Bernd Leitenbergers Blog

Faszination römisches Reich

Die kürzliche Themenwoche ROM bei arte bringt mich auf das heutige Thema: Wann immer man eine Reportage über die Antike sieht (das gleiche gilt auch für Spielfilme) geht es um Rom. Nun gab es natürlich auch andere Hochkulturen in der Antike und andere Weltreiche, wie das persische, das makedonische, das ägyptische und das assyrische oder babylonische. Warum also Rom?

Nun sicher ragt Rom in einigen Punkten heraus. Kein anderes Reich hatte so lange Bestand. Nimmt man das weströmische Reich, so sind es rund 600 Jahre Aufstieg von einem kleinen Stadtstaat zum Weltreich, das weitere 400 Jahre bestehen blieb und wenn man das oströmische Reich nimmt, kann man noch ein Jahrtausend dran hängen. Keines war so groß, und deckte den ganzen Mittelmeerraum ab. Und natürlich ist das römische Reich das einzige, das bis zu den Staaten reicht, die heute einen Großteil der EU bilden. Darunter natürlich auch Deutschland.

Ich denke es gibt aber auch andere Aspekte und das ist der Widerspruch in vielen Dingen. So erreichten die Römer einen Standard der nutzbringenden Anwendung von Erkenntnissen der verblüffend war. Mehrgeschossige Miethäuser, Zebrastreifen, Wasserversorgung mit Aquädukten über Dutzende von Kilometern, Kanalisation, öffentliche Toiletten  und Fußbodenheizung, Schnellstraßen und Kuriere das alles kannten die Römer. Dagegen schufen sie keinen eigenen Kunststil, sondern übernahmen den griechischen und bewunderten diese sogar (Nero der sich als Künstler sah, wollte Griechenland sogar die Steuern erlassen). Sie bezeichneten andere Völker als Barbaren, ergötzten sich aber daran wie sich Gladiatoren in der Arena umbrachten oder Menschen wilden Tieren vorgeworfen wurden. Sie hatten einerseits einen praktisch auf Rom zentrierten Staat, in dem die Provinzen praktisch für das Leben in Luxus dieses Stadtstaates aufkommen mussten, aber romanisierten gleichzeitig die eroberten Gebiete. Führten also dort ihre Kultur und Lebensstil ein und siedelten dort auch Veteranen an.

Letzteres war wohl der Erfolgsfaktor. Es gab wie schon gesagt andere Großreiche vorher und viele davon gingen unter, weil irgendwo in den eroberten Gebieten es Aufstände gab. Diese gab es auch im römischen Reich, jedoch vor allem an den peripheren Gebieten. Die meisten davon in den ersten Jahrzehnten nach der Eroberung, dann war es ruhig. Die Bewohner arrangierten sich mit dem Regime, erkannten den zivilisatorischen Vorteil, aber auch den Frieden. Auch wenn es durch die Steuern ein teurer Frieden war.

Die Frage ist, warum ging das Imperium unter? Nun offensichtlich durch den Ansturm anderer Völker, man könnte es als eine Folge der Völkerwanderung ansehen. Doch das ist nur das letzte Kapitel. Am Schluss gab es mehrere Faktoren. Zum einen war die Steuerlast immer höher geworden, die vor allem die Landbevölkerung traf, da die Grundsteuer 90% der Einnahmen stellte. Sie verarmte immer mehr. Die Armee wurde immer unattraktiver. Aus der Freiwilligenarmee wurde im Laufe der Jahrhunderte eine Wehrpflichtarmee und am Schluss gelang es kaum die nötige Zahl an Rekruten einzuberufen. In Rom begannen Kaiser auf eigene Rechnung zu regieren. Legionen riefen ihre Oberbefehlshaber zu Kaiser aus und es kam zu Kämpfen um den Thron. Da danach die Legionen mit Belohnungen in Form von Land oder Geld rechneten, vergrößerte dies die Finanzknappheit und es kam auch zu einer Inflation.

Das römische Reich ging unter, weil es am Schluss zu wenige Truppen gab um die Grenzen zu schützen. Die germanischen Stämme die einbrachen hatten eigentlich relativ wenige Krieger. Geiserich, der mit den Vandalen durch Frankreich und Spanien zog, dort ein erstes Königreich errichtete (das heute noch [V]andalusien heißt) und dann nach Afrika übersetzte, Karthago einnahm und schließlich Rom plünderte, verfügte über niemals mehr als 20.000 Kämpfer. Das entspricht 4 Legionen, keiner sehr großen Streitkraft. Das noch auf Italien beschränkte Rom konnte um 217 v.Chr. gegen Hannibal rund viermal so viele Truppen aufbieten. Nun konnte ein Weltreich nicht einmal mehr eine Grenzen verteidigen. Es begann eine Abwärtsspirale: Die germanischen Stämme die begannen sich auf römischem Gebiet niederzulassen bekamen dieses Land um sie an weiteren Eroberungen zu hindern. Damit entfielen aber Steuereinnahmen und die Armee wurde noch mehr verkleinert und konnte noch weniger gegen den weiteren Niedergang ausrichten. Als es unterging bestand das römische Reich nur noch aus Italien, einem kleinen Streifen an der Bretagne, Jugoslawien und dem westlichen Teil Afrikas.

476 wurde der letzte Kaiser der römischen Reiches Romulus Augustulus (ein interessanter Name, der sowohl den mystischen Gründer Roms wie auch den größten Kaiser beinhaltet) von dem germanischen Heerführer Odoaker einfach abgesetzt. Das römische Reich verschwand einfach. Niemand hat es erobert, noch haben die Provinzen sich selbstständig gemacht. Aber es lebte als Idee fort und das ist vielleicht das interessanteste. Von 911 bis 1806 gab es das heilige Römische Reich deutscher Nation. Eigentlich eine Parodie. Gerade die Stämme, die zum Zusammenbruch des weströmischen Reiches führten, die nie ganz erobert werden konnten, obwohl es viele Versuche dazu gab, Warum dieser Name gewählt wurde? Vielleicht weil Italien damals zum Reichsterritorium gehörte? Vielleicht weil der Papst die Kaiser krönte, der ja in Rom residierte?

Mal was anderes. Kann jemand russisch und mir sagen, ob diese Übersetzung http://panslavist.ru/2011/07/critical_american_history/ meinem Originalartikels http://www.bernd-leitenberger.de/amerika-supermacht.shtml fachlich (sinngemäß) ist?

Die mobile Version verlassen