ARTE hat gerade als Themenschwerpunkt Rom. Es lief eine dreiteilige Serie über die Besetzung von Britannien, derzeit noch eine Miniserie über Cäsar (die man als Unterhaltung ansehen muss, da sie einiges historisch Falsche enthält, so brachte sich in der letzten Folge Cicero nach der verlorenen Schlacht von Thapsus um, in Wirklichkeit überlebte er selbst Cäsar). Was mich zu meinem heutigen Blogbeitrag bringt ist die zweiteilige Dokumentation „Das Schicksal Roms“. Wie heute schon üblich, ist es eigentlich mehr ein Spielfilmformat, weniger eine klassische Dokumentation.
Einerseits sprechen die Schauspieler dort Latein und Griechisch und werden untertitelt – was durchaus lebensecht und plastisch wirkt. (ob es richtig artikuliert ist kann ich allerdings nicht beurteilen). Auf der anderen Seite wurden im Großmaßstab digitale Techniken eingesetzt. Die ganze Kulisse stammt aus dem Computer. Die Schauspieler selber agieren vor einer grünen Leinwand. Die ganze Kulisse stammt dann aus dem Computer.
Doch es geht noch weiter. Schlachtenszenen, aber auch andere Szenen stammen auch aus dem Computer. Er macht aus einem Diener mehrere, aus einem Ruderer eine ganze Mannschaft und bei einer Erstürmung einer Palisade sind vier Schauspieler direkt an der Palisade echt, der Rest zusammengerechnet. Dazu kommen typische heutige Filmelemente wie Kamera fahren in Adlerperspektive. Auch die Schauspieler werden virtuell in die Szene eingefügt.
Sie sehen dann seltsam weichgezeichnet, wie Computerspielfiguren aus und insgesamt wurde ich nicht den Eindruck los, dass die Engine von einem Computerspiel stammt. Es ist eigentlich alles immer duster, das Licht gelblich und wenn es im Freien ist, dann ist schlechtes Wetter. Das erinnert mich an die bedrückende Stimmung die ich von einigen Animationen von Spielen kenne.
Ich finde es schlecht. Zum einen decken die ganzen Szenen die eigentliche Kerngeschichte zu, die Fakten die man kennt und die vermittelt werden sollen. Mehr noch: Sie suggerieren eine Vision, wie es gewesen sein könnte, ohne das es einen Beweis gibt, das dem so war. Ich weiß, das allgemeine Publikum kann mit Szenen viel anfangen, aber ich kann eine Schlacht besser an Diagrammen der Formationen nachvollziehen anstatt an einer Kamerafahrt über das Gelände. Wir werden aber wahrscheinlich mehr davon zu sehen bekommen. Weil das aber sehr preiswert sind: Es arbeiteten an der Animation etwa eine Handvoll Mitarbeiter über rund 6 Monate. Alleine ein kleines Kamerateam mit einigen Statisten und den Schauspielern ist da wesentlich teurer.
Was meint ihr von diesem Dokutainment, egal ob es Spielfilmszenen sind oder wie hier Trickszenen? Fluch oder Segen? Modernes Mittel oder Ablenkung von der Kernaussage? Beeinflussung des Zuschauers oder die Möglichkeit die Realität viel wirklichkeitsgetreuer nachzustellen?