Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen! Wenn Wissen und Kompetenz wirklich im Fokus der Standortpolitik der Bundesrepublik stünden, wir müssten viel mehr Grundlagenforschung betreiben. Das geht eben nicht mit privatwirtschaftlichen Strukturen. Ein Investor schaut immer auf die kurzfristige Rendite. Von der Grundlagenforschung zu marktfähigen Produkten ist es aber leider ein weiter Weg. Ich bin der traurigen Überzeugung, dass wir kommerzielle Satelliten in 20 Jahren von der Stange aus China kaufen werden und uns jede Kompetenz und Infrastruktur verloren gehen wird.
Unsere Industrie jammert, es fehlten Fachkräfte und wir blieben weit hinter unseren Möglichkeiten bei Export und Umsatz zurück. Gleichzeitig finden z.B. unzählige Ingenieure nach dem Studium keine Anstellung. Auf die konkrete Frage, in welcher Region welche Stellen unbesetzt seien und welche Fachkräfte von der Industrie denn konkret gesucht würden kam auch von Brüderle nur heiße Luft und Allgemeinplätze. Das DIW (in Essen) hat den behaupteten Fachkräftemangel als politische Lüge erkannt.
Unsere Politiker haben keine Visionen mehr, sind so damit beschäftigt sich im politischen Tagesgeschäft zu behaupten, dass strategische Entscheidungen gar nicht mehr getroffen werden können.
Dabei gehört doch wirklich nicht viel Phantasie dazu, zu erkennen welches Potential in der Raumfahrt steckt. Ich spreche jetzt nicht nur von den in Deutschland entwickelten Kameras und sonstigen Messgeräten bei Weltraummissionen.
In allen denkbaren Hilfswissenschaften könnten Menschen Kompetenzen sammeln. Man denkt dabei sofort an die Entwicklung autonomer Systeme in der Informatik. Man denke auch an Langstreckenkommunikation, Datenkompression usw. Aber das das ist ja noch nicht alles.
Es geht doch noch viel weiter. Raumfahrtprojekte sind immer auch eine organisatorische Herausforderung. Auch außerhalb des ingenieurwissenschaftlichen Bereiches werden Kompetenzen geschaffen. Organisation, Verwaltung, Management allgemein. Einkäufer benötigen Kenntnisse der internationalen Beschaffungsmärkte usw.
Das sind alles Kompetenzen, die später in die Wirtschaft zurückfließen. Oder Eben nicht, weil wir den Bereich vernachlässigen. Gleichzeitig reden unsere Politiker vom Innovationspotential der deutschen Wirtschaft als Wettbewerbsvorteil gegenüber z.B. den Chinesen. Das ist Unsinn! Nur weil China sehr viel kopiert, heißt das nicht, dass sie nicht zu eigenen Innovationen fähig wären. China holt auch in Forschung und Entwicklung stark auf.
Werner v. Braun hat zu den Kosten des Apollo Programms mal gesagt, das Geld bliebe schließlich auf der Erde. Das ist zwar eine provokante Aussage, aber nicht falsch. Der Laie braucht immer das konkrete Produkt um den Wert der Raumfahrt bzw. Wissenschaft zu beurteilen. Deshalb hält sich wohl auch die Legende von der Teflonpfanne und der CD so lange. Die wertvollen organisatorischen Strukturen, die zur Zielerreichung geschaffen werden müssen, werden gerne übersehen.