Verrisse
Ich denke, einige von euch haben es mitbekommen, am Mittwoch war nun der schon angekündigte Homepageumzug im Gange und die Seite zeitweise nicht erreichbar. Ich hoffe von nun an wird alles besser. Zum meinem Thema bin ich durch Sven Piper gekommen. Ich bin mit ihm in lockerem Kontakt, seit er mir sein Buch vorgestellt hat, Er hat nun den ersten Verriss bekommen. Der Kritiker hat nichts gutes an dem Buch gefunden. Die Fehler sind eigentlich keine neuen. Sie wurden auch von anderen Kritikern schon erwähnt. Einige kann ich auch unterschreiben. Der wesentliche Unterschied zu anderen Kritiken war, das die Rezensentin überhaupt nichts gutes an dem Buch fand, also das was man umgangssprachlich als Verriss bezeichnet.
Als es noch das literarische Quartett gab, mit den entsprechenden Einschaltquoten, war es für die Bücher die dort kamen, immer ein Erfolg. Sie wurden bekannt. Ja es war sogar fast besser wenn ein Buch verrissen wurde, weil das viele Leute neugierig machte ob das Buch wirklich so schlecht ist. Nur hat sich vieles inzwischen verändert. Zum einen gibt es die Bedeutung einzelner Medien nicht mehr. Sicher sind Spiegel, Fokus, Fernsehen oder Zeitungen heute noch wichtig, aber nicht mehr so wie früher. Viele Leute kaufen heute online ein, lesen Bewertungen bei Amazon oder anderen Online Shops die von anderen Lesern kommen.
Vor allem hat sich nun die Zahl der Kritiker vervielfacht. Nicht nur durch viel mehr Medien, sondern durch das Amazon System, in dem jeder Kritiker sein kann. Auf der anderen Seite hat sich auch die Landschaft verändert. Nicht nur gibt es mehr Kritiker, es gibt auch mehr Autoren. Früher musste man mit seinem Manuskript hausieren gehen, und selbst wenn man einen Verlag fand, was noch nicht gesagt, dass das Buch auch in die Buchhandlung kam, die ja nur eine begrenzte Ausstellungsfläche hatten. Heute ist es viel einfacher. Wie bekannt publiziere ich ja selbst über Book on Demand und genauso einfach ist es, ein Buch zu finden. Einfach bei Amazon „Ariane ESA“ eingeben und man bekommt die Bücher über Ariane (ohne die ESA wird viel esoterischer Stoff kommen). Auf den ersten beiden Plätzen zwei gute Treffer, dann lässt es nach. Interessanterweise ist die Liste nicht vollständig, denn mir fällt schon auf, das mein zweites Buch über Ariane 5 und die Vega dort fehlt, und dann wahrscheinlich auch andere.
Das bedeutet aber auch, das den Kundenurteilen von Amazon eine viel größere Rolle zukommt. Zumindest bei allen Autoren die ich nicht vorher kenne, richte ich mich danach. Das Problem dabei ist, dass es recht wenige sind. Wenn ich (was ich auch mache) einen Dampfreiniger, MP3 Player oder einen Staubsauger kaufe, dann habe ich 50-100 Bewertungen für das Gerät. Dann ist schon der Durchschnitt aussagekräftig. Bei Büchern gibt es viel weniger Bewertungen. Keines meiner Bücher hat auch nur eine zweistellige Zahl an Leserurteilen erreicht. Ein Verriss fällt dann schon extrem auf.
Vor allem ärgert mich, wenn ich eine in meinen Augen völlig unqualifizierte Aussage lese, so in dem Tenor: „entsprechende Daten findet man auch im Internet“. Da bin ich versucht zu fragen: „Wo kann ich das in einer Buchhandlung kaufen?“ – weil der Kritiker ja ein Medium mit einem anderen vergleicht. Da man alles im Internet findet, kann man damit praktisch jede Fachliteratur als überflüssig ansehen. Seit Astronautix,com offline ist, würde ich aber noch antworten: „Im Buch findet man die Daten aber auch noch, wenn das Internet nichts mehr liefert“. Oder die Kritik wo der Rezensent vier Fehler sucht, um dann 4 Sterne abzuwerten.
Ich gebs offen zu, ich bin zu empfindlich für negative Kritiken und habe deswegen auch niemanden mehr um eine Rezension meiner Bücher gebeten. Das mag schlecht für den Umsatz sein, aber da der für mich sekundär ist und ich eh nicht damit rechne, reich zu werden. Als Autor ändert sich auch die Einstellung zu einem Buch. Man weiß dann, wie viel Arbeit in einem Buch steckt und ist vorsichtig etwas total zu verreißen, auch wenn es einem nicht gefällt, oder man Mängel feststellt. Ich denke das ist auch fair, schließlich zählt ja der Gesamteindruck und nicht nur die Dinge die einem negativ auffielen.
Ich habe ja bisher nur ein Buch verrissen, das Buch Typenkompass Trägerraketen, und selbst dort konnte ich noch positive Aspekte wie die Grafiken und Fotos entdecken. Zu letzterem stehe ich, weil der Autor seit über ein Jahrzehnt publiziert, dies das zweite Werk von ihm zum gleichen Thema ist und die Fehler wirklich gravierend sind. Sowohl in den Daten wie im Text und durch Nachprüfen vor dem Druck oder einfaches Korrekturlesen beseitigt werden könnten.
Ansonsten bleibt nur de Rat: Wenn sie etwas gekauft haben, es nur wenige Bewertungen hat, dann geben sie eine ab. Das grundsätzliche Problem ist ja, dass die Leute denen etwas nicht gefällt viel eher eine negative Bewertung abgeben, als die die zufrieden das Buch ins Regal stellen und sich darüber freuen.
Hallo Bernd,
dazu gibt es auch einen interssanten Beitrag bei http://de.wikipedia.org/wiki/Verriss in dem steht:
Journalismus-Lehrbücher warnen insbesondere Anfänger vor dem Verriss, so Walther von La Roche: â
Nun ja, das ist ein Punkt den ich nicht teile, zumal man auch über künsterlische Darstellungen geteilter Ansicht sein kann, schließlich wissen wir von den meisten Exoplaneten nicht viel mehr als grobe Bahnparameter und Masse. Was mir viel übler aufsteiß war dass Du bei einem Bild die mit übernommenen Beschriftungen erklärt hast. Also mir sagt eine Angabe wie „0,5 arcsec / 20 AU“ (S.93) oder ‚100 AU / 13″‚ was, weil ich mich seit gut 25 Jahren mit Astronomie beschäftige. Ich würde aber wetten, dass ein Laie nichts damit anfangen kann.