Bernd Leitenbergers Blog

Nacktheit ist schädlich

Eines was mir bei US Serien, aber auch Filmen auffällt, ist wie dort Nacktheit vermieden wird. Das ganze geht manchmal wirlich bis ins lächerliche. Da unterhält sich ein Pärchen nach dem Akt oder es ist eine Szene am frühen Morgen und beide liegen im Bett und die weibliche Hauptdarstellerin hat einen BH an. Wer bitte kommt auf die Idee was sich danach anzuziehen wenn man eh schon im Bett ist? Vor allem einen BH. In den Siebzigern gab es bei uns ja mal die Anti-BH Bewegung, raus aus dem Teil das einschnürt hieß es da. Wahlweise ist dann die Bettdecke soweit hochgezogen, dass man nicht sehen muss.

Noch lustiger wird es bei Szenen wo man zwangsweise Haut sehen muss, also beim Akt oder besonders lustig, wenn jemand nackt vom Bett aufsteht. Beim Akt kann man davon ausgehen, dass eine Stellung gewählt wird bei der man aufgrund der Kameraposition garantiert nicht den Busen der Frau sehen kann. klar, Vagina und Penis wird man nicht sehen, dass ginge auch bei uns nicht. Am lustigsten sind aber die Aufstehszenen. Das läuft dann so ab: Die Frau steht auf, dreht dabei der Kamera den Rücken zu und schnappt sich die Bettdecke die sie vor die Brust hält- so läuft sie dann aus dem Zimmer und mit etwas Glück stolpert sie nicht über die Bettdecke 🙂

Beim Hauptdarsteller ist es dagegen der obligatorische griff zum Kissen. Dabei könnte man das auch vermeiden. Also so viel wie in Film im Bett geredet wird, wird im Leben dort nicht geredet, vor allem nicht solche Sachen die die Handlung vorrantreiben. Im Prinzip ist es wohl nur ein obligates Stilmittel, das immer verwendet werden muss.

Auf der anderen Seite ist es erstaunlich wie viel Gewalt in US-Serien und Spielfilmen vorkommt. Nehmen wir mal die „Desperate Housewives“, ich kann schon nicht mehr zählen wie viele Haupt- und Nebendarsteller dort gestorben sind. Dabei ist das eine Familienserie, also nicht so was wie Rambo. Eine Vorabendserie wie „Türkisch für Anfänger“ würde dagegen nicht im US-Fernsehen laufen, außer spätabends. Grund ist eine harmlose Szene im Bad, wo die Hauptdarstellerin kurz unter Dusche mit nacktem Oberkörper zu sehen ist – wohlgemerkt, eine Duschszene bei der aus Versehen jemand ins Bad kommt und dann geredet wird. Ich glaube die Kriterien, was ab 16 und was ab 18 erlaubt ist zu zeigen sind in den USA gerade anders rum als wie bei uns.

Was nicht zu leugnen ist, ist dass in den USA mehr Personen durch Schusswaffen getötet werden. Die Frage ist: Ist dies eine Folge davon, dass dort mehr Leute Schusswaffen haben und der Zugang leichter als bei uns ist, oder ist es das gesellschaftliche Kima, dass es fördert. Aber ich zitiere mal folgenden Abschnitt aus Telepolis:

„Natürlich rangieren die USA sowohl beim privaten Waffenbesitz als auch bei der Zahl der damit Getöteten weit vor den europäischen Ländern. In den USA sind im Jahr 2000 über 30.000 Menschen (11,3 von 100.000) mit Handfeuerwaffen (Unfälle eingeschlossen) getötet worden (das National Center for Injury Prevention and Control gibt für das Jahr 2000 28.663 Tote durch Schusswaffen und ein Verhältnis von 10,41 auf 100.000 an), in Deutschland beispielsweise 1.201 (1,5 von 100.000) oder in Frankreich 2.964 (5 von 100.000). Damit erreicht der private Waffenbesitz in diesen beiden Ländern etwa 50 Prozent des US-Niveaus. Die Deutschen scheinen jedoch weiter aufzuholen und kaufen derzeit ebenso viele Waffen pro Kopf wie die Amerikaner: pro Jahr werden in Deutschland eine Million Pistolen und Gewehre verkauft.“

Obwohl bei uns es also halb so viele Feuerwaffen im Privatbesitz gibt, liegt die Anzahl der Toten durch Schusswaffen bei einem Siebtel. In Frankreich liegt sie dreimal so hoch wie in Deutschland. Ich leite daraus ab, dass es eine Frage der Gesellschaftkultur ist. Warum ist diese so anders in den USA? Ein Erbe des „Wilden Westens?“. Das scheint mir nach 100 Jahren etwas weit hergeholt. Aber eines ist mit Sicherheit gegeben: Insgesamt scheint mir die Gesellschaft in den USA insgesamt gewaltbereiter zu sein. Sex oder nur nackte Haut scheint dagegen dort etwas ganz übles zu sein. wobei ich das viel natürlicher finde, als das Abknallen von Leuten. Vielleicht wäre es an der Zeit dann dieses Klima nicht auch noch zu fördern, sondern vielmehr weniger gewalt in den Medien zu zeigen und vielleicht eine natürlichere, normalere Einstellung zu Nacktheit zu bekommen. (Wohlgemerkt Nacktheit nicht sex. Das ganze zieht sich ja weiter, so sind normale Badehosen in den USA „Speedys“ und laufen da mehr unter der Rubrik Reizwäsche).

Vielleicht wird es wirklich in den USA Zeit für „Make Love, not War“….

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