Die fehlende Vision – zum zweiten…..
Heute vor 36 Jahren war Apollo 17 auf dem Mond, am 19.ten Dezember 2007 jährt sich zum 35.sten mal der Jahrestag an dem die letzte bemannte Mondlandung zu Ende ging. Dies bringt mich auf ein sehr wichtiges Thema: Die Langzeitvision der NASA. Wenn man es genauer betrachtet, so hatte die NASA bislang keine und viele sehen dies als einen der grundsätzlichen Probleme an.
Das bemannte NASA Programm begann mit Mercury und der Forderung einen Menschen in den Orbit zu bringen, mit einer Aufenthaltsdauer von 5 Orbits. Das ist eine konkrete Zielsetzung die übertroffen wurde und als man sie erreichte war Mercury abgeschlossen. Während dessen nahm Apollo Gestalt an mit der genauso konkreten Zielsetzung einen Menschen auf dem Mond vor Ablauf des Jahrzehnts (je nach Auslegung dem 1.1.1970 oder 1.1.1971) zu landen. Gemini kam als Zwischenprojekt um die Techniken für Apollo zu erproben und bis zu 14 Tage Aufenthalt im Orbit zu erreichen. Das alles waren konkrete Projekte mit definierten Zielen. Man kann es aber auch anders sehen – Es handelt sich um Unternehmen mit zunehmender Komplexizität, die den Menschen immer weiter in den Raum hinaus brachten und seine Rolle wandelte sich vom passiven Passagier zum aktiven Erforscher auf dem Mond.
So verwundert es nicht, wenn man nach dem Erreichen des Ziels Apollo einstellte, auch wenn dies aus heutiger Sicht sehr kurzsichtig erscheint – die Hardware dafür hatte man ja schon geordert und bezahlt. Man konnte nur die Kosten für den Flug einsparen. Noch weniger konnten die Beteiligten aber den Kurswechsel der NASA verstehen: Man hatte nun für Apollo Hardware entwickelt und diese wollte man nun nicht mehr nutzen. Wernher von Braun glaubte, dass man mit den Saturn V eine Raumstation aufbauen konnte – bei 90-130 t Nutzlast hätten einige Flüge genügt, um ein größeres Labor als die ISS aufzubauen. Sein eigenes Ziel war der Mars – auch dafür hätte man die Saturn V bei einem moderaten Ausbau nutzen können. Doch nun gab es als neues Ziel den Space Shuttle.
Das grundlegende Problem des Space Shuttles ist sein Einsatzzweck. Er war ursprünglich dazu gedacht eine Raumstation aufzubauen und zu versorgen. Diese Raumstation und den Space Shuttle konnte sich die NASA aber nicht gleichzeitig leisten. Also entwickelte man nun zuerst den Space Shuttle. Alleine macht dieser aber nur wenig Sinn, und sich selbst finanzieren durch kommerzielle Transporte konnte er sich auch nicht. 1984 gab Reagan der NASA den Auftrag eine Raumstation zu entwickeln – und alles schien nun dahin zu laufen wie man es 1972 schon plante: Das Space Shuttle dient zur Versorgung der Raumstation Freedom. Doch die Station war zu komplex und nach dem Verlust der Challenger mussten die Pläne, die viele Flüge mit vielen Arbeiten im Weltraum vorsahen geändert werden. Jahre vergingen in denen die NASA nicht das Geld bekam Freedom, aus der dann Alpha wurde zu bauen. Als es endlich mit der ISS gelang zeigte sich, dass das Space Shuttle damit überfordert war. 2002 sollte die ISS fertig gestellt werden, sie war noch nicht mal zur Hälfte fertig, als 2003 die Columbia verglühte.
Nun ist das Ende des Space Shuttles beschlossen und das Ende der ISS ebenso. Stattdessen gibt es wieder ein neues Ziel, zurück zum Mond, mit einer undefinierten Zielsetzung. Das ist zwar ein effektiver Weg Geld zu verpulvern, aber keine Vision für ein langfristiges Programm. Wie könnte dieses Aussehen?
- Nun meiner Meinung nach gehören zu einer Vision eine stufenweise Weiterentwicklung von einem nahen Ziel in ein ferneres Ziel: Von einer einfachen Raumstation zu Routinearbeiten im All, bis vielleicht hin zu Produktion im Weltraum. Von einem kurzen Trip auf den Mond über längere Ausflüge zu einer ständig bewohnten Station. Von dem ersten Space Shuttle, zu einem fortgeschritten System, welches sicherer ist, bis zu einem wirtschaftlichen Transport von Nutzerlasten in den Weltraum. Dies mal als zwei Beispiele. Man kann jeden Schritt nur angehen, wenn man den vorhergehenden erreicht hat.
- Das zweite ist, das es eine sinnvolle Entwicklung ist, die aufeinander aufbaut. Bisher gab man Milliarden für Hardware und Entwicklungen aus, um nach Programmende neue Hardware für einen neuen Zweck zu bauen, anstatt auf dem entwickelten aufzubauen.
- Das Ziel sollte man der Öffentlichkeit vermitteln. Bemannte Raumfahrt kann man nicht mit dem praktischen Nutzen oder Erträgen rechtfertigen. Es wird immer so sein, das unbemannte Unternehmen sich preiswerter durchführen lassen können.
Das setzt voraus, das es eine politische Unterstützung gibt, die länger ist als die 1-2 Legislaturperioden die ein Präsident regiert. Sollte man dazu nicht bereit sein, so ist es vielleicht sinnvoller gar keine bemannte Raumfahrt zu betreiben, anstatt das Geld in sinnlosen Projekten zu verprassen. Es gibt eine Reihe von großen Industriestaaten die keinerlei Ambitionen haben ein bemanntes Projekt durchzuführen: England, Italien oder Japan zum Beispiel.