Nachlese Germanys next Top Model
Ich versuche mich mal an einer Fernsehkritik, auch wenn sie etwas spät kommt, aber weil ich wegen der Werbung Privatfernsehen nie live ansehe und Freitags und Samstags viel zu tun hatte kommt die Kritik erst heute:
Aufmacher
Schon der Aufmacher protzt. Zuerst dachte ich ja „8:30 New York, die Sonne brennt …“ also die Schwarzkopfwerbung, aber es kam anders. Ob der Terminator-ähnliche Soundtrack gut fürs Renommee ist? Ich glaube eher nicht. Aber erst muss Heidi angebliche Topleute abholen, bei denen der eine sich in abgetragenen Shirts und Jeans kleidet und der andere bunt wie ein Papagei aussieht – okay, viel schlimmer kann es nicht mehr werden. Doch es wird schlimmer, dann kommt nämlich der Vorspann: Schlimm wie Heidi Klum geschminkt ist – ja als was? Grufti? Gothic? Keine Ahnung, sie sind auf jeden Fall 10 Jahre älter und ziemlich unbarmherzig aus – endlich mal passend zum Charakter
Die Jury
Keine zwei Staffeln haben die gleichen Jurys. Wer herausragt und eine eigene Show bekommt fliegt raus (wie Peyman Amin und Bruce Darnell) aber auch einfach so. Also wie es diesmal läuft, war schnell klar. Da ist Thomas Rath, schwuler Modedesigner mit Hang zu Papageienkostürmen. und Thomas Hajo „Creativdirektor“ – einer dieser tollen Aminamen für Leute ohne Ausbildung die es trotzdem geschafft haben. Sehr bald ist klar, dass die beiden das Spiel: „Guter Bulle – Böser Bulle“ spielen. Einer lobt, einer macht nieder. Dann kann Heidi das Zünglein an der Waage spielen.
Es zeigt sich, dass nicht mal die beiden Jurymitglieder vor dem Spott der Macher gefeit sind, so wird beim Schwulen Thomas R. wenn er über „sexy“ spricht nackte Männeroberkörper eingeblendet. Nun ja, seine Fähigkeiten als Modeschöpfer können nicht sehr ausgeprägt sein, wenn er bei einer durchschnittenen Leggins die Kandidatin fraget „Was hast denn Du mit deiner Hose gemacht?“ und dann von Heidi korrigiert wird „Das trägt man heute“…
Übrigens der in dem Team mit dem höchsten Ausbildungsgrad ist Catwalk-Trainer und Clown Jorge Gonazales: Er hat einen Doktor in nuclear-Ökologie (kein Wunder dass er danach als Modell arbeiten musste … ich dachte schon Biologie und Philosophie wären die typischen „später Arbeitslos“ Studiengänge.
Das Format
Es ist noch klarer als bisher. Es geht nicht um die Suche nach Modells. Es geht darum Geschichten über die Kandidaten zu bringen. Sie in Schablonen zu pressen und sich über sie lustig zu machen. Es geht schon beim Start los: Heidi erklärt, das es darum geht einen Weltrekord zu brechen. 50 Mädchen laufen eine Stunde lang auf einem Laufband. Dann lässt sich Thomas R. darüber aus, dass viele Kandidatinnen schnell gelaufen sind anstatt einen Walk hinzulegen. Ja was denn sonst, wenn man einen Weltrekord brechen will? Umgekehrt hört eine nach 3,5 km auf, was ausreichen würde wenn alle 50 so viel laufen um den Rekord zu brechen (150 km) und die wird danach wegen ihrer „Attitüde“ abgekanzelt und als aufsässig hingestellt. Also – egal wie sie es machen es ist falsch.
Andere Kandidatinnen werden als unbegabt, Tollpatschig dargestellt: bei einer Marie-Louise wird ihr Auftritt in die Breite gezogen mit komischen Geräuschen unterlegt und danach macht sich noch die Jury lustig. Schadenfreude auf niedrigstem Niveau. Am besten drückt es der Kommentar zu einer Kandidatin aus, die auf einem Bauernhof arbeitet: „Simone ist für das Modelbusiniess bestens gerüstet, schließlich ist sie mit Schweinen und Kühen großgeworden“. Ja genau!
Dazu gehören auch die verrückten Challenges wie das Laufen in High-Heels auf dem Laufband, Cat-Walk im Schnee um Hindernispfosten und auf einer wackeligen Rampe über einem Schwimmbad. Was das mit dem Modell-Business zu tun hat? Nichts, aber darum geht es nicht, sondern nur um peinliche Momente zu erwischen.
Leider machen es aber auch einige Kandidatinnen leicht, indem sie zu viel reden. Eine hat schon nach der ersten Sendung den Ruf der Bitch weg. Wörtliches Zitat: Wenn es mit dem Top-Model nicht klappt, dann schlafe ich mich eben nach oben“.
Also es wird extremer werden. Das kann man jetzt schon prophezeien. Mehr extreme Situationen die irgendwie aufs Modeln vorbereiten sollen, aber in Wirklichkeit doch nichts damit zu tun haben. Es wird noch längere Entscheidungen geben in denen Heidi Klum wie angewurzelt stehen bleibt und sagt „Nur eine wird Germanys next Topmodell werden. Nur eine darf meine Stiefel schlecken, nur eine darf Thomas H. einen blasen, nur eine darf die Rosa Fummel von Thomas R auftragen….“ (1 Minute Pause) „Du… (2 Minuten herumreden um den heißen Brei) bist es leider nicht …“
Warum es nicht wirklich geht ist das Modeln oder nur was ernstes: Eine der Kandidatinnen bekam Lymphknotenkrebs. Das wäre vielleicht wichtiger gewesen als alles andere was in der Show passierte und das ganze wurde in einigen Sekunden abgehandelt … Echt traurig, echt blamabel.
Ich habe wie bei den letzten Folgen zwei Mädels die mir gut gefallen – das will aber nichts heißen, denn in den letzten beiden Folgen sind die gleich am Anfang oder in den ersten Folgen raus geflogen. Ich orientiere mich eher danach ob jemand Ausstrahlung hat oder sympathisch ist und nicht ob jemand superschön ist oder gerade gehen kann…