Raumfahrträtsel 21

So nun hat es nach zwei Tagen doch noch jemand rausbekommen und ich weiß nun wie ich die Rätsel so stelle, dass sie nicht nach ein paar Stunden gelöst sind… (Keine Sorge es gibt trotzdem noch einfache Rätsel zwischendurch, z.B. heute). Ja es geht um das „Space Adaptions Syndrome“ SAS, oder einfach Weltraumkrankheit genannt. Wie vielleicht im Dunstkreis meiner Blogleser bekannt, entsteht das Phänomen dadurch, dass Augen und Gleichgewichtssinn unterschiedliche Signale ans Gehirn senden. Die Augen sagen, „alles bewegt sich, ich kann mich im Raum drehen und die ganze Welt dreht sich um mich herum“ und der Gleichgewichtssinn sagt „nichts passiert, ich liege ruhig da“. Verantwortlich sind da kleine Kristalle im Gehörgang die eben der Schwerkraft folgen, oder eben in Schwerelosigkeit nicht.

Am ehesten vergleichbar ist das der Übelkeit auf See: Auf einem Schiff bemerkt man die Bewegung des Wellengangs, aber da sich das Schiff genauso wie man selbst bewegt, steht das was man sieht nicht im Einklang mit dem was der Gleichgewichtssinn sagt.

Zurück zu meinem Rätsel. Am Anfang der Raumfahrt war das Phänomen unbekannt. Es trat bei Mercury und Gemini nicht auf, weil die Kapseln zu klein waren (man zog die Kapseln an, wie es damals hieß). Die Astronauten konnten sich nicht bewegen. Es gab zwar die Meldung der Erkrankung von German Titow, aber der wurde bei der NASA nicht viel Bedeutung beigewesen. Später veröffentlichten die UdSSR nichts mehr obwohl das Phänomen weiterhin auftrat, wahrscheinlich weil sie vermeiden wollten dass ihre Kosmonauten wie Schwächlinge wirkten.

Borman und Pogue wurde beidemal am Anfang der Mission schlecht. Borman war noch nicht auf dem Damm, als die Besatzung nach drei Tagen in die Mondumlaufbahn einschwenkte und sagte einige Tasks ab. Das ganze wurde aber nicht der Bodenkontrolle mitgeteilt. Es war der erste Fall von SAS im amerikanischen Weltraumprogramm. Die Reaktion darauf war leider keine gute. Rusty Schweickart erwischte es bei Apollo 9. Diesmal konnte man es nicht verbergen und musste eine EVA Tätigkeit um einen Tag verschieben. Rusty war als LM-Pilot vorgesehen und wäre wie seine Kollegen Scott und McDivitt wohl noch einmal zum Mond geflogen (McDivitt verzichtete freiwillig darauf). SAS bedeutete das Aus und auch bei Skylab schaffte er es nur in die Backupbesatzung.

Pogue wurde ebenfalls krank und auch diesmal musste eine EVA um einen Tag verschoben werden. Die Skylab 4 Crew kam aber schlecht weg. Man wollte das Ereignis auch diesmal geheim halten und überlegte schon wie man den Beutel mit Erbrochenem durch die Luftschleuse entsorgen könnte. Dumm nur das ein Sprachrekorder alle Gespräche aufzeichnete und Pogue weil er krank war, vergaß den Schalter umzulegen, der verhinderte das die Gespräche automatisch zum Boden übertragen wurden. Pogue flog nie wieder, genauso wie der Rest der Besatzung über die sich die NASA sogar bei der Presse beschwerte:

„In some ways the performance of the third crew has not been as good as that of the others. There was some loss of confidence just after the crew began work, when an attempt was made to conceal evidence of motion sickness. Shortly afterwards they were given a day off work to get organised because they were so far behind schedule. Their responses to Nasa requests have generally been slower, they have shown little or no enthusiasm to work on their off days, and they have been prone to errors in their work;“ – aus Flight International S.89 17.1.1974.

Frank Borman bekam dagegen die Congressional Space Medal of Honor. Die höchste Ehrung die die NASA zu vergeben hat – nur 28 Astronauten haben sie bekommen und von diesen nur 11 zu Lebzeiten (der sicherste Weg sie zu bekommen, ist es bei einem Unglück ums Leben zu kommen, was meiner Meinung nach schwer gegen die Medaille spricht). Ja das Leben ist ungerecht, vor allem wenn ich dran denke, dass Bormann eigentlich nur bei zwei Flügen dabei war – Gemini 7 und Apollo 8. im ersten Falle ging es nur darum 14 Tage lang auszuharren und im zweiten Falle um die erste Mondumrundung. Sicher ein denkwürdiges Ereignis, Aber er bekam die Medaille schon 1978. Jim Lovell, der auch bei beiden Missionen dabei war (und noch bei Gemini 12, der erfolgreichsten Gemini Mission und bei Apollo 13 die Besatzung heil zur Erde zurückbrachte) bekam sie erst 1995!

Jim Lovell hätte bei Apollo 13 sterben müssen, dann hätte er die Medaille früher gekriegt (s.o.)

Nun ja soviel dazu. Nun zum nächsten Rätsel: Welches Unternehmen war das erste das Raketen privat startete mit dem Ziel damit Satelliten in den Orbit zu befördern?

3 thoughts on “Raumfahrträtsel 21

  1. Da frage ich mich, ob das auch für den Schlegel gelten wird. Er ist zwar kein Nasa Astronaut, doch hat die NASA bei ISS Angelegenheiten viel zu sagen.
    Aber vielleicht würde der ohnehin nicht nochmal starten.

  2. Das war zur Ära von Chris Kraft, über den ich ja schon was geschrieben habe. Er ging gottseidank 1982 in den Ruhestand.
    Einige Links die den Mann beleuchten:
    http://www.bernd-leitenberger.de/blog/2007/11/08/chis-kraft-flight/
    http://www.bernd-leitenberger.de/blog/2010/09/04/raumfahrtraetsel-15/

    Schlegel war schon zweimal im All und viele Möglichkeiten für Europäer wird es nach Ende der Space Shuttles ja nicht mehr geben….

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