Bernd Leitenbergers Blog

Gute Computer

Ich habe mir überlegt, ob ich was zu den vielen Kommentaren vor einiger Zeit zum Artikel über den C64 schreiben sollte. Da offensichtlich erkennbar ist, dass sie den Blog nicht richtig gelesen haben und irgendwelche Behauptungen in der Art der CPC464 ist besser als der C64 unterstellen, habe ich mir das geschenkt. Das läuft dann auf eine Diskussion raus, die ich schon seit den Achtzigern hinter mir habe. Sie bringt nichts. Was ist ein guter Computer? Im wesentlichen einer, der die Erwartungen des Anwenders erfüllt. Diese hängen natürlich auch von dem Preis und der Orientierung ab. Von einem Rechner für 10.000 Mark erwartet man was anderes als von einem für 1.000 Mark und von einem Bürorechner erwartet man sicher nicht tolle Soundfähigkeiten und von einem Heimcomputer nicht den Anschluss einer Festplatte.

Also um mich nicht wieder auf die Diskussion C64 einzulassen, blende ich den mal komplett aus und schreibe über zwei andere Computer nämlich die CPC Serie und den Sirius 1.

Die CPC Serie waren Rechner die von Amstrad produziert wurden. Anders als andere Heimcomputer gab es sie im Komplettpacket – Monitor mit Zentraleinheit und Floppydisklaufwerk. Das vermied den Kabelsalat. Weiterhin war es so möglich 80 Zeichen/Zeile anzuzeigen, was für Anwendungen wichtig war. Bei der Entwicklung der Serie wurde deutlich, dass dies die Hauptanwendung der Rechner wurde. Der Erstling CPC464 war noch mit 64 kbyte RAM und Kassettenrekorder – ohne Floppydisklaufwerk wohl eher ein Gerät für Spieler. Nur: wer einen Rechner nur zum Spielen haben will, braucht dafür keinen Monitor, den er mitbezahlen muss. Der greift zu einem mit guten Grafik und Soundfähigkeiten den er an einem Fernseher betreiben kann. Davon gab es ja auch schon einige auf dem Markt.

Wer Anwendungen betreiben will, braucht aber ein Diskettenlaufwerk. Das wurde im nächsten Gerät, dem 664 integriert. Vom Design der Tastatur finde ich den 664 am besten gelungen, vor allem wegen des gut abgetrennten Cursorblocks. Das Problem war immer noch, das unter CP/M das bei allen Modellen mit zum Lieferumfang gehörte, wegen des 16 kbyte großen Bildschirmspeichers nur eine 44 kbyte große TPA hatte, was zu wenig für die meisten Anwendungen war. Das wurde mit dem nächsten Modell dem 6128 korrigiert, das nun unter CP/M 61 kbyte Speicher zur Verfügung stellte. Unter BASIC gab es nur einige zusätzliche Befehle für eine RAM-Disk oder das Speichern des Bildschirms.

Das Gerät wendet sich daher mit dem guten BASIC, das die Grafik- und Soundfähigkeiten unterstützt, Interruptbehandlung und weitere Schleifentypen bietet an Leute die primär mit BASIC anfangen wollen, aber den Aufstieg zu einem professionellen Einsatz nicht ausschließen wollen. Für diese reicht dann auch die 3″ Floppy mit ihren vergleichsweise teuren Disketten. Dank Standardanschlüssen für Diskettenlaufwerke und Drucker kann jemand, der den Rechner wirklich professionell einsetzt, sich einfach eine zweite Floppy im 3,5″ oder 5,25″ Format anschließen, auf der dann auch je nach Hersteller bis zu 800 kbyte drauf gingen. Bei dem konkurrenzlos günstigen Preis (ein Monitor alleine kostete damals 500 DM, Diskettenlaufwerke bei anderen Herstellern auch rund 900 DM) konnte man dann das 3″ Laufwerk als geschenkt mit hinzunehmen. (der niedrige Preis für das Laufwerk war auch der Grund warum Amstrad das ungewöhnliche Format einsetzte). Wie sich zeigte, bevorzugten die meisten Anwender den Einsatz unter CP/M, weswegen als Nachfolgeserie die PCW Serie herauskam, die primär CP/M Rechner waren und sich noch besser verkauften – 8 Millionen Stück verglichen mit 3 Millionen CPC’s. Prinzipiell lief es bei mir ähnlich: Ich habe angefangen in BASIC zu programmieren, eine eigene Textverarbeitung und einen Assembler/Disassembler geschrieben. Dann kam das Diskettenlaufwerk, CP/M und damit die Möglichkeit Wordstar und dbase einzusetzen. Damit arbeitete ich über 8 Jahre lang während des gesamten Studiums entstanden so Studienarbeiten, Protokolle, Auswertungen und Analysen. Unterstützt wurde das durch Turbo Pascal, das nach weniger als einem Jahr BASIC als Programmiersprache ersetzte.

Was erwarte ich dann von einem 16-Bit Rechner? Meiner Meinung nach mehr Leistung als von einem 8-Bitter. Das trifft auf den Sirius 1 zu: Er bot einen Speicher von 128 kbyte, erweiterbar auf 896 kbyte. Diskettenlaufwerke die 612 kbyte speicherten, mit einer Aufrüstung sogar 1,2 Mbyte. Dazu kam ein hochauflösender Monitor mit einer Auflösung von 800 x 400 Pixeln und 132 x 50 Zeilen in der Textdarstellung. Eine Festplatte konnte ins Gehäuse integriert werden. Die Tastatur und Monitor hatten hohe Qualität und bekamen einige Ergonomiepreise.

Verglichen damit war der IBM-PC recht schlecht ausgestattet. Er bot nur 64 kbyte RAM, erweiterbar auf 256 kbyte. Der Monitor konnte nur Text darstellen. Für Grafik brauchte man einen zweiten Monitor samt Farbgrafikkarte der aber maximal 320 x 200 Pixels zeigte und auf die Floppys gingen nur 160 kbyte drauf. Eine Festplatte war anfangs gar nicht anschließbar. Später benötigte man eine eigene Erweiterungsbox dafür. Dabei kosteten beiden Geräte gleich viel. Gerade der Sirius zeigt aber auch das ein gutes Gerät nicht erfolgreich sein muss: Denn die Überlegenheit in der Hardware bedingte auch, dass er nicht IBM-PC kompatibel war, sondern ein MS-DOS kompatibler. Sehr bald erschienen Programme die direkt auf die Hardware zugriffen und nicht mehr auf dem Sirius 1 liefen. Der Wechsel kam mit dem IBM PC XT, der nun mehr Speicher bot und ebenfalls die Möglichkeit eine Festplatte einzubauen.

Das Kriterium „verkauft sich gut“ ist zumindest keines, das für Qualität steht. Das gilt für den IBM-PC, aber auch den TRS-80 oder bei Software gilt es für MS-DOS.  Was sind nun allgemeine Kriterien für einen guten Computer?

Unbezahlbare Rechner mit enorm leistungsfähiger Hardware würde ich genauso wenig als gutes Konzept bezeichnen (LISA) wie Rechner die zwar billig sind aber eben auch zu nichts zu gebrauchen (ZX81). Auf der anderen Seite kann man auch mit guten Konzepten keinen Erfolg haben, wenn sie eben nicht dem Standard entspricht – das ging der Atari ST Serie oder dem Amiga so.

Die mobile Version verlassen