Columbus wird vermietet!
Nachdem Eutelsat einen Satellitenstart auf einer Langen Marsch gebucht hat ist die Verwunderung groß. Arianespace ist konsterniert. Gerade weil Eutelsat ein europäischer Satellitenbetreiber ist, der in der Folge von der ESA profitiert hat (Die ersten ECS Satelliten wurden von der ESA entwickelt und später Eutelsat übertragen, die ESA finanziert mit Projekten wie Olympus und Artemis die technologische Weiterentwicklung der europäischen Nachrichtensatelliten mit). Das war sicher nur der Anfang. Nun ist auch Bewegung in die ESA gekommen. Man hat erkannt, dass die Weiterentwicklung der Ariane 5 dringend notwendig ist, sonst verliert man noch mehr Aufträge an die chinesische Konkurrenz oder muss das EGAS Programm (im Prinzip eine Subventionierung der Produktion) verlängern. Doch woher die Mittel für die ESC-B nehmen? Das Budget ist für die nächsten 3 Jahre genehmigt und steht fest.
Diesmal hat man die richtigen Schlüsse gezogen und da den Rotstift gezogen, wo es wirklich sinnvoll ist: Bei der bemannten Raumfahrt. Dadurch dass die NASA einen langjährigen Vertrag mit Russland über Sojus Starts hat sind Sitzplätze für europäische Astronauten in der Zukunft rar. Russland selbst würde viel lieber den Weltraumtourismus ankurbeln und spricht schon von Missionen mit 2 Kosmonauten (3 wären auch möglich weil die Sojus automatisch gesteuert werden kann, doch das erscheint selbst den Russen zu riskant). Neben der Produktionskapazität ist aber vor allem der Platz an Bord der ISS der limitierende Faktor. Früher gab es mehr Sojus Starts und die Produktion könnte leicht angekurbelt werden. Da die NASA nicht gerade begeistert ist von diesen Touristen, die sich auf der ISS breitmachen, die vor allem vom amerikanischen Steuerzahler finanziert wurde, dürfen sich Weltraumtouristen nur im russischen Teil der ISS breit machen. Sarja ist aber nicht mehr als ein Lagerraum und Swesda dient auch den anderen Astronauten als Aufenthalts- und Sozialraum. So ist der Platz beschränkt. In der Vergangenheit hat die ESA schon Platz im ATV für die koreanische Kosmonautin zur Verfügung gestellt. Das wird nun noch ausgebaut. Das ESA Programm im Einzelnen:
- ELIPS-3 (Forschung auf der ISS wird gestrichen: 394 Millionen Euro eingespart)
- Das zweite ATV Kepler startet nochmals um 1 Jahr später: Ariane 5 ES Start eingespart: 130 Millionen Euro
- Russland bekommt die Möglichkeit die ESA Module der ISS zu nutzen, für eine Miete von 60 Millionen Dollar pro Jahr – Das bringt nochmals rund 100 Millionen Euro über 2 Jahre.
Das reicht aus um die ESC-B Entwicklung bis 2011 zu garantieren und dann wird neu entschieden. Russland hat ja schon angekündigt mehr Tourismus Missionen zu starten. Die letzte Version des Sojus Raumschiffs kann nun 2 Gastkosmonauten transportieren, wobei diese inzwischen 55-60 Millionen pro Sitzplatz bezahlen müssen. Mit den 3 europäischen Modulen Node 2+3 und Columbus haben sie nun auch mehr Platz und vor allem kann die NASA nicht mehr protestieren, wenn die Gastkosmonauten auf dem weg zu diesen NASA Module durchqueren. Vor allem die Cupola wird mit ihrem Rundumblick wohl ein Magnet für die Weltraumtouristen sein. Eventuell nimmt der eine oder andere ja auch den Trip ernst und will an Bord der Columbus forschen – so könnte die ISS Forschung über Umwege trotzdem noch erfolgen. Wenn erst mal die Produktion läuft (Bauzeit rund 2 Jahre) werden pro Jahr dann 3-4 Tourismus Missionen zur ISS erfolgen, die dann auch länger dauiern können als bisher.
Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung!
So der erste April ist fast zuende, und es scheint als wäre meinen gewohnt kritischen Leser nicht auf den Aprilscherz hereingefallen. Den nächsten Blog gibt es am Freitag. Bis dahin etwas kurweillige Unterhaltung mit diesem Video: