Ich denke ich muss in meinem Blog mal nachlegen und zwar zu dem Thema PC-Entwicklung. Es gab da ja schon ein paar gute Beiträge. Ich will heute mal aufzeigen, wo es hakt.
Fangen wir mal bei der Architektur an: Sie ist sicher nicht ideal, da gewachsen. Aber Intel & AMD haben ihre Nachteile inzwischen ganz gut in den Griff bekommen und es wäre illusorisch eine neue Prozessorarchitektur zu fordern. Alle Versuche eine neue zu etablieren sind gescheitert (i860, Itanium) und die vielen Konkurrenten die es mal gab, aber auch Sekond-Source Hersteller die es mal gab sind vom Markt verschwunden. Kann sich noch jemand erinnern wie viele Firmen 386er Prozessoren fertigten?
Was gerne vergessen wird: Mit jeder Verkleinerung der Technologie steigen die Kosten für die Produktion an. Eigentlich fertigen nur noch AMD, IBM und Intel Prozessoren im derzeit aktuellen 32 nm Prozess. Das andere Architekturen gerade erst mal zu Dualcoreprozessoren übergehen oder die 1 GHz Grenze überschreiten, liegt schlicht und einfach daran, dass für Embedded Prozessoren man nicht die Erlöse bekommt wie für eine CPU in einem PC oder Großrechner und sich die Herstellung so schneller IC mit den entsprechenden Aufwendungen für die Fertigung nicht rentiert.
Das GHz-Rennen, das haben sicherlich die meisten schon mitbekommen, ist nun auch zu Ende. Die 3,8 GHz eines Pentium 4, die schon 2004 erreicht wurden, sind bislang nicht übertroffen: Bei jedem Schaltvorgang fließen unerwünschte Ströme und je öfter umgeschaltet wird (eben abhängig von der Taktfrequenz) desto höher sind sie. Man muss bei Intel & AMD nur einmal in einer Reihe von Prozessoren gleicher Energie schauen, wie da die maximal abgegebene Wärme (TDP) mit der Taktfrequenz zunimmt – und zwar nicht linear sondern exponentiell.
Wer die PC-Technik genauer studiert, bemerkt dass einige Parameter nur noch kaum ansteigen – die Größe von Festplatten, die maximale Taktfrequenz. Ich bleibe auch bei der Meinung, dass mehr Kerne nicht so viel bringen und zwar gerade deswegen weil ich programmiere. Wenn ich meine Programme Revue passieren lasse, dann finde ich zwar das eine oder andere zum Paralellisieren, aber eben nur bestimmte Teile. Der Großteil läuft asynchron. Warten auf den Anwender. Auch die Beispiele die genannt wurden: Wie oft werden PDF’s geblättert? 5 Minuten am Tag? Hat sich dann doch echt gelohnt. Die meiste Zeit dreht doch schon heute der Prozessor Däumchen. Nur für kurzzeitige Einsatzzwecke enorm viel Rechenleistung vorzuhalten die man 90, 99% der Zeit nicht braucht ist doof. Viele Leute sind mit einem Netbook mit Atom Prozessor glücklich – das ist in etwa so schnell wie ein 1 GHz Pentium 4. Im Vergleich dazu ist schon ein normalen Dual-Core mit 2-2,6 GHz enorm schnell. Er dreht schon heute meistens nur Däumchen. Daher der Vorschlag beide Technologien zu kombinieren. Der Atom für wenig Stromverbrauch beim Warten und ein Dulacore Prozessor für die Zeiten der Lastspitze. Dekodieren/Enkodieren von Videos kann besser ein Chipsatz erledigen, denn das ist eine Spezialaufgabe mit festgelegten Algorithmen die man in Silizium gießen kann.
Wenn jemand das was heute bei Prozessoren gemacht wird bei anderen PC Komponenten geschehen würde, dann würde man das als Verschwendung bezeichnen. Nehmen wir mal an sie bauen vier Festplatten in ihr System ein. Eine benötigen sie laufend, eine zweite ab und an belegen sie aber nie zu mehr als 30% und die anderen beiden dann zu einigen Prozent ab und an für Zwischendateien. Jeder würde sagen, „da reicht Dir doch eine oder zwei“. Nur genau so ist die Auslastung eines Quadcoresystems über die Betriebsdauer gemittelt.
Vor allem geht es aber darum die Strombilanz zu verbessern, auch wenn PC-Technik in Unterhaltungselektronik einziehen soll. Das in vielen Geräten schon aus Kostengründen Embedded-IC’s zum Einsatz kommen werden dürfte klar sein. aber noch träumen AMD und Intel vom Massenmarkt Multimedia-PC: Zu jedem normalen PC noch ein Multimedia PC der an den Fernseher angeschlossen wird und nur zum Anzeigen und Abspielen von Filmen, Fotos und Musik dient, verbunden mit dem normalen PC als Server oder einem Netzwerkspeicher. So ein Gerät muss flach und schick sein, ist dauernd an und darf wenig Strom konsumieren. Viel Rechenleistung wird nur beim Dekodieren/Kodieren von Videos benötigt und das können heute Spezialchips oder Chipsatzlösungen besser als die CPU. Analoges gälte für einen PC als Steuerung der Hauselektronik, wie es seit Jahren angepriesen wird – ich glaube nicht dran, aber auch ein solches Gerät wurde dauernd laufen aber vergleichsweise wenig Rechenleistung erfordern.
Derzeitige PC’s haben einen Nachteil: Sie sind für alle Eventualitäten gebaut. Das bedeutet ein typischer MIDI-Tower wie meiner erlaubt den Einbau von zwei 5,25″ und vier 3,5″ Laufwerken. Er hat vier Steckplätze für Karten. Dass machte vor 20 Jahren noch Sinn, als Druckerschnittstelle und serielle Schnittstelle auf einer Karte waren, Festplattenkontroller und Vega Karte ebenfalls Dabei wurden die Geräte viel länger benutzt weil sie auch teurer waren.
Sicher gibt es heute noch Server die so viele Laufwerkschächte brauchen und es gibt Gamer die zwei Karten einbauen, jede blockiert zwei Slots. Ich würde aber sagen: Der Großteil der Anwender rüstet vielleicht noch eine Festplatte nach oder eine Karte. Eigentlich legt schon die Wahl des Prozessors fest wie aufgerüstet wird: Wer einen Mittelklasse PC der 500 bis 600 Euro Klasse kauft wird den nicht um 400 Euro Grafikkarte erweitern. Das macht keinen Sinn, zumal der PC ja laufend der aktuellen Technik hinterherhinken wird.
Warum also nicht PC’s mit Netzteilen bauen die der erwartbaren Minimalbelastung Rechnung tragen: 200-250 W reichen bei einem Büro-PC aus. Da der Wirkungsgrad absinkt, wenn ein Netzteil nur mit einem Bruchteil der Maximalleistung betrieben wird, wird auch hier Strom verschwendet. Vor allem aber könnten auch die Gehäuse kleiner werden. Weg von den uniformen Kosten zu kleineren Geräten die vielleicht wieder unter dem Monitor verschwinden.
Vielleicht beleuchte ich das auch mal aus der Softwaresicht.
Der gestrige Blog ist ja nicht so angekommen, aber so ist es nun mal: Es gibt unterschiedliche Interessen. Ich hätte mir ja mehr Gastblogs von den Dauerlesern gewünscht, aber manch einer fühlt sich bei einer ironischen Aufforderung zu mehr aktiver Beteiligung ja schon beleidigt. Liegt wohl an der Konsumgesellschaft.