Kleines Schnipsel
Hier die Einleitung des Buchs „Weltraumfahrt“ von Werner Büdeler von 1967:
Spätestens 1970 wird der Mensch auf der Oberfläche des rund 400 ooo Kilometer von uns entfernten Mondes landen. 1972 wird auf der Mondoberfläche ein ständig bemannter Stützpunkt errichtet werden, dessen Personal alle paar Wochen ausgetauscht wird. Raumfahrzeuge, die routinemäßig zwischen Erde und Mond verkehren, halten die Verbindung zu dieser Forschungsstation aufrecht.
Zu diesem Zeitpunkt werden bereits mehrere bemannte Laboratorien die Erde als künstliche Satelliten umfliegen. Die ersten von ihnen werden etwa zum gleichen Zeitpunkt in Umlaufbahnen um die Erde gelangen, zu dem amerikanische Astronauten zur ersten Mondumfliegung aufbrechen, im Jahre 1968. 1972, bei Inbetriebnahme des Mondstützpunktes, wird man bemannte erdumkreisende Laboratorien haben, die durch Zubringerfahrzeuge von der Erdoberfläche her angeflogen werden. Diese wiederverwendbaren, nach Art von Flugzeugen auf der Erde landenden Raumschiffe werden die Besatzung der bemannten künstlichen Satelliten mit allen lebensnotwendigen Dingen versorgen und sie von Zeit zu Zeit austauschen.
Um das Jahr 1975 wird mit dem Bau eines größeren erdumkreisenden Stützpunktes begonnen werden, einer Außenstation, die zwischen 8 und 20 Mann Besatzung aufzunehmen vermag. Gleich den kleineren bemannten Laboratorien wird sie die Erdoberfläche in wenigen hundert Kilometer Höhe umkreisen. 1976 wird die erste bemannte Expedition zum Planeten Mars aufbrechen. Sie wird insgesamt etwa 150 Tage unterwegs sein und sich bei ihrem Flug, der eine Gesamtstrecke von ca. 600 Millionen
Kilometer umfassen wird, auf die Informationen stützen, die zuvor geflogene Raumsonden als Funkbotschaften übermittelt haben.
1978 wird eine bemannte Expedition die Erde verlassen, um den Planeten Venus zu umfliegen und dabei aus der Nähe zu betrachten.
1980 oder 1981 wird eine Expedition zum Mars aufbrechen, um dort einen ständigen Stützpunkt zu errichten. Die Erfahrung, die man in der Zwischenzeit mit mehreren komfortabel eingerichteten Stützpunkten auf dem lebensfeindlichen Mond gesammelt hat, werden diesem Unternehmen zugute kommen. Um 1985 werden sich erstmals bemannte Raumfahrzeuge weiter in das Planetensystem hinauswagen, sie werden versuchen, den Asteroiden-Gürtel zu durchstoßen und in die Umgebung des Planeten Jupiter zu gelangen. Bei weiteren derartigen Flügen werden Landeversuche auf einem der Jupitermonde vorgenommen werden …
Das sind einige der Prognosen, die man heute über die Zukunft der Raumfahrtentwicklung stellen kann. Einige der genannten Zahlen – so beispielsweise das Datum für die erste Landung des Menschen auf der Mondoberfläche – sind bereits Bestandteile von Programmen, die sich in der Durchführung befinden und deren Finanzierung gesichert ist. Andere basieren auf einer bloßen Extrapolation des gegenwärtigen technischen Entwicklungsstandes und auf Mutmaßungen über dessen Weiterentwicklung. Vielleicht wird die erste Marslandung nicht 1976, sondern erst 1978 oder 1980 stattfinden, vielleicht wird man sich eines schönen Tages im Lichte neuer Erkenntnisse entschließen, den Flug zum Planeten Jupiter zurückzustellen und dafür dem Planeten Merkur das Augenmerk zu widmen.
Wie immer dem auch sei, im großen und ganzen wird der Vorstoß des Menschen in den Weltraum so ablaufen, wie er in den einleitenden Prognosen fixiert wurde.
und das buch endet mit der vorliegenden Passage…
„Noch wenige Monate vor dem Start des ersten künstlichen Erdsatelliten erschien den meisten Menschen die Idee, Satellitenkörper im Gleichgewicht zwischen ihrer eigenen Fliehkraft und der Anziehungskraft der Erde mit einer Geschwindigkeit von 28 000 Kilometern pro Stunde in einigen hundert Kilometern Höhe um die Erde rasen zu lassen, als bloße Phantasie. Die unbemannten künstlichen Erdsatelliten kamen, und die Mehrzahl der Menschen zweifelte an den nun angekündigten bemannten Raumflügen. Heute sind diese bemannten Raumflüge Tatsache, aber es gibt noch immer viele Zweifler an der Verwirklichung der bemannten Mondlandung. Ist diese Mondlandung einmal vollzogen, dann …“
Ich finde es schon bemerkenswert, dass die erste optimistische Aussage in keinster Weise umgesetzt wurde. (Das Erdlabor von 1968 wird wohl MOL gewesen sein, es wurde 1969 eingestellt und war noch weit von der Fertigstellung entfernt, das Labor von 1972 wird wohl Skylab gewesen sein, das wenigstens nur um 1 Jahr später kam).
Dagegen hat sich die zweite pessimistische Annahme durchaus bewahrheitet. Heute gibt es mehr Leute denn je, die nicht an die bemannte Mondlandung glauben…