Ja, anders kann man es kaum formulieren. Das Geschäft mit dem Transport von Satelliten läuft wieder. Mitte der 90 er Jahre gab es einen richtigen Run nach Trägern: Internet, Satellitenfernsehen und Handyboom machten mehr Satelliten notwendig. Damals bekam praktisch jeder, der einen Träger anbieten konnte, einen Startauftrag, selbst die Chinesen. Damals war Arianespace nicht gut positioniert. Zwar gab es die Rekordzahlen, von bis zu 12 Starts pro Jahr, aber die Ariane 5 welche die große Entlastung bringen sollte, war 2 Jahre hinter dem Zeitplan hinterher und der Fehlstart beim Jungfernflug addierte ein weiteres Jahr.
Damals träumte jeder davon, Arianespace ein Stück vom Kuchen abzujagen, schließlich verfügte die Firma über einen Marktanteil von 50-60 %. Doch auch die Konkurrenz hatte Probleme. Die Delta III hatte gleich zwei Fehlstarts und der dritte verlief so wie Ariane 5 zweiter Start: Mit einer Demonstrationsnutzlast wurde zwar ein Orbit erreicht, aber erheblich niedriger als erwartet. Anstatt nun dies zu fixen, buchte man schon gewonnenen Starts auf das Nachfolgemodell Delta 4 um, welches 2 Jahre später starten sollte. Lockheed konnte bei der Atlas III zwar die Kosten senken, aber nicht die Nutzlast steigern. Auch hier wartete man auf das Nachfolgemodell Atlas V.
China musste lernen, dass nicht nur Startpreise zählen, sondern auch westliche Standards erwartet werden. Dazu gehört bei einem Fehlstart diesen zu untersuchen und die Ursache offen zu legen, anstatt – wie geschehen bei dem Fehlstart eines Optus Satelliten – zu sagen dieser wäre defekt, wenn Sensoren melden, dass sich die Nutzlasthülle vorzeitig gelöst hat und dadurch der Satellit beschädigt ist. Noch schlimmer war ein Fehlstart eines Intelsat Satelliten als die Rakete außer Kontrolle geriet und wenige Sekunden nach dem Start nahe eines Dorfes einschlug und es viele Tote bei der dortigen Zivilbevölkerung gab. Danach war keine Versicherungsgesellschaft mehr bereit das Risiko eines Starts von China aus abzusichern, was der Tod für Chinas kommerzielle Pläne war.
Japan gelang es nicht die H-2 international zu vermarkten und der Nachfolger H-2A lies auf sich warten. Grund dafür war nicht die mangeelnde Zuverlässigkeit, sondern der hohe Preis des Trägers und Beschränkungen in den Startfenstern auf wenige Monate im Jahr.
Die Proton und Zenit hatten in dieser frühen Phase auch einige Fehlstarts zu beklagen. Arianespace hatte Glück, weil man noch rechtzeitig Ariane 4 nachordern konnte, so war zwar der Profit geringer, aber man blieb im Geschäft. Kurz darauf begann die Nachfrage zu sinken, es wurden deutlich weniger Satelliten gestartet und es begann ein Verdrängungswettbewerb. Die neuen Träger Atlas V und Delta 4 konnten sich nicht auf dem Markt durchsetzen. Boeing zog sich zuerst zurück und bot nur noch Starts für die US Regierung an, wohl auch um das geschädigte Renomée, nachdem bekannt wurde, dass man beim Konkurrenten Lockheed Industriespionage betrieb, aufzubessern. Lockheed versuchte im Gemeinschaftsunternehmen ILSLaunch durchzusetzen, dass die Proton teurer wird, um die eigene Atlas konkurrenzfähiger zu machen. Scheiterte und verkaufte daraufhin seine Anteile und zog sich ebenfalls aus dem Markt zurück. die H-2A wird angeboten, aber hat noch keinen Startauftrag ergattert.
Erstaunlicherweise war für Arianespace selbst der Fehlstart der Ariane 5 ECA kein Hindernis bei der Kundenaquisition, obwohl es eine Verzögerung gab, weil man die ECA Versionen stornieren und weitere schon erprobte "Generic" Versionen bauen musste.
Inzwischen fliegt die Ariane 5 ECA wieder und die Konkurrenz hat Probleme. Die Proton hat dieses Jahr und im letzten Jahr zwei Starts verloren. dies führte zumindest zu einem Startverlust der an Arianespace ging. Die Explosion einer Zenit auf ihrer Startplattform führte wegen der notwendigen Reparaturen sogar zum Verlust von 3 Starts. So ist Arianespace ausgebucht. Dieses Jahr wird es einen Start mehr geben als letztes Jahr. Nächstes Jahr sind es sogar zwei mehr als noch 2006. Damit man überhaupt die Nachfrage decken kann, ist man auf Schützenhilfe angewiesen. Diese kommt von der ESA: Eigentlich sollte die Rakete die heute Nacht startet, den ersten ATV starten, also den europäischen Versorgungstransporter zur ISS. Eigentlich heißt: Der ATV ist seit einem Jahr fertig und der Start wurde mehrfach verschoben. Grund ist nicht dass man nicht will, nur muss man den ATV als europäischen Beitrag für die ISS erst einsetzen, wenn auch die Amerikaner ihre Vorleistung, sprich den Start des Columbus Moduls erbracht haben. Dieser ist aber genauso immer weiter nach hinten gerutscht und nun für den Dezember bei der nächsten Shuttle Mission geplant.
Das sind doch gute Aussichten und man sollte nun allmählich mal dran denken die Entwicklung der ECB Stufe anzugehen, bis diese verfügbar ist dauert es selbst wenn man es gleich angeht mindestens 3 Jahre und die Konkurrenz schläft nicht….. Interessant wird es sein wie SpaceX sich entwickelt. Sollte die Falcon 9 erfolgreich fliegen und der derzeit angekündigte günstige Startpreis bestehen bleiben so könnte sich daraus ein neuer Konkurrent entwickeln.