Nun habe ich mir die Mühe gemacht dem Ursprung dieser Information nachzugehen. Das erste offensichtliche ist, dass es in der englischen Wikipedia auch so steht. Ich glaube dass die einzelnen Ausgaben voneinander abschreiben, was natürlich nicht deren Zuverlässigkeit steigert. Wikipedia blendet nun ja Warnungen ein, dass man alles mit Quellen belegen soll, doch das hilft nichts wenn die Quellen selbst falsch sind. Ich meine dass die primäre Quelle für die falschen Informationen diese ist. Das trickreiche ist dass eine falsche Information mit einer richtigen gemischt wurde: Während der RCA 1802 nicht an Bord von Viking und Voyager war, befanden sich dagegen etliche RCA 1802 in Galileo. Fast jedes Experiment hatte einen und weil der Mikroprozessor langsamer als die aus diskreten Bauteilen aufgebaute CPU von Voyager war, besaß der Bordcomputer sogar sechs davon.
Auch wer mal bei Google Schoolar reinschaut, bei dem es ja um wissenschaftliche Arbeiten geht, wird inzwischen feststellen, dass recht oft das Web zitiert wird und nicht immer nur garantiert seriöse Seiten wie nature.com. In einem Kommentar lass ich kürzlich, dass das Fernsehen in den letzten 30-40 Jahren immer niveauloser geworden ist. Das ist vielleicht zu weit gegriffen. Es gibt meiner Ansicht nach noch in absoluten Zahlen genauso viel gutes Fernsehen (egal ob man nun Nachrichten, Dokumentation, Fernsehserien oder Spielfilme nimmt) wie früher. Nur gibt es mehr Sender und viel mehr Sendungen, rund um die Uhr, so dass der Anteil deutlich gesunken ist. Ich glaube das kann man auch auf das Internet übertragen.
Mir fällt schon seit einigen Jahren auf, dass die Informationen über Raumfahrtthemen immer dürftiger werden. Wer sich über aktuelle Programme der NASA informieren möchte, hat einen echt schweren Stand. Besonders auffällig ist dies bei den Planetensonden: Wurde von Mars Global Surveyor und Pathfinder noch jede technische Einzelheit veröffentlicht, so ist es heute schwierig auch nur eine rudimentäre Beschreibung der Sonden zu bekommen. Bei der letzten Marssonde, Phoenix klappte das eigentlich nur weil sie im Wesentlichen ein Nachbau des Mars Polar Landers war. Es wird schwieriger gute Quellen für Informationen zu bekommen, auch wenn es sie noch gibt. Bei den Raumfahrtorganisationen muss mehr suchen – auf Servern, die technische Reports speichern, bei Meetings der AIAA oder ähnlichem. Es reicht nicht mehr die Homepage des Projekts anzusehen. Genauso wie die guten Sendungen im Meer der Schlechten untergehen, genauso gehen die wichtigen Informationen in vielen Informationen unter.
Im Internet kann jeder publizieren und die Suchmaschinen egalisieren dies. (Mit Einschränkungen). So wird es immer schwieriger zuverlässige und korrekte Informationen zu bekommen. Das Problem wird dadurch noch komplizierter wenn Wikipedia diese falsche Informationen enthält. Denn nicht nur Wikipedia ist gut platziert, von ihr wird auch viel abgeschrieben (mal von den vielen anderen x-pedias zu schweigen, die nur den Inhalt kopieren). Daher habe ich mich in dem Teil der Wikipedia der mich interessiert und für den ich zuverlässige Informationen brauche, darauf beschränkt bei der Wikipedia ans Artikelende zu den Links zu scrollen. Eigene Aktivitäten dort mitzuschreiben beschränke ich inzwischen auf Fehlerkorrekturen, nachdem schon Ergänzungen gelöscht und falsche Informationen die ich richtig gestellt hatte, wiederhergestellt wurden. Wenn Tausend Laien einen Experten überstimmen, so heißt das Resultat eben Wikipedia. Das ist gelebte Basisdemokratie.
Es wird immer wichtiger die Informationen zu bewerten. Man sollte sich auch von dem Gedanken lösen, dass jeder NASA Angestellter voll informiert ist oder die NASA Politik repräsentiert und man auf NASA Servern nur zuverlässige Informationen findet. Weil inzwischen jeder publizieren kann, findet man auch bei der NASA persönliche Ansichten. Vielleicht derzeit am deutlichsten in den DIRECT Vorschlägen für eine Ares Alternative. Was bleibt? Vielleicht die Renaissance des Buchs? Bücher zu publizieren ist erheblich mehr Aufwand als mal was ins Internet zu stellen. Es kostet Geld und wenn ich von mir ausgehe: Man gibt sich mehr Mühe bei dem Schreiben und der Recherche. Selbst bei Dingen die ich weiß, checke ich bei der Buchveröffentlichung nochmals alles noch mal nach.
Das merke ich auch aktuell, denn ich habe nach zwei Wochen Pause nun angefangen Teil 2 der europäischen Trägerraketen ins Reine zu schreiben. Band 1 ist ja schon im Juli erschienen, und ich hoffe dieser Band 2 (über Ariane 5 und Vega) wird noch dieses Jahr erscheinen, was auch von der Geschwindigkeit der Korrekturleser abhängt. Daneben sind in der Queue, d.h. bisher bei den Korekturlesern noch Band 1+2 des Raketenlexikons – mit jeweils rund 390 Seiten das bislang größte Werk. Doch ich denke die nächsten werden wieder kürzer. Auch beim Teil 2 über europäische Raketen rechne ich in der Größenordnung von 210-220 Seiten mit Bildern. Geplant ist danach eine Neuauflage des ATV Buchs. Nachdem ein Korrekturleser seine Bereitschaft erklärte das sich durchzulesen. Ich will die Gelegenheit nutzen es auch besser zu machen. (Es ist auch das einzige Buch von mir das bei Amazon nur 4 von 5 Sternen hat, was mich schon fuxt). So wird es um einen Abschnitt über die ISS ergänzt werden und dafür das Kapitel über die Ariane 5, das fast ein Drittel ausmacht,gekürzt werden. Als nächstes Werk denke ich an ein Buch über Skylab. Nicht so sehr weils mich interessiert, sondern weil ich sehen will, was sich gut verkauft. Derzeit ist der Verkaufsschlager das Gemini Buch. (Relativ gesehen: In etwas über einem Jahr rund 600 Exemplare). Mich würde interessieren ob das generell so bei Themen der bemannten Raumfahrt so ist oder am Preis von nur 5,40 Euro liegt. Ich vermute das erste, auch weil ich sehe wie viel mehr Reaktionen es im Blog gibt, wenn von Ares oder der ISS die Rede ist. Auch bei meinen Webseiten zählen die über den Space Shuttle zu den am meistbesuchtesten. Da ich ja mit den Büchern auch was verdienen will könnte es sein, wenn sich dieser Verdacht bestätigt dass da mehr erscheint.