Bernd Leitenbergers Blog

Ranga Yogeshwar und Wissenschafts-TV

Am Dienstag hatte Quarks & Co nur ein Thema: Ihren Moderator Ranga Yogeshwar und seine Neigung zu Selbstversuchen im Dienste der Wissenschaft. In dem Maße wie dies dann aber über 45 Minuten kam, drängte sich viel mehr der Eindruck auf, dass viele Einsätze mehr und mehr unnütz sind. Ich denke, das eine oder andere hätte ich auch gerne probiert, weil es eine neue Erfahrung ist, wie z.B. Im Windkanal zu stehen oder eine Zero-G Parabel zu fliegen. Doch in der Anhäufung wirkt es anders. Es sieht mehr nach Selbstdarstellung aus, und ich bezweifele auch, dass es in vielen Sendungen notwendig gewesen ist, dass der Moderator sich einem Experiment unterzieht. Um es gleich klar zu sagen: Quarks und Co schaue ich regelmäßig an und ich denke das Ranga Yogeshwar seinen Job gut macht und durchaus auch kritisch an viele Dinge herangeht und nicht an der Oberfläche bleibt, aber ist auch nur Teil eines sich verändernden Systems.

Damit leiten wir über zu meinem heutigen Thema: Dem Edutainment. Anders kann man es nicht nennen. Sendungen die sich mit Wissenschaft und Technik beschäftigen, haben in den den letzten 10 Jahren rapide an Niveau verloren. Man könnte es sich leicht machen und dafür die Privatsender verantwortlich machen: Was diese als "Wissenschaft" verkaufen, ist nicht mal populärwissenschaftliches Niveau. Entweder man macht aus etwas, was man in 5 Minuten erklären kann, eine ganze Sendung mit "Drumherum-Stories" oder einer aufgebauschten Geschichte (und nennt es Galileo-Mystery oder ähnlich). Oder sie verstehen unter Wissenschaft die Herstellung alltäglicher Güter und machen dabei nebenher Werbung für den Hersteller. Das man in einer solchen Sendung wirklich ein komplexeres Thema abhandelt, habe ich noch nicht gesehen.

Die Öffentlich-Rechtlichen haben sich dem angepasst. Es fing an mit Nano, einem Magazin, das ich sehr gut finde: Es kombiniert aktuelle Nachrichten aus der Wissenschaft (mangels Beiträgen wegen der Aktualität oft mit Interviews) und kurzen Beiträgen die auch für andere Sender produziert werden, zu einer Sendung. Sie ist so etwas wie die "Tageszeitung" wenn man sich für Wissenschaft und Technik interessiert.

Aber …. Meiner Meinung nach ist nicht im Fernsehen Platz für viele solcher Sendungen. Ähnlich wie sie eine Tageszeitung lesen, aber bestimmt mehrere Bücher im Schrank haben, sollte man meiner Meinung nach die Sendezeit besser nutzen eines oder zwei Themen genauer darzustellen. Es läuft aber gerade anders herum: Heute bestehen Wissenschaftsendungen aus lauter kleinen Einzelberichten. Quarks und Co macht da keine Ausnahme, der Unterschied liegt nur in der Art und Weise wie diese zusammengestellt werden – Reports werden mit Trickfilmen und "Reality Dokumentationen" gemischt. Immerhin steht bei Quarks und Co noch ein Thema im Vordergrund.

Das zweite ist die Form wie etwas dargestellt wird: Es wird weniger veranschaulicht, es werden mehr Interviews geführt, Leute bei der Arbeit gezeigt und dazu ein Text gesprochen oder es gibt (wenn es um Geschichte geht) kleine Spielfiilmszenen. Das Resultat ist, dass dieses zwar ansprechender ist, aber man abgelenkt ist. Wenn über ein kosmologisches Modell berichtet wird und dies geschieht durch den vorgetragenen Text, man aber gleichzeitig als Bild die Arbeit von Forschern an den Computern mit Grafiken ihrer Modelle sieht (aber ohne Erklärung was diese darstellen), dann ist man vom Bild so eingenommen, dass man den Text kaum war nimmt. Ich habe das verstärkt bemerkt, als ich aus Zeitmangel nicht mehr Fernsehen geschaut habe, sondern er nebenher lief als ich am Computer arbeitete. Ich habe ihn nur noch gehört, aber trotzdem mehr mitbekommen, als wenn ich das Programm angesehen hätte.

Kann sich noch jemand an Hoimar von Ditfurth und Volker Arzt erinnern, als diese Sendungen produzierten, die auch didaktisch durchdacht waren? Es geht anders, das beweisen diese beiden. Man kann erklären, man kann einfache Experimente und Schaubilder benutzen. Man sollte sich vor allem klar machen, das Bilder leicht ablenken. Natürlich macht ein Raketenstart bei einer Sendung über das Apollo Programm viel her, doch achten Sie dann noch auf den Text der dabei gesprochen wird? Ich meine das oft weniger Edutainment mehr ist. Es kann sehr gut unterstützen, wenn man Grafiken erstellt, im Computer historische Städte rekonstruiert oder ausgestorbene Tiere animiert, doch ich halte es wichtig dies dosiert und überlegt einzusetzen.

Vor allem fehlt aber der Mut sich mal einem Thema länger zu widmen. Unsere Welt ist komplex und weder Gentechnik, noch unser Sonnensystem, noch die Evolution des Menschen kann man in einer Sendung erklären. Es gibt solche Reihen, aber nicht in Deutschland. Von der BBC gab es einmal die Serie "Die Planeten" und ich glaube auch von der BBC eine Serie über die Evolution des Menschen. Bei uns scheint niemand den Mut zu haben so etwas zu wagen.

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