Merkur und MESSENGER
Heute fliegt Messenger zum ersten Mal an Merkur vorbei, dem Planet den sie ab 2011 umkreisen soll. Seit gestern arbeitet die Raumsonde autonom ihr über 55 Stunden ablaufendes Beobachtungsprogramm ab. Da MESSENGER weder die Instrumente noch die Antenne schwenken kann, bedeutet die Ausrichtung der Sonde auf Merkur gleichzeitig einen Verlust der Funkverbindung zur erde (nicht ganz, es gibt nach wie vor eine Verbindung zum Senden von Statusdaten über eine Rundstrahlantenne, aber eben keine Beobachtungsdaten.)
Messenger sieht Merkur zuerst als schmale Sichel und fliegt ein Gebiet an, das man schon von Mariner 10 kennt. Nach dem Vorbeiflug sieht man aber neue Gebiete, die man von Mariner 10 nicht kennt. Mariner 10 passierte zwar Merkur von 1973-1975 insgesamt dreimal, fotografierte jedoch immer dieselbe Seite von Merkur. Das lag an dem gewählten Orbit. Er wurde beim ersten Vorbeiflug so gewählt, dass er genau 176 Tage Umlaufszeit hatte, mit einem sonnennächsten Punkt in 67 Millionen km Entfernung. An genau diesem Punkt passierte dann Mariner 10 den Merkur. Da dieser in 59 Tagen um seine Achse rotiert, hatte er, als er wieder dort ankam genau 3 Umdrehungen absolviert und man sah die gleichen Gebiete bei gleichem Sonnenstand.
Merkur ist das Stiefkind der Planetenforschung. MESSENGER ist erst die zweite Sonde die ihn besucht. Mariner 10 Fotos zeigten einen sehr langweiligen Körper, voller Einschlagskrater mit geringer geologischer Aktivität. Allerdings gab es auch Besonderheiten. So hat Merkur eine für seine Größe relativ starkes Magnetfeld.
Das Desinteresse an Merkur in den letzten 30 Jahren kann nicht an seiner Erreichbarkeit liegen: Natürlich ist Merkur direkt schwer zu erreichen: Man braucht für einen direkten Flug fast dieselbe Geschwindigkeit wie zu Jupiter. Aber das ist da die Venus auf dem Weg liegt, kein Problem – die Venus kann den Kurs soweit ändern, dass man zu Merkur kommt. Dies setzte schon Mariner 10 ein. Mehrere Vorbeiflüge an Merkur reduzieren dann die Geschwindigkeit relativ zum Planeten reduzieren. Das dauert Jahre wie MESSENGER zeigt – doch auch zu Saturn und anderen Zielen sind Raumsonden über Jahre unterwegs.
Es ist schlicht und einfach das Desinteresse an einem Himmelskörper, den man als biologisch tot und archaisch ansieht. Merkur teilt dieses Schicksal mit dem Mond : Von 1976 bis 2006 starteten nur 3 Sonden zum Mond, der direkt vor unserer Haustür liegt. Seitdem gibt es wieder eine gewisse Wiederbelebung der Mondforschung. Vor allem weil er relativ einfach für neue Raumfahrtnationen wie Indien und China erreichbar ist und Bushs „Rückkehr zum Mond“ ja eine weitergehende Kenntnis notwendig macht, möchte man die Auswahl von Landeplätzen nicht dem Zufall überlassen.
MESSENGER wird nicht die einzige Raumsonde zu Merkur bleiben. Die ESA arbeitet an Bepi-Colombo, einer Doppelsonde bestehend aus einem europäischen Orbiter für Untersuchungen der Oberfläche und einer kleineren Tochtersonde für Magnetfeld und Plasmauntersuchungen von Japan. Eine zuerst geplante Landesonde wurde relativ früh aus Kostengründen gestrichen. Der Start wird jedoch nicht vor 2013 erfolgen. Anders als bei MESSENGER wird man Ionentriebwerke nutzen um Merkur zu erreichen. Auch Bepi Colombo wird 6 Jahre zu Merkur brauchen.
Schon der erste Vorbeiflug von MESSENGER wird sicher unsere Kenntnisse von Merkur stark erweitern. Nicht nur das man den Anteil an beobachteter Oberfläche um 50 % vergrößert. Einige Instrumente werden erstmals bei Merkur eingesetzt werden, wie ein Laser-Höhenmesser zur Gewinnung eines Oberflächenprofils oder Gammastrahlen und Röntgenspektrometer zur Bestimmung der Zusammensetzung der Kruste oder das IR Spektrometer zur Suche nach den Mineralien die auf Merkur vorkommen. Es ist zu hoffen, das nach Bepi-Colombo nicht wieder ein 30 Jahre langes Vergessen einsetzt, sondern man viellicht als nächste Stufe an einen Lander geht.
Auf meiner Messenger Seite findet man auch einen Plan des zeitlichen Ablaufs.
Ist es eigentlich verwunderlich, dass es noch keine Fotos zu sehen gibt? Bisher ist mir nur der aus 9 Bildern bestehende „Film“ der Annäherung zu Gesicht gekommen.
Mal in den Messenger Aufsatz reinschauen, da steht warum…..
Eines gibt’s schon: http://www.nasa.gov/images/content/208455main_messenger_mercury_lg.jpg
-Hannes
Tats¨chlich, da steht es ja doch geschrieben!