Bernd Leitenbergers Blog

Pro kommerzielle Raumfahrt

Nun wie jeder hier im Blog weiß, bin ich nicht so begeistert von der bemannten Raumfahrt. Das hat sich auch nicht geändert. Aber wenn schon, dann doch bitte kommerziell.

Warum? Nun ich denke staatliche Raumfahrt ist bei den USA an einem Tiefpunkt angekommen. Die Zeit der politischen Konfrontation der Systeme mit einem Rennen im Weltraum, das auch Tote kosten dürfte, ist vorbei. Sicherheit wird heute nun großgeschrieben. Das führt zu zwei Folgen:

Die Entwicklung von neuen Systemen ist teuer und langwierig. Die Entwicklungskosten der Ares I sollen fast genauso hoch wie die der Ares V sein – obwohl sie sechsmal weniger Nutzlast hat, aber sie ist eben bemannt. Die Orion sollte 2005 rund 15 Milliarden Dollar an Entwicklungskosten erfordern, wurde aber wie das gesamte ESAS-Programm erheblich teurer. Die letzten Schätzungen vor der Einstellung betrugen 1 Milliarde Dollar pro Flug zur ISS – sogar noch teurer als das Space Shuttle.

Warum ist es dies so? Es ist die maximale Forderung nach Sicherheit. Die NASA verwarf daher auch Alternativvorschläge wie z.B. der Einsatz von schon existierenden Trägern anstatt der Ares I, weil sie nicht sicher genug seien.

Das Zweite ist der Zeitverzug, wenn doch was passiert. Nach dem Brandt von Apollo 1 musste das Programm um 18 Monate verschoben werden. In dieser Zeit wurde die gesamte Inneneinrichtung umgekrempelt und feuersicher gemacht, der Türmechanismus ausgetauscht.

Verglichen mit den Änderungen nach dem Brandt von Challenger (kleinere Änderungen an der Boosterverbindung) und Columbia (veränderte Isolierung des Tanks), waren die Änderungen bei Apollo wirklich gravierend. Aber nach Challenger stand die Raumfahrt 32 Monate und nach Columbia 30 Monate. In dieser Zeit benötigte die Raumfahrt sogar noch mehr Mittel für die Modifikationen, obwohl kein Flug erfolgte.

Ich glaube nicht, dass man in Russland sich so viel Gedanken um die Sicherheit macht und die kommerziellen Unternehmen tun es auch nicht. Ehemalige NASA Chefs warnen daher auch vor Optimismus. Firmen wie SpaceX hätten gar keine Ahnung, wie ihre Kosten explodieren würden, wenn sie erst mal bemannte Raumflüge durchführen wollten. Angesichts einiger Beispiele, die ich kenne, wo z.B. eine einfache Lampe für die ISS ein über 500 Seiten umfangreiches Test- und Prüfprotokoll erfordert, glaube ich das auch.

Die Lösung kann es nur sein, aus dem Kreislauf auszubrechen und das Ganze den privaten Unternehmen zu überlassen und zwar mit Sicherheitsstandards, aber vernünftig sind und nicht völlig überzogen, wie sie heute üblich sind. (Wobei die Sicherheitsstandards ja aus einem inhärent unsicheren Vehikel wie einem Raumgleiter kein Sicheres machen). Die Sicherheit resultiert nicht aus Prüfprotokollen, sondern Redundanz, inhärenter Sicherheit (z.B. sich beim Wiedereintritt selbst stabilisierender Körper) und beim Start aus einem Fluchtturm. Das System muss sicher sein, dann kann auch eine Einzelkomponente versagen.

Boeings Raumschiff für sieben Personen soll preislich vergleichbar mit einem Sojusstart sein (40 Millionen $ pro Sitzplatz) – das ist ein Bruchteil des Preises von Orion. Vielleicht ist es auch genauso sicher. Es mag dann riskanter sein. Aber wie heißt es so schön: No Risk, No Fun!

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