OSD

Heute wieder ein Gastblog von Alexander:


Heute möchte ich mich mal über OSDs (On Screen Displays) auslassen und über die eigenartig einstimmige Akzeptanz ebendieser.

Also, ich möchte dafür das Beispiel eines Monitors und die Einstellung der Helligkeit bemühen.

FRÜHER gab es für fast ALLE wichtigen Einstellungen an einem Monitor REGLER, also DREHKNÖPFE, an denen man einfach DREHEN konnte und direkt mit haptischem Feedback die jeweilige Einstellung innerhalb von wenigen Sekunden vornehmen konnte, sogar auf Wunsch mehrere gleichzeitig.

Hier also mal ein Seite-an-Seite Vergleich der »Helligkeitsverstellungsprozedur«, einmal an einem alten Monitor mit Drehknöpfen, einmal an diesem Acer AL2723W mit On-Screen-Display:

Monitor mit Knöpfen

  1. Hand ausstrecken, Finger positionieren (1 s)
  2. Drehen, bis gewünschte Helligkeit erreicht ist (3 s)

Gesamtzeit: 4 Sekunden

Acer AL2723W

  1. Hand ausstrecken, Finger positionieren auf »MENU«-Knopf  (der UNTER dem Display UNSICHTBAR angebracht ist, deshalb eine Sekunde Strafzeit) (2 s)
  2. Menu Knopf drücken, warten auf Reaktion des »Betriebssystems« im Monitor (1 s)
  3. Menu Knopf nochmal drücken, um ins »Helligkeits«-Menü zu gelangen (1 s)
  4. Auf »Rechts« drücken, um auf »User« zu gelangen (2 s)
  5. Auf »Menu« drücken (1 s)
  6. Auf »Auto« drücken, um aus »Contrast« herauszukommen (1 s)
  7. Auf »Rechts« drücken, um auf »Brightness« zu gelangen (1 s)
  8. Auf »Menu« drücken, um den »Regler« zu aktivieren (1 s)
  9. Auf »Rechts« und »Links« drücken / halten, um auf umständliche und langwierige Art und Weise die Helligkeit einzustellen (10 s)
  10. Ein paar Mal auf »Auto« drücken, um aus dem Menü rauszukommen (4 s)

Gesamtzeit: 24 Sekunden

Also, am TOLLEN (weil als »Feature« immer in allen Artikelbeschreibungen explizit ausgelobten) OSD braucht man 6 mal so lange, um einen zufällig ausgesuchten Parameter einzustellen, wie mit Drehreglern.

Jetzt könnte man entgegnen, dass man die Helligkeit an einem Monitor ja nicht oft verstellen muss.

Das mag zwar in den meisten Situationen stimmen, aber dieser Monitor hat auch »menügesteuerte« LAUTSTÄRKE und die möchte man bestimmt öfter verstellen als die Helligkeit.

10 thoughts on “OSD

  1. Also da lob ich mir doch meinen Philips 107E Röhrenmonitor. Der hat 5 Tasten, von denen je zwei mit Helligkeit und Kontrast belegt sind, eine zum Erhöhen, die andere zum Erniedrigen. Mit der 5. Taste kommt man ins Menü, um alles andere einzustellen. Dafür werden dann die Tasten benutzt, die sonst für Helligkeit und Kontrast zuständig sind. Da das Ganze auch sonst ergonomisch durchdacht ist, und u.a. immer dabei steht, mit welcher Taste man was einstellt, kann man die Änderungen ebenfalls in 5 bis 10 Sekunden durchführen. Auch jene, für die die Einstellregler früher an der Rückseite angebracht waren, sofern sie überhaupt für den Endnutzer zugänglich waren. Beispielsweise die für Darstellungsfehler wie Kissen- oder Trapezverzerrungen.
    Und wie war das sonst noch mit den sogenannten Features? – Das sind doch oftmal Bugs, wie man sie auch von mancher Anwendersoftware kennt. Da wird dann behauptet: „It’s no bug, it’s a feature!“ 😉

  2. Ja, das ist die reinste Seuche, einige billige Kleinteile durch eine „Hightech“-Lösung zu ersetzen. Ob das wirklich billiger ist kann man sich auch noch streiten. Zumindest ist es lästiger. Besonders wenn dann auch noch bei jedem Grafikmodus-Wechsel ein Fenster aufklappt, das eine Minute lang jedes Arbeiten unmöglich macht.
    Ein Musterbeispiel, wie man ein Produkt gegen die Kunden entwickeln kann.

  3. Elendsoft: Ja, Du sagst es. In der Hinsicht finde ich auch immer die bei praktisch ALLEN modernen Monitoren vorhandenen „Fehlermeldungen“ grossartig a la „NO SIGNAL, CHECK CABLE“, die kommen, wenn der Graphikmodus gewechselt wird.

    Also, wenn ich mich immer daran halten wuerde, was diese Monitore mir sagen, saesse ich nur noch hinterm Computer und wuerde an Steckern wackeln.

    Mein Philips 201B4 (Roehrenmonitor) ist da allerdings noch „witziger“: Jedesmal, wenn der Graphikmodus gewechselt wird (z.B. auch, wenn man unter XP den Benutzer wechselt), faengt er an, sich neu zu kalibrieren („AUTO CALIBRATE“). Das hat noch den zusaetzlichen Nebeneffekt, dass dann die Kalibrierung jedes Mal kaputt ist, weil ich sie normalerweise unter speziellen Lichtverhaeltnissen machen muss und die dann gerade zufaellig nicht gegeben sind 😉

  4. Was mich interessieren wuerde, ist, ob mir hier irgendjemand, der mehr Sozialkompetenz hat als ich (ist glaub ich nicht schwer) erklaeren kann, WARUM das ALLE TOLL finden.

    Es gibt ja auch z.B. im Autoradio-Bereich KEIN EINZIGES AUTORADIO MEHR mit einem NORMALEN LAUTSTAERKEREGLER, sondern NUR NOCH Plus/Minus Tasten.

    Gerade beim Autoradio muss und moechte man die Lautstaerke OFT, SCHNELL und GENAU verstellen. Das geht NUR mit einem ANALOGEN DREHREGLER.

    Trotzdem scheint das keinen zu interessieren, denn sonst waeren alle Autoradiohersteller pleite, da sie kein einziges Tipptasten-Radio verkaufen wuerden…

  5. Hans: Ich habe auch noch 2 Roentgenroehren hier am Graphik-Arbeitsplatz, und ich hoffe auch, dass sie noch bis nach dem naechsten Urknall halten. 😉

    „Tipptastenverseucht“ sind die allerdings auch beide schon… Jeweils 4 bzw. 5 Tasten fuer alles…

    Gluecklicherweise muss ich die aber wirklich nicht oft verstellen, und die Lautstaerke verstelle ich an einem 19″ Mini-Mischer mit einem DICKEN, FETTEN, ROTEN ANALOGEN POTI 🙂

  6. An der FH hatten sie in den 90ern in einem Labor, wo u.a. grafische Datenverarbeitung gelehrt wurde, Monitore gehabt, die hatten für Anzeigen wie Grafikmodus und Auflösung ein kleines zweizeiliges LCD-Display unter der Röhre. Jedenfalls konnte man diese Daten im Normalbetrieb dort immer ablesen. Ob das auch dann der Fall war, wenn man Einstellungen manuell geändert hat, weis ich nicht; – nehme es aber an. Was an Änderungen von der Grafikkarte kam, wurde immer dort im Zusatzdisplay angezeigt, ohne die Darstellung auf den Bildschirm zu stören. Leider weis ich nicht mehr, won welcher Firma die Monitore waren.
    Und einen Lautstärkeregeler hat nur mein Commodore 1902 Monitor für der 128er. Der PC-Monitor nicht. – Wozu auch, wenn kein Lautsprecher drin ist.

  7. Daß nur noch Tiptasten-Radios verkauft werden liegt wohl kaum an den Kunden. Was hat man denn heutzutage noch für eine Wahl? Entweder man kauft ein Tiptasten-Radio, oder man bekommt gar keins. Die einzige Alternative wäre noch, sich eins selber zu bauen. Und selbst die Wenigen die das könnten lassen es, weil sich das wegen so einem Kleinkram nicht lohnt.

  8. Elendsoft: Du hast im Prinzip Recht. Bei Geraeten habe ich das bisher auch eher selten gemacht.

    Im Falle Autoradio jedoch schon: Ich habe einen Wechselrichter eingebaut (gut, der war gekauft, hat aber auch keine Tipptasten ;)), einen NORMALEN Hifi-Verstaerker (230V) dran angeschlossen, und den zwischen die Sitze auf die Mittelkonsole geklemmt. DER hat einen NORMALEN Lautstaerkeregler, und nebenbei kann ich mit der Installation dann auch noch einen Laptop betreiben, auch wenn der Akku leer ist 😉

    Im Softwarebereich ziehe ich das „Mach-alles-selbst“ knallhart durch. Benutze meine eigene Software-IDE, bis vor kurzem meine eigene Vektorgraphik/Bildbearbeitungssoftware, eigene Community, eigenes Outlook, etc…

    Wenn ich dann meine Villa mit Meerblick auf einer Sonneninsel hab und den Lottogewinn, mach ich auch noch meine eigene Audio-Sequencer-Software – da benutz ich zur Zeit noch Logic (das bietet aber sehr wenig Anlaesse zum meckern, deshalb bin ich noch nicht sicher ;))

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