Taxi zur Hölle

So hieß eine Dokumentation gestern in ARTE. Anhand des Beispiels des afghanischen Taxifahrers Dilawar, der bei einer Razzia verhaftet wurde weil er 3 Personen transportierte, die verdächtigt wurden einen Raketenangriff verübt zu haben. Nach 5 Tagen Folterung im Gefängnis Bagram verstarb. Anhand dessen wurde das System der Folterung oder „forcierter Verhörmethoden“ in Bagram, Abu Ghuraib und Guantánamo gezeigt.

Ich habe schon von den Folterungen gehört, aber die Dimension und die Vorgehensweise hat mich dann doch schockiert. Zur Vorgehensweise: Dilawar starb, weil ihm verschiedene US Soldaten die Oberschenkel mit vielfachen Knietritten „zu Brei geschlagen“ haben (so wörtliches Zitat des Obduktionsberichtes). Ursache war ein sich dadurch bildendes Blutgerinnsel, welches zum Gehirn wanderte und einen Gehirnschlag auslöste. Hätte er überlebt so hätte man ihm die Beine amputieren müssen. Warum wurde er so gefoltert? Weil er angeblich etwas mit einem Raketenangriff auf US Soldaten zu tun hatte und dazu keine aussagen tätigen konnte. So folgten immer mehr Schläge.

Der Bericht beschreibt dann die Folterungen wie Sinnesentzug (Herumlaufen mit verbundenen Händen und einer Kappe über dem Kopf) , Erniedrigungen wie Zwang zur Selbstmasturbation oder ausziehen (vor Frauen, besonders entwürdigend bei Moslems) bis hin zur „Waterboarding “ – Durch ein nasses Tuch wird die Atmung verhindert, was für den Betroffenen vergleichbar dem Ersticken beim Ertrinken vorkommt.

Die politische Dimension wird klar wenn dann im letzten Teil: Diese Folterung und andere Verstöße wie z.B.. das unbegrenzte Arretieren ohne dass jemals ein Verfahren eröffnet wird waren und sind politisch gewollt. Das FBI wurde von den Verhören abgezogen, ihre Verhörmethoden beruhten darauf mit dem Inhaftierten eine persönliche Beziehung aufzubauen in der er schließlich verlässliche Informationen preisgibt. Stattdessen übernahm der CIA mit dem Militär als ausführenden Organ. die Verhöre. Da man davon ausgeht, dass jeder inhaftierte ein Terrorist ist, schien jedes Mittel recht um Informationen aus ihm herauszupressen und 3000 tote Amerikaner scheinen jede moralische Hemmung weggewischt zu haben. Natürlich verstößt dies gegen die Genfer Konvention und auch gegen US Gesetze, angefangen von der Verfassung der USA bis hin einfachen Strafgesetzen. Daher gab es seitens der Führung beginnend beim Präsidenten über den US Außenminister Rumsfeld Direktiven die das von oben absegneten. Um sicher zu sein finden heute die Folterungen Guantánamo wurde gewählt weil es praktisch ein rechtsfreier Raum ist, nicht auf dem Hoheitsgebiet der USA, aber auch nicht Bestandteil von Kuba.

Erschreckend: Die Verhörenden der Militärpolizei haben „einfach nur Befehle“ befolgt. Kommt ihnen das nicht bekannt vor? Mich erinnert es an die Nürnberger Prozesse und andere Kriegsverbrecherprozesse. Dort sagten die Angeklagten genau dies. Das wurde seitens der Siegermächte natürlich nicht als Rechtfertigung für Kriegsverbrechen akzeptiert, obwohl Befehlsverweigerung im diktatorischen Hitlerdeutschland durchaus persönliche Folgen bis hin zur Erschießung haben konnte. So etwas haben die Militärpolizisten in den US Gefängnissen sicher nicht zu befürchten. Das macht mir Sorgen. Wir wollen eine Armee mit „dem Bürger in Uniform“, der eine Gewissensentscheidung fällt und haben gerade die Diskussion ob man z.B. eine entführte Passagiermaschine abschießen darf. In den USA scheinen die typischen Soldaten offensichtlich ihren Verstand abgeschaltet zu haben und sind bloße Befehlsempfänger.

Unverständlich ist auch wie ein Land das sich als „God blessed Country“ versteht herablässt Foltermethoden anzuwenden und meint diese nötig zu haben in einem Kampf gegen Terroristen. Die Ursachen für den Terrorismus liegen im Hass gegen die USA, vornehmlich begründet in ihrer Politik gegenüber arabischen Ländern. Durch Folterung wird das Bild des Erzfeindes eher bestärkt und dem Terrorismus zugearbeitet.

Vor allem ist Folterung ineffektiv: Letztlich wird jeder das unter Folter gestehen, was der verhörende hören will. Man muss nur ins Mittelalter zurückgehen, wo Menschen gestanden, Umgang mit dem Teufel zu haben, obwohl dies ihr Todesurteil war, denn darauf stand Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Schlussendlich muss dies weniger schlimm gewesen sein, als die dauernde Folter.

Man muss sich aber auch nur die offiziellen Zahlen der CIA ansehen. Demnach wurden in Afghanistan 83000 Menschen wegen Terrorverdacht inhaftiert. eine Unmenge von Terroristen! Nun ja nicht ganz. Von diesen haben maximal 8 % Kontakte zu den Taliban oder Al Qaida. Woher die Differenz kommt? Nun 93 % also praktisch der ganze Rest wurde nicht von den ISAF Truppen festgenommen sondern von der Nordallianz. Da es für jeden Verhafteten eine Kopfprämie von mehreren Tausend Dollar ist und dies ein bequemer Weg ist an Nachbars Opiumfeld zu kommen hat sich in Nordafghanistan die anzahl der Terrorverdächtigen enormen erhöh.

Wie viele sind davon wirkliche Terroristen? Nun auch hier gibt es Zahlen: Lediglich 10 dieser 83000 Menschen sind seitdem angeklagt worden! Ich bezweifele, das viel mehr als einige Dutzend echte Terrorverdächtige ins Netz gingen. doch ich bin mir eines sicher: Nach Folterung und der Erfahrung mit US Behörden dürfte ein guter Teil der 83000 inhaftierten wirklich zu Terroristen werden.

Dilawar hatte mit dem Raketenangriff nichts zu tun. Dieser wurde von dem afghanischen Milizchef begannen der ihn verhaften ließ und der dadurch mehr Geld und Personal in seiner „gefährdeten“ Region haben wollte. Die Sendung ist als Video verfügbar. Bitte schauen Sie diese an. Ich denke sie ist wichtig: http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=1705294.html

Zuletzt noch eine Neuerung. ein Blog sollte ja interaktiv sein. Zumindest würde mich interessieren ob dies irgend jemand liest. Ich habe ihn daher um einen Rätsel erweitert. Bei jedem Blog gibt es nun ein Bild aus dem Raumfahrtprogramm und sie dürfen raten was es GENAU ist (genau heißt: etwas genauer als beim folgenden Bild die Antwort „Eine Rakete“). Und damit es schwerer wird ist es kein Bild das ich bisher in meiner Webseite verwendet habe und natürlich macht der Bildername „raetsel001.jpeg“ es ihnen auch nicht einfacher. Also…. Was ist das hier? Die Antwort bitte als Kommentar in diesem Blog.

3 thoughts on “Taxi zur Hölle

  1. Das sieht aus wie eine Titan-1,die aus einem Silo startet. Eigenartig ist aber die Farbgebung und die Beschriftung auf der ersten Stufe, die sieht nach Fernost aus.

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