Der erste Clone
Im Dezember 1974 erschien der Altair 8800. Neben den vielen privaten Kunden interessierte sich auch eine Firma für den Rechner: IMS Inc. hatte den Auftrag für den Rechner "Hypercube" (ein Cluster aus 256 Intel 8080A) ein Terminal zu entwickeln und dabei schon ein Design auf Basis der Intel Entwicklungssysteme in Betracht gezogen. Da erschien der Altair 8800 und er war erheblich billiger (700 anstatt 10.000 Dollar). Also wandte sich IMS an MITS. Die Antwort war eine Lieferzeit von 90 Tagen und Vorauskasse. Das führte dazu, dass man selbst einen Computer entwickelte, aber den Bus des Altair übernahm, so konnte man wenn nötig die Karten des Altair einsetzen (da selbst die CPU auf einer Karte saß mussten die Karten ziemlich viel Eigenintelligenz haben.
Es zeigte sich auch, dass das Altair Design eine gravierende Schwächen hatte. Das Netzteil war z.B. zu schwach. Die Karten dürften niemals mehr als 500 mA ziehen, da sonst das Netzteil überfordert war. (Ein Grund warum MITS, als sie über Monate hinweg keine Karte mit dynamischen RAM zum Laufen brachten nicht einfach auf statisches RAM wechseln konnten war der zu hohe Stromverbrauch). Die Hauptplatine bestand beim Altair aus einzelnen Segmenten mit je vier Steckplätzen – klingt heute nach viel, aber praktisch jede Funktion belegte einen Steckplatz (das Grundsystem schon drei, mit Videoanschluss, Diskettenanschluss, Druckeranschluss und Tasturanschluss waren es 10 Steckplätze die belegt waren). Jeder der maximal 4 Platinen musste mit 100 Drähten mit der nächsten verbunden werden – von Hand!
Der Altair war miserabel elektrisch abgeschirmt (das führte dazu dass ein kleines Maschinenspracheprogramm den Radioempfang so stören konnte das er "Fool on the Hill" spielte – hier der Beweis:
So beschlossen IMS einen eigenen Computer zu entwickeln. Dabei verbesserten sie das Design. Der IMSAI 8080 hatte eine leistungsfähigere Stromversorgung, ein besser elektromagnetisch abgeschirmtes Gehäuse. Die Basisplatine hatte (je nach Ausführung) 6 bis 22 Stecker und bestand aus einem Teil und das Frontpanel war mit einem Stecker anstatt rund 70 Drähten angebracht. An der Frontplatte konnte man beide Geräte leicht unterscheiden. Sah der Altair aus wie ein Ausschnitt aus einem Raumschiff mit Kippschaltern, so sah der IMSAI aus wie ein Kassettenrecorder mit zu vielen Tasten. Die Schalter waren leichter zu bedienen, aber sahen "billig" aus.
Die ersten Geräte wurden im Dezember 1975 ausgeliefert, etwa acht8 Monate nach den ersten Altair 8800. Er kostete 439 Dollar als Kit und 621 Dollar fertiggestellt, war in etwa gleich teurer wie der Altair (439 / 695 Dollar)
Sehr bald begann Ed Roberts über IMSAI herzuziehen. Während anfangs noch von "Wettbewerbern" die Rede war, hieß es nun es seien Parasiten und Schmarotzer die von seinen Ideen profitieren und sie hätten seine Ideen gestohlen. Die Diskussion kam sogar noch 2004 in einem E-Mail Kontakt zwischen Ed Roberts und Joe Killian auf. Joe Killian, einer der Konstrukteure des IMSAI 8080, verwies darauf, dass der IMSAI 8080 zwar das Design des Frontpanels und den Bus des Altair 8800 übernommen hatte, aber es technisch beim Aufbau der Karten keine Ähnlichkeiten gäbe.
In der Tat fand IMSAI Lösungen die MITS nicht gelangen. So brachte MITS lange Zeit keine Karte mit dynamischen RAM zum Laufen (wie sich später zeigte war es mit dem 8089 Prozessor ohne Zusatzelektronik nicht möglich den nötigen Refreshzyklus sauber zu erzeugen). IMSAI bestückte ihre Karte einfach mit statischem RAM. Das ging weil das Netzteil mehr Strom lieferte. Sie war zudem billiger als die des Altair (139 zu 195 Dollar)
Durch den gleichen Bus konnten auch alle Zusatzkarten für den Altair verwendet werden. Da nur der Bus genormt war, besaß jede Karte ihre eigene Elektronik und teilte sich nur den Speicher mit dem Gerät. Da die Ausgabe auch auf einen Binärdump einer Speicherzelle beschränkt war, spielte die innerer Architektur auch keine Rolle, da jede Software praktisch Betriebssystem beinhalten musste,
IMSAI kündigte BASIC an, doch Roberts vergab keine Lizenz. In der Praxis kauften sich die Nutzer dann eine Karte oder Lizenz von MITS und kopierten das BASIC in kleinen Gruppen. Historisch von Bedeutung ist, dass der IMSAI 8080 der erste Rechner war, der mit CP/M lief. Das IMSDOS für den Betrieb von Disketten (es gab auch eine Version mit 5 MB Winchesterdrive) war eine frühe und stark angepasste Version von CP/M.
Zwischen 17.000 und 20.000 IMSAI 8080 wurden bis Mitte 1978 produziert. Wie viele Altair es gab, ist unbekannt. 1984 schrieb Ed Roberts noch von 10.000 Stück. 2004 waren es dann schon 40.000 Stück, obwohl die Produktion schon 1977 eingestellt wurde. Trotzdem ist der IMSAI wahrscheinlich vielen vertrauter: Auf einem IMSAI 8080 mit Akustikkoppler kontaktiert Matthew Broderick im Spielfilm "War Games" den Computer WOPR im NORAD. Damals (1983) war der Rechner schon total veraltet und auch nicht mehr verfügbar. Die Produzenten wollten damit einen Akzent setzen, weil sich ein Teenager sicher nicht die neueste Hardware leisten konnte (heute würden sie wohl noch Geld bekommen, wenn sie ein Apple Notebook zeigen würden, aber damals waren die Zeiten eben noch anders).