Wer also glaubt sich anhand der Missionskit über die ISS und ihre Fertigstellung zu informieren wird enttäuscht sein. Das war nicht immer so. Die Presskits der Apollo-Ära und von Gemini sind heute online verfügbar. Sie beinhalten auch Informationen zur Besatzung, aber im Verhältnis weitaus weniger als heute. Meiner Meinung nach ist dies kontraproduktiv, denn die Leute interessieren sich nicht so für die Astronauten. Ich denke die meisten haben Probleme ein paar der aktuellen Astronauten (wenn es nicht gerade Deutsche sind) namentlich zu nennen und seid mal ehrlich: Wer wusste ohne Nachschlagen dass Jerry Ross der erste war mit sieben Weltraumaufenthalten?
Noch schlimmer: Man sollte meinen es gäbe davon viele. Schließlich flog ein Space Shuttle im Mittel sechs Mal pro Jahr, jeweils mit 6-7 Besatzungsmitgliedern. Das macht 36-42 Mann/Jahr. Zur Spitzenzeit der Apollo Ära gab es vier starts mit je drei Astronauten pro Jahr also 12 Mann/Jahr, weniger als ein Drittel. Man sollte also annehmen die Astronauten würden viel öfters fliegen, vor allem die Piloten die ja nicht auf eine spezielle Mission trainieren müssen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Schon Deke Slayton monierte dies in seinen Memoiren. Seiner Ansicht nach hätten alle Flüge mit 50 Astronauten durchgeführt werden können. Jeder wäre mindestens einmal pro Jahr geflogen. Missionspezialisten die ja vor allem das gleiche immer wieder machen müssten sogar 6-7 mal pro Jahr Doch schon 1980 hatte das Astronaut Office 100 Mitglieder Tendenz steigend. Was mich selbst wundert: Die Bezeichnung Missionsspezialist suggeriert ja dass sie für jede Mission eigens spezialisiert sein müssten. Im Vergleich zu den Piloten – das Shuttle steuern ist doch eigentlich immer der gleiche Job. Trotzdem sind alle Rekordhalter heute Missionsspezialisten.
Man erkennt dies auch an etwas anderem. Vorheriger Rekordhalter war John Young. Young brauchte 18 Jahre für seine sechs Flüge. Ross zwar nur 17 für seine sieben. Aber Youngs Flüge erstrecken sich auf drei Programme – zwei bei Gemini, zwei bei Apollo und zwei beim Space Shuttle. Zwischen den einzelnen Programmen lagen jeweils Jahre in denen nicht geflogen wurde, zwei zwischen Gemini und Apollo und wenn man die ASTP Mission herausnimmt, sieben zwischen Apollo und Space Shuttle. Obwohl das Shuttle also häufiger fliegt, mehr Astronauten transportiert fliegen sie seltener, was eigentlich kontraproduktiv ist – schließlich gewinnen sie mit jeder Mission an Erfahrung zu und müssen nicht jedes Mal neu trainiert werden. Nach NASA Angaben gab es bisher 339 Astronauten. Rechnet man die ersten Gruppen ab die im Mercury, Gemini und Apolloprogramm flogen, so sind das etwa 300 für das Space Shuttle. Bei 130 Flügen mit je 6 Personen im Durchschnitt war jeder also nur 3 mal im All – und das bei einem Job den man etwa 20 Jahre lang machen kann. Keine so tolle Bilanz.
Ich finde das sehr merkwürdig, schließlich geht es ja bei der bemannten Raumfahrt um Publicity, identifizieren mit den Menschen. Das geht am besten wenn man diese sich auch merken kann, nicht wenn es Hunderte von Astronauten gibt. Ich denke wenn jemand aufgefordert wird Astronauten zu benennen fallen ihm die ein die in der Frühzeit Erstleisitungen vollbrachten oder auf dem Mond landeten, vielleicht auch einige nationale Astronauten oder Weltraumtouristen – weil sie aus der Masse hervorstechen. Aber keiner wird die Astronauten von STS-132 aufzählen können….
So, nun das nächste Rätsel. Was passierte am 24.9.1959?