Das Space Shuttle und nicht eingehaltene Versprechen
So, heute wieder mal einen Blog. Die lange Pause war keine Absicht, sondern ich lag die letzten Tage mit der schlimmsten Erkältung mindestens seit Jahrzehnten im Bett. Heute Nachmittag geht es mir soweit gut, dass ich mich wieder mal an einen Blog heranwagen will.
Der eine oder andere wird vielleicht beim stöbern im Web oder eher noch in alten Büchern nach der Liste der geplanten Space Shuttle Starts in den 70 er Jahren gestoßen sein. Nach NASA Planungen sollte dieser 48-60 mal pro Jahr starten, ein Orbiter alle 4 Wochen. Im Hebst 1972 gab der NASA Chef Fletcher bei einer offiziellen UA Kongressanhörung den Abgeordneten mit, dass das NASA Budget zwischen 1978 und 1990 insgesamt 581 Shuttle Flüge zuließe und sich dadurch 5.2 Milliarden Dollar einsparen ließen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Diese enorme Zahl der Flüge auf der einen Seite und gleichzeitig noch Geld dabei eingespart! Später gab man an, man hätte ja noch die Spacelab Flüge vergessen, mit diesen wären es sogar 779 Flügen mit 16 Milliarden Dollar Einsparungen. Das hört sich doch toll an, ein System das um so mehr einspart je öfter man es benutzt… Das ganze hat ziemliche Ähnlichkeiten mit der Bahncard 100 die es für einige Tausend Euro gibt: Mit der fahre ich ein ganzes Jahr umsonst weil ich einen Pauschpreis zahle. Je öfter ich also fahre desto mehr spare ich – Aber nur wenn ich nicht die die Gegenrechnung aufmache was mich eine alternative gekostet hätte).
Fachleute konnte man damit nicht so leicht blenden. H.O. Ruppe schrieb schon 1980 in seinem zweibändigem Werk, die grenzenlose Dimension, dass der Raumtransporter es schwer haben dufte mit einer auf den Transport in den geostationären Orbit optimierten Rakete wie Ariane zu konkurrieren und er äußerte auch Kritik an den optimistischen NASA Plänen.
Nun die Geschichte zeigte das er und die meisten anderen Kritiker der Space Shuttles rächt behielten. Schon vor der Explosion der Challenger musste die NASA auf Anweisung von Präsident Reagan die Transporte mit dem Space Shuttle nicht kostendeckend anbieten um mit Arianespace zu konkurrieren. Und nur mit der Verletzung fundamentaler Sicherheitsregeln wie sie sich bei Challenger rächten waren in einem Jahr vielleicht ein Dutzend Flüge möglich, aber auch sicher so keine 48 Flüge.
Dabei hätte man das ganze auch anders angehen können. Im Jahre 1971 starteten die USA folgende Trägerraketen: (Erzeugt mit meinem Programm Launchlog converter)
Launch Vehicle | Launches |
---|---|
Saturn | 2 |
Scout | 6 |
Atlas | 6 |
Thor | 8 |
Thorad | 6 |
Titan | 8 |
Summary | 36 |
Das sind 38 Starts, wobei ein Space Shuttle mehr Nutzlast hat als jeder Typ, mit Ausnahme der Saturn 5. Ein Space Shuttle Flug hätte mehrere Thor oder Atlas Flüge ersetzen können. Dabei waren die Startzahlen seit 1966, als die USA die Spitze erreicht hatten rückläufig und dies sollte sich auch weiterhin fortsetzen, weil zum einen weniger Mittel zur Verfügung standen und zum anderen die Satelliten immer langlebiger wurden. Man musste nicht mehr so viele von ihnen starten.
Es gab also keinen Bedarf bei den bestehenden Nutzlasten für einen Space Shuttle. Dazu wurde er aber auch nicht entwickelt – eigentlich sollte er ja zusammen mit einer Raumstation entwickelt werden und diese aufbauen und versorgen. Nur deswegen musste er überhaupt bemannt sein, es gab keinen technischen Grund dafür. (Ein weit verbreiteter Irrtum ist, das nur Menschen ihn weich landen können, doch leider ist das genaue Gegenteil der Fall- Das Space Shuttle landet von den Computern gesteuert und in den letzten 1-2 Minuten sobald es in den niedrigen Überschallbereich kommt dürfen die Piloten steuern – sie müssen es aber nicht. Das ist auch das einzige Mal während des Starts und der Landung, dass Menschen irgend etwas am Shuttle selbst steuern dürfen).
Ohne die Raumstation machte das Space Shuttle keinen Sinn, es fehlte einfach an den Nutzlasten. Selbst wenn es preiswerter sein sollte als eine Rakete, so musste man auch bedenken, dass niemals der ganze Nutzlastraum ausgefüllt werden würde. Was nutzte z.b.. die 10 fache Nutzlastkapazität einer Thor-Delta in der Praxis? Man konnte ja nicht waren bis 10 Satelliten dieser Klasse startbereit waren und diese dann auf einmal starten. In der Praxis hat die NASA in als sie noch kommerzielle Nutzlasten transportierte niemals mehr als 2 dieser Satelliten gestartet.
Was kam war das man praktisch alles auf eine Karte setzte: Nicht nur, das man öffentlich von unrealistischen angaben sprach, man beschloss auch die Trägerraketenproduktion herunterzufahren sobald das Space Shuttle startet, weil diese ja überflüssig waren und zudem viel zu teuer. (Irgendwie musste man natürlich auch das Space Shuttle wieder finanzieren). Dabei setzte man alles auf eine Karte – ein bemanntes Gefährt. wie riskant dies war hatte schon die US Air Force erfahren. einige Jahre vorher wurde ihr MOL Projekt eingestellt. Neben den ausufernden Kosten gab es vor allem einen Kritikpunkt an dem Programm: Was würde passieren wenn ein Start einer Besatzung scheitert? Würde die langwierige Untersuchung nicht einen Start für lange Zeit verhindern und damit vitale Sicherheitsinteressen der USA gefährden? Bei der Air Force führte dies zur Entwicklung des KH-9 Satelliten und es zeigte sich, dass dieser MOL hervorragende ersetzen konnte zu einem Bruchteil der kosten. Die NASA musste aber ihre eigenen Erfahrungen machen – Mit Challenger und Columbia.