Anstatt dass ich zu den Kommentaren die es zum letzten Beitrag gab noch meinen Senf dazugebe, an dieser Stelle ein ausführliches Statement. Ich wollte nicht die Atommüllentsorgung im Weltall propagieren, sondern aufzeigen, dass die Gewinne aus dieser Technologie so immens sind, dass sich selbst das lohnt – bei welchem anderen Wirtschaftszweig kann man dies sonst noch behaupten?
Ich will in die Diskussion über Gefahren und Risiken der Brennelemente, angereichertem Uran oder aufgearbeitetem Atommüll nicht eingreifen, davon verstehe ich nichts und deswegen halte ich mich da raus. Ich habe mir zwar schon seit längerem vorgenommen mir mal ein Fachbuch über Kernenergie zu lesen, doch zum einen fehlt mir die Zeit zum anderen bezweifele ich dass es noch was „neutrales“ gibt indem einfach die Tatsachen und Risiken beschrieben werden, ohne dass mir der Autor seine politische Ausrichtung (Pro/Kontra Kernkraft) aufdrücken will.
Aber ein paar grundsätzliche Bemerkungen: Ich halte was derzeit läuft in der Endlagerdiskussion für das genaue Gegenteil dessen, was früher lief. Früher wurde der Müll einfach weggekippt (im Meer versenkt oder in der Asse eingelagert) ohne dass man sich Gedanken gemacht hat was auch nur in einigen Jahrzehnten damit passiert. Heute will jeder gleich das stabile Endlager für Jahrmillionen. Ich glaube die Lagerung in einer Halle (natürlich entsprechend geschützt auch vor terroristischen Angriffen) wäre eine Lösung für eine befriedigend lange Zeit. Es gibt die Möglichkeit den Müll zu überwachen, es ist trocken, man kann nach Jahrzehnten Behälter oder die ganze Halle auswechseln. Der Müll ist so unter Kontrolle. Auch wenn der Müll für Jahrmillionen strahlt, heißt dies noch lange noch nicht, dass man nun eine Lagerung finden muss, die ohne Überwachung so lange sicher ist. Solange der Müll selbst nicht in die Umwelt gelangt kann er auch überirdisch gelagert werden, wenn er kontrolliert wird.
Eine andere Sache ist die der Finanzierung. Es muss dann eine Möglichkeit geschaffen werden die unabhängig von Regierungen und Konzernen ist. Wie schwierig das ist, zeigte sich in der Vergangenheit. Selbst wenn dafür eine Stiftung gegründet wird, in die die Stromkonzerne Gelder einzahlen und deren Zinserträge dann für die Überwachung und Sicherung des Mülls sowie Sanierungen verwendet werden – was passiert wenn ein Stromkonzern pleite geht? Was passiert wenn eine Bundesregierung die Gelder gerne nehmen würde um damit Banken Kredite zu geben oder Automobilkonzerne zu fördern? Dieser Punkt ist für mich der wichtigste, der für die Endlagerung irgendwo in einem Berg oder so was ähnliches spricht, weil dann damit zu rechnen ist, dass später gar keine Aufwendungen mehr nötig sind.
Ansonsten halte ich die Planung für Jahrmillionen schon deswegen für überzogen, weil meiner Meinung nach die Menschheit in der Form wie sie heute existiert vielleicht noch 100, wenn es hoch kommt auch ein paar Jahrhunderte länger existiert, aber nicht viel länger. Seit es Menschen gibt werden wir immer mehr und die Natur wird immer weniger. Ich will gar nicht mehr die ganzen Hiobsbotschaften aufzählen wie Artensterben, Abrodung des Urwaldes. Mann muss sich einfach nur umsehen: „Unberührte“ Natur wird immer weniger und das in einem Tempo, dass man leicht ausrechnen kann, dass in 100 Jahren jeder Flecken der für Menschen bewohnbar ist, auch genutzt wird. Man sollte sich mal dies klar machen: Wir sind eine Art auf diesem Planeten, eine von Millionen und wir nutzen für uns zur Ernährung, als Material und Brennstoff vielleicht weitere 100-1000 Arten von Pflanzen und Tieren, und damit beanspruchen wir heute schon den größten Teil der Landfläche unseres Planeten und die Seefläche fischen wir leer. Es gab ursprünglich mal 2 Millionen an Primaten – Bonobos, Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans. Das ist die natürliche Population einer Primatenart. Heute gibt es rund 7 Milliarden Menschen auf der Erde – mehr als das Tausendfache und für alle anderen Arten gibt es keinen Platz. Heute gibt es übrigens von den oben genannten Primaten weniger als 200.000.
Nur wird irgendwann eben eine Grenze erreicht sein wo das Wachstum physikalisch begrenzt ist und dann werden die Verteilungskämpfe anfangen. Ich sehe schon jetzt nirgendwo nachhaltiges oder vernünftiges Handeln, nicht einmal hier, dabei könnte es sich die Bundesrepublik leisten – wir sind reich, haben nicht das Problem von Hungersnöten oder explodierenden Geburtenzahlen. Wir produzieren so viele Nahrungsmittel, dass wir es uns leisten können, sogar wieder landwirtschaftliche Fläche aufzugeben und Natur zuzulassen – einen Luxus den Entwicklungsländer nicht haben. Doch wie läuft es bei uns? Wenn ein Konzern ein Werk für den Flugzeugbau mitten im Naturschutzgebiet will, dann geht das, dann geht es immer um Arbeitsplätze, das goldene Kalb des Kapitalismus. Wenn die Energiepreise steigen, dann müssen Brachflächen wieder bewirtschaftet werden, um aus Nahrungspflanzen Energie zu gewinnen. Das muss man sich mal vorstellen, oder man sollte es mal hungernden Kindern in Afrika erklären: Wir bauen Mais an um ihn zu verbrennen!
Man sieht es aber auch an Kleinigkeiten. Wenn in ganz Deutschland es nun wieder mal 100 Wölfe, ein paar Luchse, oder vielleicht sogar einen Bären gibt, und diese reisen Schafe (einfach weil sie da sind, leichter zu jagen sind als Rehe, und bei den kleinen Naturschutzgebieten immer Wildtiere mit Menschen in Berührung kommen) dann gibt es gleich den Aufschrei und die Jäger wollen zum Halili blasen (was in Bayern ja auch klappt, da wird ja dann jeder Bär zum „Problembär“ – Stoiber kann sich glücklich schätzen, dass er nicht erschossen wurde, als er zum „Problem“ wurde). Dabei kann man es auch entspannter sehen, als die Opfer die zu bringen sind, wenn man wieder Wildtiere hat und nicht dafür ein großes Gebiet zur Verfügung stellen kann in denen es dann keinen Kontakt zur Landwirtschaft gibt. Mein Gott, dann bezahlt dem Schäfer das Schaf und legt noch 20 % drauf und gut is. Dann muss ganz Deutschland vielleicht im Jahr soviel dafür aufwenden, wie ein Dienstwagen von Ulla Schmidt übers Jahr kostet weil die Dame ihn gerne bei jedem Urlaub dabei haben will.
Daher sehe ich schwarz: Es gibt nicht in unserer Natur so etwas wie richtig vorausschauendes Denken. Selbst wenn viele dieses haben, dann reicht es aus wenn einige Individuen anders ticken und auf schnellen Profit aus sind – Die Natur ist schnell zerstört – man glaubt nicht, wie schnell Urwald brandgerodet oder Wälder abgeholzt sind – aber die braucht Jahrzehnte oder Jahrhunderte um sich zu regenerieren. Daher reichen sich on einzelne egoistische Individuen aus, um den Prozess des Landverbrauches am Laufen zu halten. Doch soweit muss man gar nicht gehen, wie man ja gerade bei der Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke sieht. Da ist ja auch die Bevölkerung weitgehend dagegen, aber eine einflussreiche Lobby setzt ihre Vorstellungen durch. Wenn ich höre, dass unsere Kernkraftwerke so sicher sind – warum baut man dann nicht neue? Ich verweise hier mal auf einen älteren Aufsatz indem ich mich satirisch mit dem Problem schon auseinander gesetzt habe.
Ich bin ja zu gerne bereit zu glauben, dass sie sicher sind. Nur weiß ich aus anderen technischen Bereichen, dass es keine 100 % Sicherheit gibt. Selbst wenn etwas technisch vielleicht „sicher“ ist (wobei das ein dehnbarer Begriff ist) so gibt es doch noch menschliche Fehler – Tschernobyl ist da ein Beispiel, aber man findet sie auch in allen anderen Bereichen. Es ist schon mal eine DC-10 abgestürzt, weil ein Techniker die Bolzen für das Triebwerk nicht sauber wieder angebracht hatte. Es wird immer Versäumnisse und Fehler geben. Tschernobyl zeigt, dass die Folgen beider Kernenergie dann katastrophal sind – Eine Zone 60 km vom Kraftwerk entfernt musste geräumt werden. Man ziehe mal um jedes Kernkraftwerk in Deutschland einen Kreis von 60 km Durchmesser und dann weiß man was dies bedeutet. Nur, dass unsere Kraftwerke eine Betonhülle um den Reaktor haben, heißt das nicht, dass dies bei uns nicht passieren kann – Bei Harrisburg wäre auch der Reaktor trotz Stahl und Beton fast explodiert als das Wasser nach und nach verdampfte und sich ein enormer Druck aufbaute.
Ich halte die Technologie daher nach menschlichem Ermessen sicher, aber bei der Abwägungen der Folgen eines GAU, halte ich ein Kernkraftwerk mitten in einem dichtbesiedelten Gebiet für nicht tragbar. Vielleicht ist das ja auch eine Alternative zu dem Solarpark für unsere Industrie – anstatt Solaranlagen baut man neue Kernkraftwerke – da wo ein GAU niemanden schadet – im Meer oder wie ich vorgeschlagen habe bei Helgoland. Oder noch besser in den Wahlkreisen der Spitzenpolitiker die so dafür sind…