Unzufriedenheit

Was mir so auffällt ist das mich in den letzten Monaten viel mehr Dinge stören als früher. Sei es in der Raumfahrt, wie man am einen oder anderen Blogeintrag sieht, aber auch der Lebensmittelkennzeichnung mit der ich mich nach ein paar Jahren Pause wieder beschäftigt habe. Aber auch allgemein mit der politischen Situation die wir jetzt haben und auch den Problemen die in Deutschland seit Jahrzehnten immer wieder vor sich hin geschoben werden.

Die Frage ist natürlich wieso? Vielleicht ist es eine Mentalitätsfrage oder ein jahreszeitlicher Effekt – schlussendlich ist bei mir im Winter die Stimmung nie besonders gut. Aber vielleicht auch nur ein Effekt womit man gerade beschäftigt ist. Solange ich gearbeitet habe, war ich damit beschäftigt. Abends blieb noch etwas Zeit für den Blog oder die Arbeit an einem Buch. Daneben noch etwas Sport treiben -schwupps ist die Woche rum. Wenn man da Unzufrieden ist dann vielleicht wegen der starren Strukturen an der Hochschule und den immer gleichen Aufgaben ohne Herausforderungen. Kurzum: Der Fokus ist auf die Arbeit gerichtet oder man hat keine Zeit. Nun habe ich Zeit und der Fokus geht auf andere Dinge, die für mich persönlich nicht so wichtig sind. Was geht es mich persönlich an wenn Constellation eingestellt wird oder unsere Regierung Milliarden Schulden macht? Solange ich sie nicht persönlich zahlen muss gar nicht.

Vielleicht ist es aber auch ein Effekt der sich einstellt wenn man die Wunschvorstellungen nicht verwirklicht sind. Mir fällt immer auf wenn ich mit einem amerikanischen Freund diskutiere wie es bei uns so ist. Vieles kommt einem da im Argen vor. Auf der anderen Seite: Ich möchte nicht in den Staaten leben. Einem Land mit hoher Kriminalitätsrate, fehlendem sozialen Netz und dem Egoismus als „American Dream“. Hier kommt mir vieles zu stark geregelt vor. Vom Schilderwald über die Gemeindeordnung die vorschreibt wie hoch Bepflanzungen sein dürfen bis hin – aktuell zu Verpflichtung den Gehweg um 7 Uhr morgens zu räumen (vor allem wenn die Stadt selbst bei Wochen mit Dauerschnee nicht dran denkt die Seitenstraßen zu räumen). Aber auch das ist subjektiv: Ich habe mal von einem italienischen Ort gehört, bei dem die Einwohner genug hatten von dem Schlendrian ihrer Verwaltung und nachdem der neue Bürgermeister früher in Deutschland war wurde dort eine Verwaltung nach deutschem Vorbild installiert. Das wollten auch die Einwohner so: Es gab noch mehr Heimkehrer die mal früher in Deutschland in der Automobilindustrie arbeiteten und wenn etwas noch nicht so funktionierte oder wieder der alte Trott einkehrte bekamen die städtischen Angestellten dann zu hören „In Deutschland wäre das nicht möglich“ oder „In Deutschland läuft das anders“. Ich bin mir aber sicher das die Italiener nicht alle unsere Regeln, Verordnungen und Gesetze übernommen haben.

Die Frage an meine Blogleser ist: Womit sind sie unzufrieden hier in Deutschland? In der Raumfahrt? oder ganz allgemein?

Nein zu Russland!

Ich mache mir gerne Ideen unter der Überschrift „Was wäre wenn“ — also Ideen, was technisch möglich wäre, gestützt auf schon existierende Erfahrungen oder vorhandene Hardware. Das animiert den einen oder anderen, auch so zu verfahren und ich bekomme Ideen oder Pläne zugeschickt, wie man dieses oder jenes besser machen könnte. So ziemlich das häufigste dabei ist das Ersetzen der Ariane 5 Booster durch russische Erststufen oder Stufen mit russischen Triebwerken wie dem RD-0120. Ich bin da immer sehr skeptisch. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, was wie viel bei der Fertigung einer Ariane 5 kostet, aber aus dem Anteil von MT Aerospace, welche für knapp 10 % Beteiligung am Programm nicht nur die Boosterhüllen, sondern auch Tankdome und andere Teile fertigen kann man ableiten, dass die Booster nur etwa 20-30 % des Trägerpreises ausmachen. Unter der Prämisse muss ein Ersatz schon sehr leistungsfähig oder billig sein.

Aber ich habe auch noch zwei andere Gründe. Das eine sind die Arbeitsplätze. Ich bin ja nicht gegen Raumfahrtkonzerne an sich, sondern denke, dass sie bei der industriellen Produktion ihre Stärke ausspielen können – die Erfahrung diese optimal zu gestalten und preislich zu optimieren. Daher sollte eine europäische Rakete auch in Europa produziert werden. Was allerdings nicht sein muss ist das bei Ariane 5 eingezogene Schema, das jede Leistungssteigerung gleich eine Neuentwicklung notwendig macht wie das Vulcain 2 oder Vinci. Es wäre durchaus auch Spielraum die vorhandenen Triebwerke und andere Ressourcen sinnvoll zu kombinieren wie dies bei der Ariane 4 geschah. Diese „jetzt entwickeln wir was neues“ Mentalität ist auch ein Punkt der mich bei den Ariane 6 Plänen so stört. Sicher Ariane 5 ist nun 25 Jahre alt, wenn man die Designphase dazu nimmt – na und? Sie ist technisch noch immer auf der Höhe der Zeit und viele US Träger und die meisten russischen Träger sind noch viel länger in Dienst! Die als Alternativen dargestellten russischen Triebwerke sind auch nicht jünger als das Vulcain. Continue reading „Nein zu Russland!“

SpaceX – mal wieder

Da ich in der letzten Zeit etwas müde und des Bloggens überdrüssig bin. Will ich an dieser Stelle nur auf folgende Meldung hinweisen:

http://www.spaceflightnow.com/falcon9/001/100309hotfire/

Wer mehr wissen will kann auf der Website nach einem Hermes Artikel Ausschau halten, der als Abfallprodukt zum Buch über europäische Trägerraketen 2 entstanden ist.

Appendix: Die Nutzlast der Falcon 9 Heavy hat sich erneut erhöht, nun ist sie schon besser als die einer reinen LOX/LH2 Rakete wie die Delta IV Heavy. In ein bis zwei Jahren wird sie sicher die Saturn V übertreffen….

http://www.spacex.com/falcon9_heavy.php

Der Stillstand in der Raumfahrt

Ich kaufe mir gerne bei Amazon auf Marketplace alte Raumfahrtbücher. Sie sind meist billig und vieles über alte Programme findet man alten Büchern. Aber man bekommt auch einen Einblick in die Zeit. Was jedem auffällt: wer Bücher aus der Ende der sechziger liest ist der enorme Optimismus. Eine bemannte Marlandung bis 1986 sollte möglich sein. Verwirklicht mit nuklearen und Ionentriebwerken. Ich habe das schon einmal thematisiert. Ein Grund war eine lineare Prognose der Entwicklung von 1958 bis 1968. Vergleicht man den Sprung bei den Trägerkapazitäten dem Erreichten bei der bemannten und unbemannten Raumfahrt.

Aber es gibt auch einen anderen Grund: Damals wurde viel mehr neues entwickelt. Schauen wir uns die Antriebstechnologie an. Die USA haben von 1958-1972 in Angriff genommen:

  • Wasserstoff als Treibstoff
  • Expander Cycle als Antriebstechnologie
  • Entwicklung von wiederzündbaren Triebwerken mit nicht hypergolen Treibstoffen
  • im Schub regulierbare Triebwerke

Im nächsten Jahrzehnt kam dann noch das Staged Combustion Prinzip dazu. Seitdem ist es still geworden – neue Treibstoffkombinationen, Hybride Treibstoffe das alles wurde nicht angegangen. Auch die Entwicklungen bei Ionentriebwerken blieb beim Stand der sechziger Jahre stehen. Das nukleare Triebwerke nicht weiter verfolgt werden verwundert nicht wobei die Einstellung allerdings noch in den Zeiten erfolgte als man bedenkenlos an die Kernenergie glaubte. Continue reading „Der Stillstand in der Raumfahrt“

„Bio“ und konventionelle Landwirtschaft

Letzten Dienstag kam in der NDR Reihe „Doku 45“ ein Beitrag über konventionelle und biologische Landwirtschaft, speziell Tierzucht. besucht wurden ein Vorzeige Bio-Hühnerzüchter, ein Betrieb der konventionell Eier produziert, ein ehemaliger Bio-Schweinezüchter und ein heutiger Schweinezüchter und ein Forschungsmastbetrieb für Hähnchen. Die Frage drehte sich darum, was wohl die richtige Zuchtform ist, und wie sich jeder denken kann – es gibt keine richtige. Trotzdem war es interessant. Der konventionelle Zuchtbetrieb hält Hühner in Kleingruppen, Boden und Freilandhaltung und die Inhaberin meint Kleingruppenhaltung wäre besser für die Tiere. Und die Hühner sahen gesund haus, munter und hatten keine Ähnlichkeit mit den Bildern von Legebatterien die man so kennt. Der Biobauer vertritt natürlich die Meinung, dass seine Hühner sich frei bewegen können müssen und scharren können. Deswegen versetzt er seinen mobilen Stall alle paar Wochen, was selbst bei Biobauern ungewöhnlich sein soll. Nur so ist gewährleistet dass sich durch sie Exkremente keine Krankheiten ausbreiten. Trotzdem gibt es Probleme wenn Tausende von Hühnern zusammen sind – sie können kaum eine soziale Hierarchie ausbilden. Anders als in den Kleingruppen.

Der Forscher, der auch Masthähnchen zu Forschungszwecken züchtet, vertritt die Meinung das Leben in einer Halle mit wenig Platz nicht gegen die Natur wäre – sie wären nichts andere gewöhnt und zieht den Vergleich zwischen Stadt- und Landkindern. Der Exbiobauer hat aufgehört Schweine zu ziehen, weil ohne Zusatzfutter die Ferkel zu wenig Nahrung von den Sauen bekamen und so schwarze Ohren bekamen und er es nicht als gesund für die Tiere ansah. Er meint, auch Bio-Landwirtschaft wäre nicht so, wie es sich die Tiere wünschen, denn dann müssten die Tiere so viel Platz haben wie Wildschweine – nämlich maximal 60-80 Tiere pro km². Selbst der Biobauer sagt, er kann seinen Tiere nicht viel Auslauf bietet sondern nur einen Freilaufteil und einen Stall. Mehr sei auch bei Bio nicht möglich. Continue reading „„Bio“ und konventionelle Landwirtschaft“