Die DDR

Haben sie auch am Sonntag und Montag den Film "Die Frau am Checkpoint Charlie gesehen?". Die Handlung war zwar stark übertrieben, wie die anschließende Dokumentation zeigte. doch der Film zeigt die DDR in einem anderen Licht als die filme der letzten Zeit vom Typus "Sonnenallee" und "Goodby-Lenin". Folgt man diesen, dann war die DDR eine Art großer Freiluft amüsierparkt wo Leute in blauen Hemden viel spaße hatten.

Zur Erinnerung: Das Bestreben die DDR zu verlassen, d.h. das Menschenrecht in Anspruch zu nehmen dort zu leben wo man es möchte war strafbar als Tatbestand "Republikflucht". Schon das stellen eines Ausreiseantrages hatte unmittelbare Folgen für das tägliche Leben. Da alle Betriebe staatlich waren konnte es durchaus vorkommen, dass man an einen weniger attraktiven Arbeitsplatz versetzt wurde. Kinder hatten Repressalien zu befürchten. Die Verflechtung von einer staatlichen Behörde mit praktisch allen anderen und anderen Teilen des Lebens ist das Kennzeichen der DDR. Karriere oder ein Studium war nur möglich wenn man angepasst an das System war.

Interessant waren auch die vielen Straftatbestände in der DDR, die es im Westen nicht gab. Da man Demonstrationen nicht generell verbieten konnte gab es verschiedene Straftatbestände dafür dass man unerlaubt demonstrierte. Neben dem Verletzten von Besitzrechten wie im Westen (Landfriedensbruch) auch neue Tatbestände wie "Rowdytum".

Dazu kam die STAI und ihr System der Bespitzelung des eigenen Volkes durch "inoffizielle Mitarbeiter" deren Zahl in die Hunderttausende ging. Ich bin mir sicher ich hätte bei meinem Hang allen Leuten meine Meinung zu sagen dort sehr schnell massiv Probleme bekommen. Sicher es gibt genügend Duckmäuser die sich mit dem System arrangieren können. Für Sie ist es auch bequem: Garantierter Arbeitsplatz unabhängig wie gut oder wie viel man arbeitet.

Ich war einmal während einer Klassenfahrt in Ost-Berlin. Wenn mich daran zurückerinner empfand ich dort alles als sehr bedrückend. Zum einen diese enorme Polizeipräsenz dort. die ist wahrscheinlich nur typisch für Ost Berlin, aber für Westler sehr ungewohnt und man fühlt sich sofort überwacht, zumal wie Westler recht leicht zu erkennen waren, an den Klamotten und daran das wir relativ laut und offen redeten. Als wir in eine Gaststätte gehen wollten sollten wir warten bis wir "zugeteilt" werden – Planwirtschaft lässt grüßen. Dann bevorzugten wir doch ein Restaurant das nur west Währung akzeptierte (und teurer als Westberlin war, bei nicht besonders gutem Essen). Trotzdem hatten wir Probleme an dem Tag unsere 25 DM Zwangsumtausch in der DDR loszuwerden. Schlicht und einfach weil wir nichts zu kaufen fanden, das sich lohne zu kaufen. Am Bahnhof Friedrichstraße legten wir alles Geld zusammen und eine von uns gab es einem Passanten – Der war übrigens nicht erfreut sondern konnte mit dem Geld wohl auch nichts anfangen.

Nach einer Umfrage sollen sich im Osten etwa 20 % der Bevölkerung die DDR zurückwünschen. Im Westen sind es glaub ich deutlich weniger, obwohl es für alle einschneidend war: 1989 war erstmals der Bundeshaushalt nach Jahrzehnten ausgeglichen. Seitdem mussten neue Schulden gemacht werden um das Defizit das man in en neuen 5 Bundesländern hatte zu decken. Seit der Wiedervereinigung etwa 100 Milliarden DM pro Jahr, oder mittlerweile etwa fast 1 Billion Euro. Der Westen stände heute recht gut da ohne diesen Aderlass, die Arbeitslosenquote wäre im Westen noch geringer als sie es jetzt ist (weil viele aus dem Osten seitdem in den Westen gingen um Arbeit zu finden). Trotzdem kenne ich keinen der sich die DDR im Westen zurückwünscht.

Wie kommt man dazu sich die DDR zurückzuwünschen? Ich denke es ist der "Rosarote Brillen" Effekt: Man nimmt nur noch wahr was gut war. Aber nicht die Nachteile, die es auch für systemtreue gab: Den Mangel an Konsumgütern der sich laufend verschärfte. Die geringe Auswahl an Gütern was sich in einem uniformen Aussehen ausdrückte. Der Raubbau an der Umwelt der sich in Erkrankungen in Industrieregionen und einer verseuchten Umwelt äußerte und der allgemein niedrigere Lebensstandard verglichen mit dem Westen.

Ich denke wir Deutschen hatten Glück: Nicht nur dass wir heute wiedervereinigt sind, sondern dass es auch ohne Revolution und Toten abging. Das ist durchaus nicht selbstverständlich wie andere Beispiele zeigen.

Sport

So, nachdem wir gestern gemeinsam den zweiten Weltmeistertitel gewonnen haben, heute mal eine kleine Nachlese in Sachen Sport.

So schön es war, dass das Endspiel der Damen übertragen wurde. Es ist eine Ausnahme. Dabei sind die Frauen soweit ich es überblicke meistens erfolgreicher als die Männer. Vor allem bei der Winter Olympiade ist es auffällig, aber auch bei der Sommer Olympiade.

Woran liegt das? Vielleicht zum einen bei unseren Fixation auf Fußball. Zwar heißen bei uns Sendungen zur besten Sendezeit "Sportschau" oder "aktuelles Sportstudio. Doch der Sport besteht nur aus Fußball. Da Frauenfußball bei uns noch nicht so populär ist, gehen vielleicht mehr von ihnen in andere Sportarten die ihnen mehr liegen, bei denen man aber nicht die große Karriere machen kann.

Wir lamentieren immer wenn es bei den Weltmeisterschaften und den olympischen Spielen nicht mit Medaillen klappt. Aber da sind doch die Probleme hausgemacht. Meiner Meinung nach gibt es zwei wesentliche Probleme: Das eine ist eben die Fixierung der Medien auf ein paar Sportarten: Fußball, Handball, Hockey, Boxen, Fahrradfahren das war es doch im wesentlichen. Wenn man sich für eine Sportart erst interessiert wenn alle 4 Jahre sie mal bei den olympischen Spielen eine rolle spielt. Wie soll man bitte junge Leute dazu bringen sich da zu engagieren? Solange etwas ein Nischensport bleibt wird der Zulauf gering sein und die Chance dass ein Talent sich darunter befindet ebenso.

Mehr Sport in der Breite und weniger Fußball in allen Medien wäre die Lösung. Das würde auch die Chancen der erfolgreichen Sportler verbessern mit ihrem Erfolg zu verdienen durch Werbung oder ähnliches. Das geht durchaus. Ich kann mich erinnern wie plötzlich Mitte der 80 er Jahre Tennis durch Boris Becker und Steffi Graf populär wurde. Dann wurde praktisch jedes Tennisturnier liefe übertragen. Die Nachmittage waren in den Sommermonaten gefüllt mit Tennis. Vorher hat sich kein Schwein für diesen "Elitären Sport" interessiert.

Das zweite ist eine gezielte Förderung. China hat begonnen nachdem sie die olympischen Spiele für 2008 zugesagt bekommen haben Sport massiv zu fördern. Talent-Scouts gehen in die Schulen und schauen nach Talenten und diese kommen dann auf Sportschulen wo sie optimal gefördert werden. Im noch kommunistischen Land verspricht dies auch materielle Vorteile für die Eltern selbst bei Sportarten die für uns unwichtig sind. In Athen haben sie sich so schon jeden Menge Medaillen abgesahnt. 2008, dazu muss man kein Prophet sein werden es noch mehr sein. Ähnlich lief es auch in der DDR und anderen kommunistischen Ländern ab.

Nun ist mir klar, dass dies so bei uns nicht geht. Doch es geht, dass man insgesamt den Breitensport mehr fördert. Gezielter nach Talenten sucht und ein System etabliert, das garantiert, das jemand der dann sich 100 % dem Sport widmet auch entsprechend materiell abgesichert und versorgt ist.

Das kostet Geld. Doch wir reden hier nicht über Milliarden. Bei olympischen Spielen sind etwa 1000 Teilnehmer dabei. Rechnet man 10 mal mehr die nicht dabei sind, aber gefördert wird. So sind das 10.000 Personen. Bei 50.000 Euro pro Person reden wir von einer summe von 500 Millionen Euro pro Jahr. Soviel sollte der Gemeinschaft der Sport wert sein. Zumal man ja durchaus bereit ist Unsummen für Übertragungsrechte nur für eine Sportart (Fußball-Bundesliga) auszugeben. Für diesen einen Sport von 18 Mannschaften mit vielleicht 500 Profis bezahlt man derzeit 240 Millionen pro Saison. Mein Vorschlag: Da Fußballvereine anscheinend im Geld schwimmen wie man sowohl bei den Vertragssummen sieht wie auch daran dass diese nun selbst die Stadien betrieben und eigene Arenen bauen anstatt eine Arena von den Gemeinden zu mieten, die man auch für andere Sportarten nutzen kann wäre es nicht dumm dass diese die hälfte ihrer Einnahmen für andere Sportarten abgeben. Der Sportschau täte es auch nicht schlecht, wenn die Hälfte ihres Programmes auch mal aus Sport und nicht nur Fußball bestehen würde.

Doch das wird nur ein frommer Wunsch sein. Denn schließlich sind wir ja alle Fußball verrückt. nur sollte man sich dann aber nicht beschweren, wenn 2008 in Peking es viele lange Gesichter gibt….