Raumfahrträtsel 26
Ich dachte nicht das es so schwer ist. Aber wahrscheinlich haben wir nur Fans der unbemannten Raumfahrt hier. Der gesuchte ist Alan Bean. An Bord von Skylab war ein Fahrrad Ergometer und er hat einmal einen ganzen Orbit lang darauf trainiert. Bei der nominalen Höhe von 434 km sind das 42.757 km. Nun da Ergometer auch bei folgenden Missionen an Bordwar und Training Bestandteil des ISS Programms ist habe ich das noch mit einer zweiten Tatsache gekoppelt. Bean hatte mal die Idee zwei 500 Pfund Gewichte mit einer Stange zu verbinden und als Hantel anzuheben. Das ist in diesem Video über Freizeitaktivitäten der Skylab 3 Mission ab 0:35 zu sehen.
Bean war auch so ein Spaßvogel und nahm mit seiner Frau ein Band auf, das suggerierte sie wäre an Bord von Skylab und spielte es bei einer Passage der Bodenstation ab. Heute verdient er recht gut mit dem Malen von Apollobildern. Ein kleines Bild von 30 x 40 cm Größe kostet rund 40.000 $.
Bemannte Raumfahrt lebt von Bildern. Von den Hüpfern auf dem Mond. Dem Astronauten im freien All mit der MMU. Für mich sind die bedeutendsten die in dem obigen Video, dass ich erstmals sah als ich so 15 war. Durch das riesige Volumen von Skylab gab es eine Bewegungsfreiheit und damit die Möglichkeit für Kunststücke die es seitdem nicht mehr gibt. Das Innenvolumen der ISS ist zwar nominell größer, aber zum einen sind die Module viel kleiner und sie sind vollgestopft mit Ausrüstung. Von den 4,40 m Durchmessern von Kibo bleiben z.B. noch ein Gang von 2,2 m Breite übrig. Damit ist die Bewegungsfreiheit deutlich geringer.
Was ist der Unterschied zwischen damals und heute? Ich finde die Bilder immer noch beeindruckend. Aber für einige Milliarden Dollar sollte mehr herausspringen als nur beeindruckende Bilder.
So das neue Raumfahrträtsel ist ergebnisoffen. Es gibt also nicht eine richtige Antwort. Ich möchte mal ein paar Antworten mehr. Es scheint ja hier so zu sein wie bei meinen Unterrichtseinheiten: Es melden sich immer die gleichen die es (meistens) wissen. Wie der Name „Raumfahrträtsel“ andeutet geht es ums Raten. Dazu gehören eben auch Rateversuche. Da wir hier ja alle anonym sind (außer mir und Kevin), sollte das kein Problem sein.
Das heutige Rätsel: Was ist für euch die größte Raumfahrt-Panne oder Schlamperei und warum? Wie schon gesagt hier hängt es von den persönlichen Ansichten ab. Es dreht sich nicht um Schadenshöhe, sondern um den Faktor Vermeidbarkeit. Inspiration könnte ihr euch auf dieser Seite von mir holen. Aber vielleicht fallen euch ja noch weitere Beispiele ein. Mir selbst fallen auf Anhieb 2-3 Kandidaten ein aus denen ich wohl noch einen raussuchen muss. Daher auch die Bitte die Wahl kurz zu begründen.
Die größte Schlamperei ist für mich immer noch die Challenger-Katastrophe. Zwar weiß ich nicht, wie bewusst General Nedelin eigentlich das Risiko war, so viele Menschen an einer gigantischen, scharfgemachten Bombe wie der aufgetankten R16 arbeiten zu lassen, aber wenn es ihm wirklich klar gewesen wäre, hätte er sich wohl nicht selbst danebengesetzt.
Die Nasa- und Thiokol Manager hingegen können eigentlich unmöglich so dämlich gewesen sein, das Risiko nicht zu erkennen. Es war ja ein wirklich einfach zu verstehendes technisches Problem, sie wurden von den Technikern gewarnt, und sie haben sich drüber hinweggesetzt. Hätten sie auch für den Start gestimmt, wenn sie hätten mitfliegen sollen?
Die gröbsten Schampereien/Pannen sind ja schon gelistet.
Die IMO größte deutsche Schlamperei war der TV-Sat 1.
Der Start wurde nach riesengroßem Industrie- und Media-Hype und entsprechender Erwartungshaltung medienwirksam im TV übertragen, der damalige Postminister Schwarz-Schilling war extra angereist (Kourou).
Start ok, Trennung auch und dann sollte die Luzie abgehen. Alles live.
Nur: ein Sonnenpaddel liess sich nicht entfalten.
Vermuteter Grund: 180° falsche Montage oder schlicht die Transportklammern nicht entfernt. Tja…
Nachtrag:
im Spiegel-Archiv steh’s genauer:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531188.html
Also meine Seite ist nicht als abschließende Auflistung, sondern als Anregung zu verstehen…. Bei TV-SAT könnte man auch noch andere Dinge anführen, wie das Konzept an sich. Erinnert sich noch einer an die Fernsehnorm die er ausstrahlen sollte?
Bei den Chinesen ist es definitiv der Absturz einer Rakete auf einem Dorf – weder hat eine Startrampe etwas in der Nähe von einem Dorf zu suchen, noch sollte eine Rakete in Richtung dieses Dorfes starten.
Unter den Papiertigern würde die Planungsphase des Space Shuttle nominieren, wo einfach zu viele Köche den Brei verdorben haben – ohne Chefkoch wird es eben nichts. Egal ob Flüssigtreibstoff-Booster, abtrennbares Cockpit, kleinere Flügel, weniger und standartisierte Hitzeschutzkacheln – zu viele Entscheidungen trugen den überzogenen Ansprüchen von Militärs mehr Rechnung als der Realität, bei einigen wurde scheinbar gar nicht überlegt.
In Deutschland kann ich mich zwischen der Fertigstellung des Spacelab und der Einstellung des Hopper nicht entscheiden. Beides kostspielig und inkonsequent. Beim SpaceLab, weil Deutschland fast nichts davon hatte und beim Hopper, weil an sich entweder darüber im klaren sein sollte, ob man einen eigenen Weltraumzugang haben will oder nicht – und es im zweiten Falle gleich ganz sein lassen sollte.
Aus meiner Sicht ist Sojus 1 mit Abstand die grösste Schlamperei in der Geschichte der Raumfahrt.
Nach drei aufeinander folgenden unbemannte Tests welche alle Missglückten, wurde die nächste Mission bemannt angesetzt. So kam es, dass auch dieser Flug (Sojus 1) in einer Katastrophe endete. Nach einer Reihe von Problemen versagte bei der Landung der Hauptfallschirm, wodurch die Kapsel am Boden zerschellte. Dabei kam der Kosmonat Wladimir Komarow ums Leben.
Ziemlich unnötig wie ich finde, vor allem da die Probleme im Vorfeld bekannt waren.