Bernd Leitenbergers Blog

Die wichtigen Fragen stellen

Beim Duschschauen des Gästebuches bin ich auf folgenden Eintrag gestoßen:

"Ein rundum gelungene Seite mit vielen interessanten Informationen.

Was mir jedoch übel aufstößt ist der Artikel über die "Terraformierung" vom Mars.

Laut wissenschaftlicher Studien aus Amerika ist eine Erwärmung des Mars auf ein Lebensfreundliches Klima innerhalb on etwa 100 Jahren möglich. Im Marsboden sind gewaltige Mengen Kohlendioxid gespeichert, die schon bei einem leichten Anstieg der Temperaturen austreten und so die Klimaerwärmung verstärken würden, was wiederum mehr CO2 aus dem Boden löst.

Der Aufwand wäre natürlich riesengroß, besonders im Vergleich mit der mickrigen Raumfahrt, die heute betrieben wird, aber prinzipiell ist ein Terraforming auf dem Mars möglich. Die Atmosphäre wäre für Menschen natürlich noch giftig, aber Pflanzen fänden ideale Bedingungen vor und würden das CO2 innerhalb von Jahrtausenden in Sauerstoff umwandeln."

Man könnte dazu einiges sagen, zum Beispiel, dass selbst wenn genügend Kohlendioxid in der Atmosphäre ist, dann reicht der Sauerstoffgehalt nicht zum Atmen aus, und da Sauerstoff auch durch Pflanzen nur aus Kohlendioxid gewonnen werden kann, muss schon eine Menge Kohlendioxid im Boden gebunden sein. (Für einen Sauerstoffgehalt von 200 hpa, wie bei uns auf der Erde, müssten etwa 30 mal mehr Kohlendioxid als heute in der Atmosphäre sein). Ich habe noch nicht gehört, dass es so viel Kohlendioxid im Marsboden gibt, zumindest nicht in leicht freisetzbarer Form (als Clathrate). Es gäbe noch mehr Einschränkungen, wie die auf dem Mars vorhandene Wassermenge, die elliptische Umlaufbahn, das fehlende Magnetfeld und der größere Sonnenabstand. Alles Faktoren, die dagegen sprechen.

Aber: Darum geht es nicht. Anstatt sich in Details zu verlieren gilt es die essentiellen Fragen zu stellen. Die essentielle Frage ist: Warum sollte man den Mars "terraformen" und was kostet das uns?

Antwort zur ersten Teilfrage: Weil wir den Platz brauchen um dort zu leben, wenn die Nahrung auf der Erde knapp wird. Aha – dann ist natürlich zu überlegen, in welchen Zeitskalen eine solche Umwandlung geht (selbst optimistische Schätzungen reden von Hunderten von Jahren bis nur niedere Organismen dort leben können bis mehrere 10.000 Jahre). immerhin: Der Mensch pustet derzeit Kohlendioxid in die Atmosphäre – und das machen 7 Milliarden Menschen und sie schaffen es in einem Jahrhundert den Anteil von 0.28 auf 0.36 % zu erhöhen – wie soll das dann auf dem Mars so schnell gehen? Auf der anderen Seite verdoppelt sich die Weltbevölkerung etwa alle 30 Jahre. Da die gesamte Fläche des Mars nur etwa so groß wie die Landfläche der Erde ist, würde das nur für etwa 1 Generation reichen – das kann also keine Lösung sein.

Das zweite sind die Kosten: Erst mal wird man eine Basisindustrie zum Mars bringen müssen und hier rechnen wir schon für eine einfache Mission zum Mars mit einigen Astronauten mit einem Betrag von mehreren Milliarden Dollar, eher in der Richtung 100 Milliarden. Wie viel Land könnte man auf der Erde mit denselben Mittel urbar machen oder wie viel Land könnte vor der Versteppung geschützt werden mit diesem Betrag?

Die Antwort auf beide Fragen zeigt deutlich, dass Terraforming keine Lösung für ein Problem ist, sondern die Begrenzung des Bevölkerungswachstums, das im Prinzip die Ursache für praktisch alle Probleme die wir heute mit der Natur und Erde haben ist – Gäbe es weniger Menschen so würde auch die schon verfügbare Landfläche ausreichen und es würden weniger Klimagase emittiert.

Ich glaube für alle Projekte die viel Geld kosten und die von der Öffentlichkeit hinterfragt werden, müssen einfache Antworten auf einfache Fragen liefern. Nehmen wir die bemannte Raumfahrt – sie ist ja zur Forschung und technologischen Weiterentwicklung einer Nation absolut unnötig. Trotzdem gab es Projekte die von der Öffentlichkeit getragen wurden und welche nicht. Stellen wir einfach mal an einige Programme folgende Frage: "Warum geben wir so viel Geld für das Projekt aus?" und betrachten die Antworten:

Die ersten drei Antworten berühren die Menschen emotional und die beiden letzten sind Sachantworten. Die beiden letzten haben ein Problem mit der Akzeptanz. Ich wage auch zu bezweifeln, dass das "Constellation Programm", also die Landung auf dem Mond erfolgreich sein, wird, denn es fallen mir wenige emotionale Antworten dafür ein die gut sind. Die beste ist noch "Weil wir bis zum 50.sten Geburtstag der ersten Mondlandung zeigen wollen, das wir es noch können". Und diese Antwort hat heute schon das Problem, dass die NASA mit der Landung für 2020/21 rechnet, also schon heute den Termin nicht einhalten kann.

Inzwischen ist das dritte Buch bei Amazon gelistet, aber noch ohne Abbildung. (Was ist drin?: Die Tricks der Industrie bei der Lebensmittelkennzeichnung verstehen und durchschauen )Ich hoffe mal die folgt noch, dann werde ich auch einen Kauflink auf der Website setzen. Bei ihm bin ich ehrlich auf die Reaktionen gespannt. Ich könnte mir durchaus senken auch wieder was im Bereich Ernährung zu veröffentlichen. Das Recherchieren zu dem Buch hat echt Spaß gemacht. So im Kopf habe ich ein Buch über die Bestandteile der Nahrungsmittel. Also z.B.: Welche Vitamine enthält Brot? Was sind ballaststoffreiche Gemüse? Was ist der Unterschied zwischen Zartbitter und Vollmilchschokolade? So ne Mischung zwischen Einführung in die Ernährungslehre und Warenkunde. Aber erst mal bin ich auf die Reaktionen und vor allem den Verkauf des aktuellen Buchs gespannt.

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