Bücher schreiben macht süchtig

Ja zumindest bei mir. Gestern bin ich mit dem Grobkonzept des ATV Buchs fertig geworden. Also genauer gesagt der Auflage 2. Das heißt nicht, dass es morgen erscheint, sondern dass ich zuerst mal das wesentliche geschrieben habe was ich schreiben wollte. Wenn ich das dann zum ersten Mal durchgehe entdecke ich meistens noch viel, was ich umschreiben, ergänzen, neu strukturieren sollte und komme dann zum Feinkonzept und wenn das dann 1-2 durchgelesen ist, geht es dann an die Korrekturleser. Da ist gerade das Buch über Gemini, das wohl Ende nächste Woche vom ersten Korrekturleser zurückkommt. Nach zwei Korrekturlesern gehe ich dann noch 1-2 mal drüber.

Das ganze ist also eine ganze Menge Arbeit. Es hängt vom Thema und Umfang ab, aber ich denke in jedem Buch stecken rund 2 Monate Vollzeitarbeit drin. Und ich meine Arbeit, denn Informationen zu suchen und zu sichten, zu vergleichen und zusammenzufassen, artet in Arbeit aus wenn man es gründlich macht.

Trotzdem plane ich für dieses Jahr mehr Bücher als im Letzten und mir reicht es nicht nur neue Bücher zu publizieren, ich will auch dass die bisherigen so gut wie möglich sind. Daher gibt es auch Neuauflagen der beiden schon publizierten Bücher. Das Gemini Buch wird umfangreicher, wenngleich gemessen an der Bedeutung des Programms, immer noch kurz und das ATV Buch wird praktisch vollständig umgemodelt.

Die Frage ist: Warum mache ich das? Neben der Arbeit gibt es einige Momente, die es in der Form nicht bei einem Website Aufsatz gibt. Es ist das Gefühl, wenn man das Konzept fertig hat, was neues geschaffen zu haben, ein abgeschlossenes, neues Werk. Das Gefühl was wirklich gutes vollbracht zu haben. Das gibt es auch bei anderen Dingen. Ich habe es auch bei der Fertigstellung größerer Softwareprojekte und bei umfangreichen Gartenarbeiten, wenn ich einige Bäume oder Sträucher gepflanzt habe. Aber es gibt auch Unterschiede. Bei einem Softwareprojekt gibt’s Rückmeldung höchstens wenn was nicht funktioniert. Vor allem ist es nicht von Bestand. Ständig gibt es etwas zu korrigieren, zu erweitern oder Dokumentation nachzuschieben.

Gartenarbeit hat den Nachteil, dass man so lange warten muss, bis man etwas sehen kann – Monate oder Jahre bis die Pflanzen richtig groß sind. Auch hier gibt es kaum Rückmeldung anderer und bald kommt auch hier Folgearbeit in Form von Pflegearbeiten und Schnitt.

Ein Buch kann man wenn es fertig ist durchblättern, man kann sich in der Amazon Liste der Autoren wiederfinden und man kann es sogar mal selbst lesen. (Vorsicht: Auch dann entdeckt man immer noch etwas was man korrigieren kann).Man kann die Beurteilungen anderer lesen und sieht wie es ankommt. So gesehen ist es eine Arbeit, die einem echte Erfolgserlebnisse beschert und bei Print on Demand Dienstleistern auch echt billig. (Es gibt neben BOD auch noch andere wie z.B. Lulu).

Natürlich hat das Schreiben eines Buches auch andere positive Effekte: Ich beschäftige mich viel intensiver mit einem Thema als bei einem Webseitenaufsatz und stoße dabei auf Dinge, die ich sonst wohl übersehen hätte. Manchmal sind es nur Details, die aber zusammen doch ein gutes Bild der Gesamtsituation ergeben wenn man sie kombiniert. So fielen mir Dinge auf vei der Verwendung des Kurs Systems bei der Progress und Sojus und der Sojus TMA-M/Z die ein gutes Licht auf die Situation von Russlands Raumfahrt werfen.

Nur reich wird man nicht. Zumindest nicht wenn man Fachbücher schreibt wie ich. Ich rechne pro Band und Jahr mit rund 100 verkauften Exemplaren. Das liegt natürlich an den speziellen Themen die ich bearbeite. Eine Ausnahme ist das Gemini Programm, das auch das einzige Buch mit einem recht allgemeinen Raumfahrtthema ist. Ich sinniere ja über weiteren Büchern und neben den Ideen für weitere spezielle Raumfahrtbücher, so z.B. ein Raumsondenlexikon vergleichbar dem Trägerraketenlexikon, wird es mit Sicherheit auch ein allgemeines Raumfahrtbuch über Mercury oder Skylab geben. Manchmal denke ich auch an was wirklich allgemeines, so was wie einen Ernährungsratgeber. Davon gibt es eine Menge und in denen steht viel drin. Dabei ist das was es an gesicherten Erkenntnissen gibt eigentlich recht wenig und sehr simpel. (Anders als Frauenzeitschriften suggerieren gibt es keine „Wunderdiät“ zum Abnehmen). Vielleicht wäre es interessant mal zu sehen, wie ein ganz allgemeines Thema ankommt. Wenn ich mehr Phantasie hätte würde ich wohl unter einem Pseudonym Romane schreiben. Seit „Feuchtgebiete“ wissen wir ja dass man damit an die Spitze der Bestenlisten zu kommen. Aber vielleicht ist das ja eine Anregung für den einen oder anderen, einen Krimi zu schreiben, oder Agentenroman, eine Liebesschnulze oder einen Erotikthriller.

So nun habe ich meine Blogleser gelangweilt mit Geschwafel von mir. Nun seid ihr dran: Welche Themen aus dem Gebiet Raumfahrt / Ernährungslehre haltet ihr für gute Buchthemen? Vielleicht findet sich sogar auf dem Wege ein Coautor? So habe ich trotz intensivem Suchen z.B. noch nicht die wichtige Grundlagenforschung auf der ISS gefunden, über die Ruhri offensichtlich genau Bescheid weis. Das wäre doch eine Idee für ein gemeinschaftliches Buch….

10 thoughts on “Bücher schreiben macht süchtig

  1. (Fach)Bücher enthalten statisches Wissen. Und zwar meist das, welches zum Zeitpunkt der Entstehung aktuell war. Bücher sind aber auch „haltbare“ Medien. Und Erkenntnisse, welche sich als richtig herausgestellt haben verändern sich (in den meisten Bereichen) wenig. Auch Bücher über bereits vergangene Dinge bleiben „aktuell“ bzw. „wahr“ bezüglich Fakten. Ich halte Bücher für absolut unverzichtbar.
    Allerdings mag ich das Internet als Medium zum lesen und informieren mehr. Warscheinlich deshalb, weil es die Verknüpfung über viele Themen ermöglicht und meist auch auf aktuelleren Stand ist. Außerdem kann ich mir schneller das suchen was mich interessiert und muß nicht erst ein ganzes Buch lesen. Das alles gilt natürlich nur für Fach- bzw. themenbezogene Bücher (keine „Geschichten“).
    Digitale Medien (auch offline) sind mir allein deshalb lieber, weil sie weniger Platz benötigen. Auf einer Festplatte sucht es sich deutlich einfacher als in einem Zimmer. Auch ist ein Wechsel zwischen verschiedenen Themen schneller und leichter möglich. Bücher sind da eher linear.
    Fazit: Für Themen die mich interessieren finde ich „richtige „Bücher ungeeignet, dafür müßten zuviele Bücher platzraubend und „angelesen“ rumliegen.
    Allerdings bin ich der Meinung, dass es für jedes „Digital“ auch ein analoges Original geben sollte, nur muß ich dass nicht zwangsläufig selbst besitzen 😉

  2. Wie wäre es mit einem Buch über die Saturn V, also eine erweiterte Variante der beiden Aufsätze „Saturn V Technik“ und „Geschichte der Saturn“? Im Buchhandel habe ich nur „Stages to Saturn“ gefunden, aber wenn ich es nicht beruflich brauche, lese ich lieber deutsche Bücher.

  3. @Arne: Nachdem ja noch ein Buch über europäische Trägerraketen geplant ist, (also vier in einem Jahr) halte ich das Thema für vorläufig abgeschlossen. Ich möchte nicht ausschließen dass ich mich dem 2011 erneut widme und dann wäre sicher die Saturn ein heißer Kandidat, doch es gibt auch andere Raumfahrtthemen die wichtig sind.

    @Overlord: Der große Nachteil des Internets ist das man es am Bildschirm liest. Das begrenzt schlicht und einfach die Informationsmenge pro Artikel oder Seite. Natürlich kann man verlinken, aber es fällt schwer eine Story so aufzubauen. Wobei ich Story nicht wörtlich meine, als vielmehr die Gesamtheit dessen was man zu sagen hat. Wenn ich beispielsweise über Gemini schreibe, dann kann man sicherlich das in einzelne Themen aufgliedern – das Raumfahrzeug, die Projektgeschichte, die einzelnen Missionen, aber es baut aufeinander auf. Ich lese deswegen immer noch sehr viele Bücher, wenngleich ich gestehen muss, dass ich vor allem historische Bücher oder englische kaufe.

  4. Ich würde mich über ein gutes und fundiertes Buch über Raumsonden und planetare Lander freuen – gerne auch mit einem Blick und Beispielen von möglichen Missionen a´la B.Leitenberger

  5. @Joachim: Wenn ich nur mal das Material nehme das ich schon habe muss ich schon ziemlich kürzen um nur ein Lexikon zu machen. Für ein „fundiertes“ Buch würde man sich wohl auf einige beschränken müssen also entweder auf aktuelle Missionen oder ein bestimmtes Programm oder sonstwie

    Ich glaube für meine Ideen würde keiner Geld bezahlen. Die gibts auch umsonst hier im Blog.

  6. @Bernd
    ich finde, dass mit dem am bildschirm lesen relativiert sich. mit nem laptop (<1,5kg) ist es recht angenehm. zumal man ihn bequem vor sich auf den schoß stellen kann. außerdem kann man somit gleichzeitig noch die musik bedienen, IM's schreiben und andere dinge die man am rechner halt machen kann.
    natürlich kommt es beim lesen auf den aufbau der "texte" an. internetseiten, wie z.B. deine, heise.de oder wikipedia, sind ja gerade für bildschirme gemacht. richtige bücher sind nat. nicht so vorteilhaft. aber wissenschaftliche artikel o.Ä. sind schon wieder ok.
    Es ist halt Geschmacksache einerseits und andererseits auch eine frage der benutzten "quellen". 😉

    @Joachim:
    da bin ich bernds meinung. schau mal wieviel auf bernds seite über raumsonden zu finden ist. in dem fall ist glaub ich die website genug und auch sehr ausführlich, zumal er sie ja auch regelmäßig aktualisiert.

  7. „So fielen mir Dinge auf vei der Verwendung des Kurs Systems bei der Progress und Sojus und der Sojus TMA-M/Z die ein gutes Licht auf die Situation von Russlands Raumfahrt werfen.“

    Was wären das für Dinge? In letzter Zeit warst du ja eher kritisch was die russische Raumfahrt betraf.

  8. Auch wenn Sie ja nicht gerne am Rechner lesen, wie wäre es hiermit:

    http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/20090029998_2009030907.pdf

    Und das sind nur die Ergebnisse bis 2008 – jetzt mit fünf bis sechs Mann pro Expedition geht die Party doch (endlich) erst richtig los.

    Wenn man das alles unbemannt hätte organisieren wollen, würde man natürlich immer auch nicht die Kosten herein holen können, sondern läge mit Sicherheit um einiges über den Kosten für die ISS – vom Zeitaufwand her womöglich ebenfalls.

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