Pflichten und Steve Jobs
So, nun bin ich zurück aus dem "Arbeitsurlaub" von unserem Ferienhaus in Nesselwang. "Arbeitsurlaub", weil ich zweimal im Jahr hinfahre um nach dem rechten zu sehen und Großputz zu machen. In einer Woche muss die Arbeit gemacht werden, die bei Ihnen in einem halben Jahr anfällt. Das bedeutet Möbelrücken, um den Dreck hinter den Schränken zu finden, Rückschnitt der Sträucher, Bodenlockerung, Unkraut jäten, Terrassen mit dem Hochdruckreiniger bearbeiten. Ich mache dort Dinge, vor denen ich mich daheim drücke, wie das Badezimmer mit der Zahnbürste putzen (um die Fugen sauber zu bekommen) oder die ganze Küche auszuräumen und zu putzen und wieder einzuräumen. Vor allem jetzt im Herbst graut mir davor, denn da ist das Wetter unbeständig und die Stunden in denen es hell ist sind kurz. Trotzdem zeihe ich mein Arbeitsprogramm durch, auch wenn diesmal die Außenarbeiten teilweise bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt erledigt werden mussten. Doch dank MP3 Spieler und warmer Kleidung war das nicht so schlimm. Warum kann ich mich daheim nicht zum gleichen aufraffen? Ist es der fehlende Zeitdruck oder die fehlende Notwendigkeit? Meiner Meinung nach ist es wohl eher die fehlende Ablenkung. Ich verzichte bewusst auf Internet obwohl es in der Verwaltung Rechner und einen WLAN Hotspot gibt. Man findet doch immer einen Grund Mails zu checken, was nachzuschauen etc. und zack sind ein paar Stunden vergangen.
Oftmals wird das Internet als ein großer Zeitfresser betitelt und da ist sicher auch etwas dran. Aber ich nütze die Zeit auch um etwas zu lesen. Dafür bestelle ich mir immer eine Biographie oder so etwas wie Computer-Geschichte/n) für die 7 Stunden Bahnfahrt (hin und zurück). Diesmal Steve Jobs: Und die Erfolgsgeschichte von Apple. Das führt mich zum zweiten Thema. Ich habe schon von Wozniak iWoz. Die Autobiographie des Apple-Erfinders gelesen. Da kam Steve Jobs schon nicht so gut weg, aber Woz hat sich zurückgehalten, z.B. vieles heruntergespielt, wie die bekannte Episode, das Jobs von seinem damaligen Arbeitgeber Atari den Auftrag ergatterte für 1000 Dollar die Elektronik für das Automatenspiel "Breakout" zu entwerfen. Getan hat die Arbeit aber alleine Wozniak, der dafür die Hälfte des Geldes bekommen sollte. Schon alleine damit hat Jobs seinen Freund übervorteilt. Doch es kam noch schlimmer. Anstatt 1000 Dollar sagte er, betrage die Summe nur 600 Dollar. So strich er 700 ein und Woz, der zwei Tage und Nächte durcharbeitete, nur 300. Diesem Buch zufolge soll Woz geweint haben, als er davon hörte, was auch plausibler klingt. Das Buch zeichnet kein gutes Bild von Jobs, aber das scheint nur den Tatsachen zu entsprechen. Zumindest ist die Liste der Referenzen auf die, die Autoren zurückgriffen recht lang. Er liebt es anscheinend auf dem Flur Leute zu konfrontieren mit Fragen wie "Was machen sie für das Geld das ich ihnen bezahle?" und Fahrstühlfahrten sind berüchtigt dafür, dass sie mit einer Entlassung enden, weswegen einige Mitarbeiter von NeXT prinzipiell nur die Treppen benutzten.
Das Buch zeigt recht klar die Fähigkeiten und Schwächen eines Mannes der ein Talent hat aus dem Stehgreif Leute zu überzeugen und ein enormes Verhandlungsgeschick. Allerdings ist er nicht das technische Genie und hat die Schwäche, seine Maßstäbe als für alle verbindend zu erklären. Sein Talent liegt bei der Produktentwicklung wohl in dem Gespür für ein gutes Design und das richtige Look and Feel. Unter diesem Aspekt sind auch seine Erfolge und sein Scheitern verständlich. Der Apple II war erfolgreich, weil er zum einen durch sein Finanzgeschick das Geld auftrieb – eine Bank hätte Wozniak und Jobs, ohne eigenes Kapital wohl nie Geld geliehen und das Gehäuse stammt von ihm. Aber das technische Innenleben,. weswegen die Leute den Apple kauften – war Wozniaks Werk und seine Voraussicht z.B. Zusatzslots einzubauen machten den Computer so erfolgreich.
Bei der LISA scheiterte er dagegen grandios. Die Idee einer grafischen Benutzeroberfläche alleine reichte nicht, wenn die Hardware dafür nicht bezahlbar war. Zum Mac, der von Apple Ingenieuren entwickelt wurde die sich selbst keine LISA leisten konnten kam er nur durch Zufall. Als Jobs das Projekt entdeckte, nahm er es für sich ein: Der Mac sollte so schnuckelig und klein sein wie er es wollte. Dass machte Kompromisse wie den kleinen integrierten Monitor und fehlende Erweiterungsslots nötig. Dies und die fehlende Software für den Rechner machten den Rechner letztendlich zum Flop. Das Buch schreibt viel über die Arbeit bei Pixar und NeXT, ohne dass man viel über die NeXT Rechner erfährt, viel mehr über die Zusammenarbeit mit Disney.
Es verwundert nicht, dass der Erfolg den heute Steve Jobs hat, nichts mit Hardware zu tun hat: Der Grundfehler von Jobs war, dass er obwohl er von Hardware nichts verstand, diese bestimmen wollte. Apple wurde in den letzten 10 Jahren erfolgreich, als sie Dienste anboten wie ihr Musikportal – hier konnte er sein Verhandlungsgeschick einbringen – und sich Jobs nur um die Bedienung kümmerte, den Rest, wie z.B. der Ipod intern arbeitete seinen Mitarbeitern überlies.
Was gibt es noch neues? Ich hoffte nach dem Urlaub eine Rückmeldung zu finden wie mein ATV Buch angekommen ist. Ich hoffe das kommt noch. Ich habe jetzt mal die Bücher, die ich im Bereich Raumfahrt empfehle in einem Amazon Shop gesammelt. Es werden noch einige dazu kommen, ich muss dazu bei mir noch meine Bibliothek durchsehen. Doch sind es im deutschen Bereich meist vergriffene Bücher, die allerdings trotzdem ihre Berechtigung haben, da es im deutschsprachigen Bereich kaum Raumfahrtbücher gibt die man als weiterführende Literatur bezeichnen kann, dann sollte man diese im Antiquariat erwerben. Die Liste umfasst nur empfehlenswerte Bücher die ich auch selbst gelesen habe.