Dreissig Jahre IBM PC
Es gibt ja derzeit wieder Jubiläen. Ich habe mir gedacht ob ich was zu 50 Jahre Mauerbau schreiben soll, aber es dann doch gelassen. Es gibt dazu schon viel im Fernsehen und das Thema wird auch so immer wieder aufgegriffen. Was mich allerdings erstaunt hat, ist dass viele Jugendliche mit der Mauer nichts mehr anfangen können. Ich weiß nicht ob das gut ist oder nicht. Meiner Meinung nach sollte man die Geschichte kennen und draus lernen. Zumal es als Folge der Teilung ja immer noch viele Vorurteile zwischen West und Ost gibt.
Aber einen Tag vorher am 12.8.1981 gab es ein anderes Jubiläum. Der IBM PC wurde dreißig. Er ist damit nur wenig Jünger als die Shuttle Bordcomputer. Über ihn wurde auch viel geschrieben. Der Erfolg der durch die offene Architektur und die dadurch ermöglichten Nachbauten kam. Er schuf das Microsoft Imperium mit einem Betriebssystem, das mehr ein schlechter Witz war, weil jeder eines brauchte, egal ob es ein IBM PC oder ein Nachbau war.
Das wesentlichste an der Entwicklung war der Zeitdruck. IBM hatte zu lange gezögert mit der Entwicklung eines eigenen PC und befürchtete nun den Anschluss zu verlieren. Der IBM PC entstand in nur einem Jahr. Neben der Kostenfrage führte auch das zur Auswahl bestehender Bauteile. Offiziell wurde ja der 8088 Prozessor genommen, weil die Peripheriebausteine des 68000 noch fehlerhaft waren. Doch ich glaube, wie die meisten auch, dass die Wahl darauf fiel, damit der PC nicht zu leistungsstark und eine zu große Konkurrenz zu teureren Modellen war. Dafür gibt es auch andere Indizien. Die Wahl der 8088 CPU, die 40% langsamer als der 8086 war, die Taktfrequenz von 4,77 MHz, anstatt der schon verfügbaren 8 MHz (4,77 anstatt 5 MHz, die zweite Normtaktfeequenz, um etwa 50 ct für einen zweiten Schwingquarz für die NTSC Frequenz zu sparen). Alles Designentscheidungen, die den Rechner billig und wenig leistungsfähig machen sollten. Dazu passt auch dass er anfangs nur mit 16 kb Speicher ausgeliefert wurde. Dafür war er trotz dieser mageren Ausstattung ziemlich teuer.
Dazu die inzwischen wohlbekannte Geschichte wie IBM zu ihrem Betriebssystem kam, zeigt auch nicht gerade viel Kenntnis des PC-Marktes und langfristige Planung. In vielem war der PC anderen Neuerscheinungen unterlegen. Der Sirius Victor hatte einen viel höher auflösenden Bildschirm, einen echten 8086 Prozessor und Floppys mit viermal mehr Speicherkapazität. Selbst der Apple III kam mit mehr Speicher heraus, und war nur ein 8-Bit Gerät. Ich glaube es war einfach nur das „IBM“ auf dem Schild. Ich weiß noch wie ich damals meinen ersten Heimcomputer kaufte und jemand mit Anzug, weißem Hemd blätterte 12.000 DM für einen IBM PC hin, einfach so, ohne Fragen, ohne ein anders Gerät überhaupt anzusehen und 12.000 DM waren 1982 wirklich eine Menge Geld, sicher mehr als heute 12.000 Euro.
Wie wir alle wissen haben wir noch lange an einigen Folgen der „Schnellschüsse“ zu kämpfen gehabt. Die Begrenzung von DOS auf 1 MB, die eigentlich erst aufgehoben wurde, als 1993 mehr Rechner Windows als Oberfläche als DOS nutzten (auch wenn DOS immer noch nötig für Windows 3.1 war) und DOS ausgemustert wurde. Die meisten Hardwarerestriktionen wurden relativ schnell abgeschafft wie das lahme Bussystem, die schlechte Auflösung der Grafikkarte (man musste ja sie zusätzlich zu einer Textkarte kaufen).
Ich glaube selbst IBM hätte nie gedacht, dass man 30 Jahre später immer noch Rechner produziert, welchen denselben Befehlssatz verstehen. Obwohl bei den Großrechnern Komptabilität wichtig war, weil diese Rechner als Investitionsgut gelten und man nicht alles wegwerfen will, wenn man einen neuen braucht. Sie kannten also die Bedeutung einer langfristig kompatiblen Architektur. Nur war die PC Plattform nicht auf Zukunft ausgerichtet. Meiner Ansicht nach haben sie eine richtige Entscheidung getroffen – die offene Architektur und Glück gehabt, dass ihr Name schon so bekannt und akzeptiert war. Das gab einen Vertrauensvorschuss, der die Leute auch über die Mängel und den hohen Preis hinwegsehen lies.
Im September jährt sich der zwanzigste Geburtstag von Linux. Da wir hier unter den Lesern einige haben, die das einsetzen (im Gegensatz zu mir), dachte ich mir, das wäre doch wieder eine gute Gelegenheit für einen Gastbeitrag. Überhaupt gibt es viel zu wenige. Es gibt ja noch so viele Themen die mir nicht wichtig sind und die man anschneiden könnte und es gibt ja Leute die hier mit meinen Blogs nicht zufrieden sind. Sei es die Berichterstattung über SpaceX oder das ich meine für mich gibt es zu wenig Infos für MSL/Juno für einen fundierten Artikel. Warum schickt mir keiner einen Blog denn ich veröffentlichen kann, anstatt nur zu kommentieren? Ich würde gerne mehr Gastblogs veröffentlichen. einfach eine HTNL Datei zuschicken und er erscheint in den nächsten Tagen (Word oder andere Texte machen aus Erfahrung meist Probleme bei den Zeilenumbrüchen).
Ja, wirklich ein Phänomen, der IBM-PC und die Erfolgsgeschichte der x68-Architektur mit all den ständigen hard- und Softwarerestriktionen und deren Kaschieren durch Flickschusterei.
Man könnte ja mal eine Liste erstellen. Mir fallen spontan die 640k-Grenze, das Realmode/Protectedmode-Problem (80268er), allgemeine Schutzverletzung (Win9x 16bit/32bit Hybrid), diverse BIOS-Limitierungen für die Festplattengrößen ein…
Andere Frage: Was wäre gewesen, wenn IBM Ende 70er mit angemessener Entwicklungszeit einen PC auf der Basis eines ARM-Prozessors mit einer Art Android entwickelt hätte? Natürlich gemäß damaligen technischen Möglichkeiten. Aber eben komplett zukunftszugewandt und sogar seiner Zeit voraus und ohne diverse Limitierungen.
Welche Folgen hätte das gehabt? Wie würden PCs heute aussehen?
Dann wäre IBM seiner Zeit weit voraus gewesen. Die ARM Architektur wurde seit 1983 entwickelt. Das erste Modell gab es 1987.
Es ist nicht so, das IBM nichts versucht hätte. Die „Entry Systems Division“ hatte vorher einige Modelle rausgebracht die weitaus leistungsfähiger als der spätere IBM PC waren, aber sie waren nie richtig erschwinglich und nicht erfolgreich.
Als sie das Runder rumreisen wollten (PS/2) machten sie den Fehler alles durch Patente abzusichern bzw. wieder das Betriebssystem zusammen mit Microsoft zu entwickeln (warum sollten diese sich ihr Geschäft mit DOS/Windows kaputtmachen?).
Im Prinzip wiederholten sie den Fehler von Apple, als Steve Jobs den Mac als geschlossenes System konzipierte, damit es keine Nachbauten gibt.
Ach ja, die geschlossenen Systeme, die mit der Patentkeule gesichert sind. Das ist ja schon länger ein Problem. Wenn man mich fragt, wie es mit dem Patentwesen in diesen Bereichen weiter gehen soll, dann hab ich dazu seit langen nur noch eine Antwort: Gar nicht. Das Patentwesen gehört Ersatzlos abgeschafft, damit zum einen die Patenttrolle verschwinden, die zwar eher ein amerikanisches Problem sind. Zum anderen, das es den Firmen schlicht nicht mehr möglich ist, für Dinge lizenzgebühren zu verlangen, die es seit Jahrhunderten- ach was, seit Jahrtausenden schon gibt, ohne das es der Menschheit bewusst war, die Gene nämlich. Oder die Versuche, traditionelles Wissen patentieren zu lassen. Sind die eigentlich von allen guten Geistern verlassen? – Wahrscheinlich ja. Aber ich werde zu sehr Off Topic, also bin ich lieber wieder ruhig.