Bernd Leitenbergers Blog

Der ideale Zubringer für die ISS

… und zwar nur für bemannte Missionen. Nun soll ja die Orion durch ein neues System ersetzt werden. Der kommerzielle Crewtransport soll es richten. Doch kann man Menschen wirtschaftlich zur ISS befördern (zumindest im Westen)?

Ja man kann. Indem man die gleichen Überlegungen anstellt wie bei unbemannten Gefährten und dann noch den Sicherheitsaspekt mit einbezieht. Was zählt ist neben der Sicherheit die Kosten pro Crew Sitz, also was kostet es einen Astronauten zur ISS zu bringen? Die Gesamtrechnung könnte natürlich grundsätzlich anders laufen als bei unbemannten Projekten, aber ich vermute es wird nicht so. Und eine Tatsache ist, dass die Kosten pro Raumfahrzeug ansteigen je größer es ist. Man mag ja als Laie denken, wenn ein Satellit doppelt so groß sein kann, dann können die Hersteller ihn billiger bauen. Aber das scheint nicht gegeben zu sein. So denke ich wird ein kleines Gefährt günstiger sein als ein großes. Es wird dann auch eine kleinere Trägerrakete benötigt. Des weiteren haben die Kapseln an die gedacht wird wie Kegelform oder Glockenform eine sehr ungünstige Formgebung, die es anders als bei einem Zylinder nicht einfach erlaubt den zusätzlichen Platz effektiv mit mehr Personen zu füllen (es hat Gründe, warum Passagierkabinen in Flugzeugen zylindrisch sind und nicht kegelförmig….)

Wird ein Servicemodul gebraucht? Wenn es nur zur ISS geht und zurück, dann eigentlich nicht. Das Raumfahrzeug ist dann einige Stunden bis vielleicht 2-3 Tage im All. Dafür reichen einige auswechselbare LiOH Kanister, einige Liter Wasser, etwas Nahrung und einige Urin/Kotbeutel. Für die Stromversorgung je nach Kosten Solarzellen oder Batterien. Es ist mir sowieso bis heute ein Rätsel, wie die NASA in den sechziger Jahren nach 3-4 Umläufen an eine Agena andocken konnte, nach 2 Umläufen zum Mond aufbrechen und heute einige Tage für das Ankoppeln an die ISS braucht. Aber heute geht dort alles viel viel langsamer als damals.

In einer kleinen Kapsel sind die Astronauten natürlich zusammengezwängt, aber das lässt sich für einige Stunden aushalten. Es geht nicht um Bequemlichkeit, sondern einen Zubringer der möglichst wenig wiegt oder bei gegebenem Gewicht möglichst viele Sitze bietet. Ohne Servicemodul offeriert eine Kapsel auch die Möglichkeit der Wiederverwendung – okay die Kapsel ist sicher nicht so teuer, das ist ein Aluminiumhohlkörper, wird der in Serie hergestellt, dann kann das nicht so teuer sein. Aber die ganze Elektronik darin ist nicht gerade billig. Was her muss ist dann noch ein Hitzeschutzschild der ausgewechselt werden kann. Ohne Servicemodul mit auswechselbarem Hitzeschutzschild sollet auch die Wiederverwendung möglich sein

Es gibt sogar die Möglichkeit, dass eine Kapsel billiger als ein unbemannter Transporter ist – zumindest vom Prinzip her. Während dort nämlich alles automatisch laufen muss, kann bei einem bemannten Transporter der Mensch eingreifen und zumindest ein Manöver rechtzeitig abbrechen. Leider ist es in der Praxis genau anders rum. Bemannte Raumfahrzeuge sind immer teurer als unbemannte.

Apollo wog 6 t und hatte bei Rettungsmissionen Platz für 5 Personen, wenn der mittlere Sitz nicht für Ausrüstung genützt wird, sogar sechs. Apollo war dabei groß: 3,90 m Durchmesser, die Sojus fasst auch drei Kosmonauten bei nur 2,17 m Durchmesser. Also für ein paar Stunden als reiner Zubringer wären in einer Kapsel von der Größe der Apollo sicher auch acht Personen unterzubringen.

Die Kapsel wog 6 t. Dazu kommt dann noch Treibstoff und Lebenserhaltungssysteme und die Astronauten. Das macht sicher 2 t aus. Dann ist man bei einem Raumschiff fas kompatibel zu der Falcon und Taurus ist, oder der Sojus wenn man nicht gerade an einer Trägerrakete hängt.

So was ähnliches plant auch Boeing mit dem CST-100. Das wichtigste ist aber nicht die Technik. Das wichtigste ist das es nicht die NASA macht. Warum? Die NASA hat seit dem Verlust der Challenger und Columbia das Muffensausen. Sie hat erkannt das die Shuttles nicht das sichere Gefährt sind, dass sie gerne hätte und vor allem welche Folgen ein Verlust von Astronauten bei ihrer Mission heute auf die NASA hat. Daher geht das Pendel in Richtung übervorsichtig. Trägerraketen die erprobt sind und ohne Fehlstart sind /Atlas V und Delta IV) werden abgelehnt weil sie rein rechnerisch etwas schlechter da sind als eine noch nie geflogene neue Rakete (Ares I). Dazu kommt das die NASA sich selbst beschäftigt. Wenn ein Shuttle heute zur ISS fliegt, dann müssen mindestens vier Astronauten an Bord sein – an einem Raumfahrzeug, das vom Start weg von Computern gesteuert wird und auch weitgehend ohne Menschen fliegen könnte. Eigentlich sollten ja die Leute an Bord der ISS forschen und selbst Touristen wollen keine jahrelange Ausbildung um das Raumfahrzeug zu steuern. Daher sollte an Bord eines Zubringers nur ein Pilot sein – für die Endannäherung und den Notfall.

Was es geben muss sind Standards. Sicherheitsstandards, Doch diese sind leicht zu umreißen:

Das ist nicht der große Unterschied zu unbemannten Missionen: Auch dort gibt es Standards um zu gewährleisten, dass diese nicht irgendwann verloren gehen. Diese mussten auch erst eingeführt werden, als beide Raumfahrtnationen da Lehrgeld in den frühen sechziger Jahren bezahlten. Es ist nur ein Unterschied in der Zuverlässigkeit oder dem Restrisiko. Jede private Raumfahrtfirma die diesen Standards folgt sollte auch kommerzielle Transporte durchführen können. Man sollte nur seine Finger von Firmen lassen die bei anderen Projekten mal um Geld zu sparen elementare Sicherheitssysteme eingespart haben….

Es muss sich zeigen ob es möglich ist. Wogegen ich bin ist sich auf die Sojus zu verlassen. Mal abgesehen, dass es für die NASA ja nicht politisch in Frage kommt. Aber auch wirtschaftlich macht es keinen Sinn. Was passiert, wenn man auf die russischen Dienste angewiesen ist zeigt das Raketengeschäft: Kaum kann die Sojus von Kourou aus starten und ist sie dadurch auch für GTO Transporte interessant steigen die Herstellungskosten schnell an. ILS hält egal wie hoch der Startpreis von Ariane 5 ist immer einen 30-40% Abstand. Die Russen können Marktwirtschaft und wenn man auf die Sojus angewiesen ist werden sie schnell teurer (wie gerade auch die NASA feststellt).

Aber dann stehen die wenigsten wieder für reiche Touristen zur Verfügung ….

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