Post Apollo
Inzwischen habe ich das Buch von Chris Kraft "Flight" durchgelesen und sehe den Autor etwas differenzierter. Ich habe es ja schon mal angesprochen, und mich über die recht persönliche Sicht geärgert. Im Laufe der Zeit wird klar, dass es seine Art ist. er meckert eben lieber und behält eher die negativen Dinge in Erinnerung, ist jedoch fair und saht auch wenn er mit Leuten zufrieden ist. Zusammen mit dem Buch von Gene Kranz ("Failure is not an Option") ist es eine gute Übersicht über das was am Boden zwischen Mercury und Apollo passierte. Kraft deckt die erste Hälfte ab (bis Gemini 8), Kranz die zweite, als er Kraft als Flugleiter ablöste und dieser mehr hinter den Kulissen zu tun hatte.
Beide haben eines gemeinsam: Sie sind enttäuscht von der Post-Apollo Politik. Das kann ich verstehen, denn es macht keinen Sinn wie es damals ablief. Das Zusammenstreichens eines Programmes nachdem man das meiste schon investiert hat, ist auch ökonomisch recht sinnfrei. Ich mag nicht die Ansicht von Kraft teilen, man hätte seit Anfang der 90 er eine bemannte, ständige Marsbasis wenn man einfach im selben Stil weitergemacht hätte. Denn das ist nicht realistisch. Dazu hätte man 20 Jahre lang in etwa so viel ausgeben müssen wie für Apollo, also etwa 3 % des US Haushaltes. Das klingt wenig, aber 3 % der gesamten Steuereinnahmen nur für ein Projekt – das erreichen nicht einmal teure Militärprogramme heute. (Ausnahhme sind hier nur Kriege wie der im Irak) Der gesamte NASA Haushalt macht heute 0.6 % des US Haushaltes aus, und für das größte Einzelprojekt, den Space Shuttle entfallen darauf etwa ein Viertel.
Was aber genauso völliger Blödsinn war, war das man alles einfach einstellte. Man hatte schließlich über 10 Jahre lang Hardware entwickelt. Es gab die Saturn V und man hätte sie einsetzen können, solange bis sie vom Space Shuttle abgelöst werden würde. Es gab ja auch den Ansatz Apollo Hardware für andere Projekte zu nutzen. Das Apollo Applications Program. Es litt darunter, dass es zu spät startete und dann ebenfalls in den Strudel der Kürzungen kam. Verwirklicht wurde nur ein Projekt – Skylab. Eine zweite flugfähige Station steht heute im Museum. Skylab hätte aber auch ein Beginn sein können – Skylab war nie für einen längeren Betrieb ausgerüstet. Man konnte keine verbrauchten Gase ersetzen und es gab kein System, um den Orbit anzuheben – doch das hätte man bei einem Nachfolger installieren können. Wie MIR hätte man aus mehreren Modulen eine größere Station entwickeln können. Die Besatzung hätte man mit Apollokapseln austauschen können (es gab auch eine umgebaute Kapsel für 5 Personen) und was spricht dagegen dien Nachschub, wie es die Russen machen, mit ebenfalls umgerüsteten Apollokapseln zu transportieren, die man dann eben mit einer Titan 3C startet? (um die Kosten in Grenzen zu halten). Die USA hätten sukzessive wie die UdSSR die Aufenthaltsdauer im Weltraum erweitern können und Erfahrungen mit Langzeitflügen sammeln können. Diese brauchen sie spätestens bei einer Marsexpedition.
Warum hat man nicht mit einer Saturn V unbemannt eine kleine Mondstation gelandet und später eine Apollobesatzung an dieser Stelle um längere Aufenthalte zu ermöglichen? Das wäre technisch möglich gewesen und wahrscheinlich auch finanzierbar. Kurzum – es gibt sicher Möglichkeiten die Technologie besser zu nutzen, die Investitionen die man getätigt hat, nicht einfach abzuschreiben. Das hat ganz sicher seine Grenzen – Die Technologie veraltet, aber ein paralleler weg, bis man mit dem Space Shuttle eine neue Ära beginnt, erst einmal das zu nutzen was man schon hat, anstatt jahrelang die bemannte Raumfahrt einzustellen wäre eine intelligente Lösung gewesen. Genau den selben Fehler macht man aber nun nochmals. Die ISS wird als Auslaufmodell erklärt, der Space Shuttle ist es schon.
Man kann sicher nicht behaupten, ich wäre ein Befürworter eines bemannten Programmes – doch wenn man es sich leistet, dann richtig. Und es richtig machen, heißt aus den Fehlern zu lernen und Dinge weiter zu entwickeln, anstatt eine Entwicklung abzubrechen und dann die nächste "Sau durchs Dorf jagen". Der Space Shuttle ist teuer – das wissen wir nicht erst seit heute. Es war klar nachdem die Challenger explodierte und durch die nun endlich eingezogenen Sicherheitsaspekte die Startpreise rapide anstiegen. Damals hätte man aussteigen sollen, und etwas entwickeln sollen was preiswerter ist und eben nur Besatzung transportiert und nicht Fracht. So etwas wie Hermes oder Kliper. Die ISS ist so teuer, weil man sich komplett auf den Space Shuttle verlassen hat – okay dann wird die nächste Raumstation eben anders, modularer, nicht so viele Außeneinsätze bei der Konstruktion erfordernd. Man möge sich mal daran erinnern wie die Sowjets von Saljut 1 beginnend langsam die Aufenthaltsdauer gesteigert haben, bei Saljut 6, die Versorgung mit Transportern einführten und bei Saljut 7 das Modulkonzept einführten, das dann zur Basis von MIR wurde. Es ist eine evolutionäre Entwicklung, auch mit Rückschlägen verbunden.
Ich denke das zeichnet ein längerfristiges Programm auch aus. Schaut man sich die Erforschung der Planeten an, so erkennt man ja auch eine Lernkurve. Eine Mission basierte auf den Erkenntnissen (wissenschaftlicher und technischer Art) der vorhergehenden.