geworden, man hätte also nur die Finanzierung dessen weiterlaufen lasen müssen.
Die NASA hat seitdem eine viel größere Summe für Space Shuttle und ISS ausgegeben – aber was bekam man als Gegenwert? Die Ursachen sind leicht skizziert: Zum einen wirklich die fehlende Langzeitvision. Man entwickelt das Space Shuttle – doch wofür soll man es einsetzen? Es fehlt das Ziel bei den Projekten nach Apollo.
Das zweite ist die politische Unterstützung. Bush zeigt es heute deutlicher denn je – Er stellt einfach die beiden Projekte ein die derzeit laufen, nachdem man Milliarden dafür ausgegeben hat und setzt ein neues Ziel – das könnte ab 2009 schon wieder zur Diskussion stehen wenn ein neuer Präsident neue Prioritäten setzt. Es ist notwendig, dass einmal begonnene Dinge wenn sie gut laufen auch über Legislaturperioden unterstützt und ausgebaut werden. Man sollte dann aber auch nicht zurückschrecken Sackgasen wie das Space Shuttle rechtzeitig einzustellen. Rechtzeitig wäre 1986 gewesen – Nach Challenger war klar dass das Space Shuttle unwirtschaftlich war.
wenn man sich nicht dazu entschließen kann ein anspruchsvolles bemanntes Programm durchzuführen – auch das ist verständlich. Dann wäre es vielleicht an der Zeit es komplett einzustellen anstatt das Geld wo es nur geht zu sammeln und dafür bei der Grundlagenforschung und der unbemannten Forschung einen Kahlschlag zu verursachen.
Aber so wie es aussieht wird die NASA noch lange ohne Vision bleiben. Der derzeitige Administrator ist zumindest ein willfähriger Erfüllungsgehilfe von Bush.