Gefährdet die Vega die innereuropäische Sölidarität?
Das ist einer der Schlüsse, denn ich bei der Suche nach Material für mein nächstes Buch gefunden habe. Bei diesem Vortrag eines DLR Referenten wird argumentiert, dass Europa ja schon mit der Rockot eine Rakete hätte, die billiger als die Vega wäre. Am Unternehmen Eurockot wäre ja auch Astrium beteiligt. Nun, ich bin sicher nicht der glühende Befürworter der Vega. Als man in die Entwicklung einstieg war die kurze Marktblüte von leichten Satelliten schon vorüber. Wie der Autor ausführt, gibt es auch eine Menge Konkurrenz, vor allem aus den USA und Russland, weil diese durch die Ausmusterung ihrer früheren ICBM’s jede Menge Raketen haben die etwa 1 t in einen Orbit bringen können. Minotaur, Taurus und Athena basieren auf US ICBM, Rockot, Dnepr und Start auf russischen. Damit ist heute ein Spektrum von 0.4 bis etwa 3 t Nutzlast gut abgedeckt, obwohl es nicht so viele Nutzlasten in dieser Klasse gibt.
Nach Ansicht des Autors eröffnet die Vega also eine innereuropäische Konkurrenz zur Rockot. In der Tat kann ich die Position der ESA nicht so ganz nachvollziehen. Auf der einen Seite zahlt die ESA einen Teil der Investitionskosten, damit die Sojus vom CSG aus starten kann. Davon hat der europäische Steuerzahler gar nichts, denn die Rakete entsteht nach wie vor in Russland. Es macht nur ein Unternehmen – Arianespace – Gewinne. Das aber umgekehrt nach der ESA ruft, wenn es darum geht, dass die Ariane 5 eine neue Oberstufe bekommt. Wenn es um Investitionen geht ist die ESA also immer zuständig, nur nicht bei den Gewinnen. (es wurde schon vorgeschlagen, dass Arianespace doch mal die ESC-B Oberstufe selbst finanzieren könnte).
Auf der anderen Seite macht man dann einem anderen russischen Träger Konkurenz. Das Eurockot ein Gemeinschaftsunternehmen ist, juckt mich dabei gar nicht – denn auch hier gilt: Nur das Unternehmen verdient, die Rockot selbst wird in Russland gebaut (bzw. umgerüstet, es sind ja eingelagerte Exemplare). Es kann ja nicht die Aufgabe der ESA sein, die Einkommen von europäischen Unternehmen zu gewährleisten. Ich hätte weil es genügend Alternativen gibt, nicht die Vega Entwicklung beschlossen. Wenn man sie aber schon betreibt so würde ich erwarten, dass europäische Staaten sich auch solidarisch zeigen und sie nutzen. Hier richte ich meine Blicke auf Deutschland. In den letzten 2 Jahren startete Deutschland 6 Satelliten auf russischen Raketen. Deutschland war bislang nicht bei der Vega dabei. Nach Auskunft meines Gesprächspartners bei der DLR aus den Gründen die ich auch selbst genannt habe: Es gibt schon genug preiswerte Alternativen. Nun fand ich bei der Recherche für mein Buch diese Pressemitteilung. Danach bekam EADS Astrium einen Auftrag über eine Studie für eine neue Oberstufe namens "Venus". Sie soll das russische AVUM ersetzen. Die Zeit die dort angegeben wurde (18 Monate) ist inzwischen verstrichen und nun sollten Ergebnisse vorliegen. Wenn sie wissen wollen, welche, dann viel Glück. Anfragen nach Details werden von DLR dahin gebeantwortet, dass sie nicht befugt sind, Ergebnisse die ihnen im Rahmen der Industrieförderung vorliegen, weiterzugeben. Ja, das war die Antwort als ich nach den Angaben für diese Venus Oberstufe fragte – Nicht nach Angaben für jedes Ventil, sondern ein paar groben Angaben wie Schub, Voll/Leermasse, Abmessungen. Wenn Firmen so verhätschelt werden, muss man sich nicht wundern wenn die DLR die Vega als Konkurrenz für EADS Astrium ansieht. Das Subventionspolitik vom feinsten.
Meiner Meinung nach sollte man es richtig machen: Wenn man schon in die Vega investiert und auch in die Ariane, warum macht man nicht auch den fälligen Zwischenschritt? Es liegt dann eine Rakete für etwa 1.5-2 t Nutzlast vor und eine für 21 t. Anstatt nun die Sojus als Zwischenschritt in Kourou starten zu lassen. könnte man auch eine Vega auf einen Ariane 5 Booster montieren (diesen Vorschlag gab es schon 1999 in einer internen Studie). Die Booster existieren schon und die Vega ab 2009 auch. Eine solche Rakete würde etwa 5 t in den Vega Referenzorbit (700 km SSO) befördern oder etwa 6.5 t in einen erdnahen äquatorialen Orbit. Das liegt zwar noch etwas unter der Sojus (inbesondere in den GTO Orbit wären es nur 2.1 t anstatt 2.7-3.0 t). Doch ist die ESA zuständig, Arianespace und Starsem mit Einnahmen zu versorgen? Auf der einen Seite ruht die Entwicklung der ESC-B Oberstufe seit fast 6 Jahren und auf der anderen Seite werden Startkomplexe für Firmen finanziert, die Ariane 5 damit auch Konkurrenz machen. (Zumindest bei den mittelgroßen Satelliten).
Mein Wunsch an die ESA und DLR: Entscheidet euch endlich: Autonomer Zugang zum Weltraum, dann auch selbst finanziert und eventuell mit Mehrkosten verbunden oder die Benutzung russischer Services. Aber dann sollte man auf eigene Konkurrenz verzichten oder wo Russland eine Konkurrenz zur eigenen Rakete ist, diese nicht auch noch finanziell fördern.
Ach ja noch was: In meinem Bestreben auch für die CDU einen schönen Erkennungssound zu finden, habe ich das ideale gefunden: Der Sänger spricht die Stammwähler an. Hat sich selbst aber ein neues Styling verpasst und die Farbe der Partei (schwarz) kommt auch im Lied zu. Damit spricht man Alt und Jung an. Leider habe ich das Originalvideo nicht gefunden, aber diese Nachahmer. Für die jüngeren Blogleser: Heino stürmte in der zweiten Hälfte tatsächlich die Single Hitparaden mit Rap Versionen seiner Lieder. Das ist kein Witz!
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