PC-Paradoxien

Was mir bei meiner Recherche über die Geschichte des PC auffiel ist wie schnelllebiger der Markt geworden ist. Vor 20-30 Jahren dauerte es Jahre bis ein neuer Prozessor einen sehr hohen Marktanteil aufwies. Noch einige Jahre nachdem der 286 und 386 erschienen, wurden noch mehr PCs mit dem Vorgängermodell verkauft. Das ist heute undenkbar. Aus mehreren Gründen. Zum einen war es eine Marketingtaktik von Intel den Verkauf der neuesten Generation zu fördern, die mit "intel Inside" in den frühen Neunzigern begann. Neben der Maximierung des eigenen Profits: nur mit den neuesten Prozessoren gibt es die maximalen Gewinnspannen, war dies auch wichtig um die Konkurrenz abzuschütteln, die meistens hinterherhinkte und trotzdem noch gutes Geld mit der letzten Generation machte.

Das zweite war, dass Intel auch die Geschwindigkeit der Prozessorentwicklung gesteigert hat. Seit Jahren will die Intel einen "Tick-Tack" Zyklus durchhalten: In einem Jahr folgt die Einführung einer neuen internen Architektur, im nächsten die Verkleinerung der Strukturbreite und im übernächsten wieder eine neue Architektur. Das führt allerdings dazu dass es eine Vielzahl von Prozessoren gibt, jeweils die aktuelle Generation, dann noch die etwas ältere, aber in der nächsten Strukturgröße und dann noch mehrere Linien für Desktop, Server und mobile Geräte – keiner blickt mehr durch, zumal ja auch die Bezeichnungen nun keine Rückschlüsse mehr zulassen. Früher war eben Pentium 4 besser als Pentium 3 und 3 GHz waren besser als 2 GHz. Das findet man heute nicht mehr in den Bezeichnungen und weil je nach Anwendungsfall mal vier, mal zwei Kerne besser sein können kann man auch auch nicht auf die Kernanzahl verlassen.

Auf der anderen Seite gibt es jedes Jahr mal eine Umfrage der Zeitschrift ct‘, die zwar nicht für den ganzen PC Markt gilt, aber ich denke doch einigermaßen repräsentativ ist. Neben verschiedenen Trends fällt mir auf, dass jedes Jahr die Nutzungsdauer eines PC im Durchschnitt ansteigt. Inzwischen sind es über 60 Monate, ich glaube vor 10 Jahren waren es noch 3 Jahre. Das ist für mich nachvollziehbar. Eine Zeitlang erhöhte der immer größere Ressourcenhunger von Windows beim Übergang von 3.1 → 95 → 2000 → xp die Nachfrage nach neuen Prozessoren. Seitdem fiel das weg. Erst mal dauerte es sieben Jahre bis eine Nachfolgeversion erschien und dann wurde die auch weitgehend gemieden. Die beiden letzten Rechner habe ich jeweils nach Defekten ersetzt – leider hat bei mir keiner 5 Jahre durchgehalten sondern jeweils nur vier.

Das ist eines der Paradoxien: Auf der einen Seite wird die Nutzungsdauer also immer länger und damit immer weniger Rechner ausgetauscht. Auf der anderen Seite stellen die Prozessorhersteller (das für Intel gesagte gilt auch für AMD) neue Prozessoren in immer kürzeren Abständen heraus und immer mehr Modelle. Warum das geht? Weil die Leute immer mehr Geräte kaufen. Wie beim Auto gibt es nun den Zweit-PC sprich Notebook, und weil das doch so schwer ist zum Surfen noch einen Dritt-PC (Netbook) und dann noch einen PC für jedes Familienmitglied, dazu noch einen zentralen Server….

Immerhin ist der Zweit-PC recht billig, weitaus preiswerter als Zweitwagen, Zweitwohnung oder Zweitfrau (Geliebte). Man braucht nur erheblich mehr Zeit, wenn man Dokumente hin und her schieben muss, um immer mit der aktuellen Version zu arbeiten. Dazu müssen Netriebssystem und Anwendungen aktualisiert werden – für mich ist der Aufwand zu groß, aber ich gehöre auch zu den Dinosauriern, die lieber mit einem Desktop PC arbeiten anstatt mit einem Notebook. (man kann das natürlich auch an Bildschirm, Tastatur und Maus anschließen und hat dann dieselbe Ergonomie, aber wozu?).

Ich frage mich nur wie lange das noch so weiter geht. Natürlich wird der PC-Boom noch dadurch vorangetrieben, dass nur in Europa, Amerika und Südostasien der Markt gesättigt ist. In den meisten anderen Ländern ist das noch nicht der Fall. Wenn das erst mal gegeben ist, dann wird sich sicher was für Intel, AMD & Co ändern.

2 thoughts on “PC-Paradoxien

  1. Zitat „Eine Zeitlang erhöhte der immer größere Ressourcenhunger von Windows beim Übergang von 3.1 ? 95 ? 2000 ? xp die Nachfrage nach neuen Prozessoren. Seitdem fiel das weg.“

    Wenn man den Begriff Ressourcen mal weiter fasst, dann ist die neueste Windows-Version durchaus ein vielfaches Ressourcen-fressender: Eine frische XP SP3 Installation benötigte bei mir ca. 2GB Festplattenplatz, bei Win 7 64bit sind es 12GB.

    Außerdem gibt es auch umgekehrte Effekte: Neuartige Hardware verlangt mittelfristig nach einem Windows, das diese auch ausnutzt. Beispiel: Die AMD64- (respektive IA64) Architektur hat nach 7 Jahren endlich zu einem 64bittigen Windows mit breiter Treiber-Unterstützung geführt.
    Anderes Beispiel: Die neuartigen SSDs werden nur von Windows 7 nativ unterstützt (Trim-Befehl, Alignment, diverse System-Settings die die Zahl der Schreibzugriffe beeinflussen)

    Zitat „Auf der anderen Seite stellen die Prozessorhersteller (das für Intel gesagte gilt auch für AMD) neue Prozessoren in immer kürzeren Abständen heraus und immer mehr Modelle.“
    „Das führt allerdings dazu dass es eine Vielzahl von Prozessoren gibt […] â

  2. Daß vor Jahren sich die neuen Prozessoren erst langsam durchsetzten, lag auch mit am Preis. Da hat man sich noch überlegt ob nicht doch das Einsteiger-Modell gereicht hat. Und Spiele die immer gigantischere Leistung verlangen um überhaupt spielbar zu sein gab es auch noch nicht.

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