Bernd Leitenbergers Blog

Rendezvous mit Bits & Bytes

Ich habe mir mal die DVD der alten ct‘ Jahrgänge von 1983 bis 1989 bestellt und bin da ein bisschen ins Schmökern gekommen, wobei auch die Anzeigen interessant sind. Vor allem was man damals für Peripherie gezahlt hat. Schlappe 1000 DM für ein Floppy Disk Laufwerk… Ich habe mal überschlagen was ich zwischen 1982 und1992 für Computer ausgegeben habe und bin auf 8-9 KMark gekommen. Viel Geld für Hardware die im Vergleich zu heute fast nichts kann.

Beim Lesen von Testberichten kommen noch weitere Erinnerungen auf. Es ist schon Interesssant was für Kriterien damals wichtig waren. In erster Linie der Basic Interpreter und seine Fähigkeiten. Ich glaube heute geht das nicht mehr. Geräte wie die damaligen Heimcomputer rauszubringen. Sehen wir es mal rational:

Wozu kann man einen Heimcomputer einsetzen? Was ist das Kaufargument für dieses Gerät?

Man kann mit ihm Programmieren lernen. In BASIC. Ja, nicht lachen. Also in BASIC größere Programme zu erstellen, die schnell sind, übersichtlich oder andere Ansprüche an Professionalität erfüllen ist schlechterdings nicht möglich. Zumindest nicht mit den eingebauten BASIC Interpretern der 8-Bitter. Es bleibt also Programmieren Lernen als Selbstzweck. Was anderes kann man mit dem Gerät in der Grundausstattung nicht anstellen. Natürlich kann man Spiele kaufen und spielen, doch damals gab es auch schon Konsolen, wie das ATARI 2600 System, die dafür gebaut wurden und billiger waren. Klar bei einigen Geräte konnte man den Eindruck haben, der BASIC Interpreter war nur ein Alibi, weil jeder einen hatte. Gedacht war wohl eher daran, dass man damit spielen sollte. Anders ist es nicht zu erklären wenn ein Gerät tolle Grafikfähigkeiten und Sound hat und diese über BASIC kaum oder nur schwer ansprechbar waren und es noch dazu ellenlangsam war. (Man darf raten welche Geräte gemeint sind)

Aber objektiv betrachtet: Man gibt also einige Hundert Mark für ein Gerät aus, dessen einziger Zweck es ist, über Stunden, Wochen und Monate zu lernen, wie man es bedient, also programmiert. Das traut sich heute keiner. Nicht, dass man immer noch Leute dazu bringen kann Stunden, Tage oder Wochen ihrer Lebenszeit für Dinge zu verplempern die absolut überflüssig sind (SMS scheiben, Social Networks, Browserspiele). Aber die Einstiegshürde muss viel geringer sein. Niemand will auch nur mal ein paar Stunden investieren um erste Erfolgserlebnisse zu haben. Wie lange haben sie gebraucht bis ihr erstes, nicht triviales BASIC Programm lief?

Das Anspruchsnieu, auch beim Lernen ist heute viel höher. Ich bemerke das bei meinem Unterricht in der DHBW. Kaum einer der Studenten will sich dort noch mit den Grundlagen beschäftigen. Wenn die Syntax nicht beherrscht wird schaut man im Internet nach oder fragt gleich den Dozenten, auch wenn die Entwicklungsumgebung deutlich sagt, dass man ein Semikolon vergessen hat. Manchmal hätte ich wirklich Lust, anstatt mit RAD Studio 2010 den Unterricht mit Turbo Pascal 3.0 zu gestalten…. Würde bei der PISA Generation aber wohl Proteste auslösen.

Warum hat man trotzdem einen Heimcomputer gekauft? Also ich kann hier nur mutmaßen wie es bei anderen war. Aber es sind sicher einige Gründe. „Computer“, das waren in den frühen achtziger Jahren noch Geräte von denen man nichts wusste. Niemand hatte mit einem gearbeitet, keiner eine Ahnung was Programmieren bedeutet. Computer kannte ich aus der Raumfahrt. Dort steuerten sie Raumsonden und von Sci/Fi Serien, da konnten sie einfach alles. Also waren sie wohl die universelle technische Maschine.

Der zweite Aspekt ist dass man in dem Alter auch noch neugieriger und offener ist. Neugierig auf technische Geräte die man so noch nicht kennt und offen sich auf die einzulassen, auch wenn es Arbeit bedeutet. Nicht umsonst sind die besten Kunden für neue Handys noch heute Teenager und Twens. Irgend wann mal wird man zielstrebiger, vielleicht auch fauler – man sucht nach der Lösung die am schnellsten erreichbar ist. Anstatt sich komplett neu in ein neues System einzuarbeiten arbeitet man lieber mit dem alten und umschifft dessen bekannte Schwachstellen. Anstatt eine neue Programmiersprache zu lernen, die supercool und supertoll ist, bleibt man bei dem was man kann, weil man viel schneller in ihr ein Programm schreiben kann.

Also was war euer erster Computer, warum habt ihr ihn gekauft und wie waren die ersten Gefühle mit Bits & Bytes?

Ach ja. Ich habe mir mal wieder einen meiner Musiktipps vorgenommen. Beim Suchen nach einem Youtube Video zu Bostons „More than a feeling“ fand ich dass. Ich denke der eine oder andere da wehmütige Erinnerung an seinen alten Compi bekommen:

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