Poweline vs. WLAN
Heute mal ein kleiner Erfahrungsbericht. Vielleicht hilft er dem einen oder anderen weiter. Es geht um die Hausvernetzung. Fast jeder hat ja das Problem, dass man in einer bestehenden Wohnung nicht so einfach Netzwerkkabel ziehen kann. Wer eine größere Renovierung vorhat, dem kann ich nur raten das zu tun und dabei vielleicht Kabelschächte vorzusehen, an die man später auch noch leicht herankommt, weil die Geschwindigkeiten von Netzwerken rapide ansteigt (alternativ: das Beste zu verlegen, was man heute bezahlen kann, auch wenn der Switch und PC noch niedrige Geschwindigkeiten liefern). Spätestens, wenn es aber über mehrere Stockwerke geht, fängt das Grübeln an: Löcher in die Decke bohren und Kabelschächte nicht nur am Boden, wo man sie leicht durch Möbel / Teppich kaschieren kann, sondern in der Ecke der Wand?
Da gibt es heute die Alternative Powerline / WLAN. Bei mir war die Situation so, dass ich August 2007 DSL über Kabel bekam, vorher habe ich bei meinem Bruder im Nachbarhaus über WLAN mitgesurft. Daher bot es sich an WLAN weiter zu benutzen und so nur eine Antennendose umzurüsten auf DSL, sonst wären Mehrkosten angefallen. Zudem ist auch der Fernsehanschluss in meinem recht großen Arbeits/ Wohnzimmer rund 8 m vom Computer entfernt, so dass es in jedem Falle auf Strippen ziehen/WLAN rausgelaufen wäre, warum also nicht die WLAN Hardware weiter zu verwenden? Trotz Stahlbeton Decke hatte ich dank zweier externen 3 dbi Antennen immer guten Empfang mit Bruttodatenraten von 81 bis 160 MBit/s – mehr als genug für den nur 10 MBit schnellen DSL Anschluss. Die Empfangsleistung schwankte je nach Wetter oder weiß ich noch was, zwischen 35 und 70 %.
Im Juli fing das WLAN an Probleme zu machen. Es häuften sich Verbindungsabbrüche und niedrige Empfangsraten bis in den einstelligen KBit/s Bereich hinein. Mehrmals startete ich WLAN Router neu feilte an den Konfigurationen herum, veränderte die Position des USB-WLAN Sticks, was kurzzeitig half, aber auch nicht dauerhaft. Was sich verändert hatte, war dass ich inzwischen bis zu sechs WLANs sehe, früher war es nur eines oder maximal zwei und eines hat in etwa die halbe Sendestärke meines WLANs.
Daher habe ich mich entschlossen Powerline auszuprobieren. Ausprobieren, weil der Händler meines Vertrauens, die im südwestdeutschen Raum ansässige Handelskette Arlt einem ein Rückgaberecht auch auf im Laden gekaufte Waren innerhalb einiger Werktage einräumt. Gekauft habe ich MSI MEGA ePower 200AV Kit Version II, das sind zwei Adapter als Mindestausrüstung. Einer wird mit dem Kabelmodem verbunden und unten in die Steckdose gesteckt, der zweite oben in eine Steckdose und mit dem Computer verbunden. Konfigurieren muss man nichts, zumindest nicht mehr als wie wenn man den DSL Adapter direkt angeschlossen hat (DSL über Kabel kommt anders als über die Telefonleitung ohne Konfiguration von Benutzername und Kennwort aus, einfach Netzwerkkabel an das Kabelmodem stecken und man ist im Netz).
Nach zwei Tagen muss ich sagen: Es hat sich gelohnt. Mit einem Utility kann ich abfragen, wie schnell die Adapter sich verbunden haben und das liegt bei meiner Hausverkabelung bei 3000-5000 KByte/s also rund 24-40 MBit/s. Brutto sind das 78-139 MBit/s, Von den 200 MBit/s bleiben Netto maximal 65 MBit (TCP) bzw. 85 MBit (UDP) nach Handbuch übrig. Die Verbindung ist stabil, sie reist nicht ab und sie ist schnell. Zumindest ist der subjektive Eindruck so, bei Websites die Seiten schnell ausliefern können und größeren Downloads. (Das Problem ist es eher, Websites zu finden, die Downloads mit 20 MBit/s (so schnell ist der Zugang nach Vertragsverlängerung und mehr Speed für denselben Preis inzwischen) ausliefern – in dem Zusammenhang würde mich interessieren, wer die 100 MBit/s die Kabel-BW auch anbietet, wirklich nutzen kann – ich kann di2 20 MBit/s nur, wenn ich Videos von mehreren Servern gleichzeitig abhole).
Auch meine Mutter ist glücklich, denn nun ist ein Router mit zwei externen Antennen weg – sieht besser aus und weniger Kabel sind da. Von der Geschwindigkeit und Stabilität gibt es so nur Vorteile. Was sind die Nachteile? Nun es ist teurer. Während WLAN schon auf einigen Motherboards mit drauf ist und jedes Notebook WLAN hat und man so nur einen Router für 30-40 Euro und vielleicht einen USB-Stick für 20 Euro für zwei PCs braucht, kostet ein Kit 77 Euro. Hat man mehr Geräte zu vernetzen so braucht man pro Gerät einen weiteren Adapter für 40 Euro (bis zu 64 sind möglich). Wer ein Notebook hat, mag vielleicht kein Kabel zur nächsten Steckdose ziehen, mal so einfach das Notebook in das Schlafzimmer tragen scheidet dann auch aus.
Es gibt daher keine pauschale Lösung: Mein Vorschlag: Wenn Sie die gleichen Probleme wie ich haben, oder die Empfangsleistung durch einige Wände / Decken mit Stahlarmierung stark zurückgeht, dann nutzen sie Powerline um die Stockwerke zu verbinden und WLAN um innerhalb eines Stockwerks die Verbindung herzustellen. Wer wie ich nur einen PC und einen DSL Zugang hat, dem würde ich bei fast gleichen Kosten zu Powerline raten.
Was bei Powerline gerne verschwiegen wird ist die i.A. recht hohe und zudem unerlaubte Funkabstrahlungen (Störfeldstärken). Die Stromleitung ist meist nicht geschirmt! Dies hat einerseit einen Einfluß auf die Datensicherheit und der Elektrosmog wird dadurch auch nicht weniger. Weiterhin kommt es bei der Benutzung von Powerline zu einer erheblichen Störung im Kurzwellenbereich.
Der vergleichweise hohe Preis kommt sicher auch daher weil es keinen einheitlichen Standard für Powerline gibt.
Ich persönlich mag daher dieses Konzept nicht. Bei WLAN weiß ich wenigstens dass meine Daten in alle Richtungen in den Äther geschickt werden und kann dementsprechend Vorkerungen treffen.