Ein Problem, mit dem jeder, hat der mit Raumfahrt zu tun hat, ist es frühere Ausgaben mit heutigen zu vergleichen. Nehmen wir mal ein Beispiel: Das Apolloprogramm kostete rund 25 Milliarden Dollar, die in rund 10 Jahren aufgebracht wurden. Dieses Jahr (2011) betrug der Gesamtetat für bemannte Raumfahrt etwa 6 Milliarden Dollar, also könnten wir doch das ganze Programm in nur 4 Jahren durchziehen oder?
Nicht ganz. Als Constellation begann wurden die Kosten von Apollo auf heute übertragen, auf 170 Milliarden Dollar geschätzt. Und das ist die Frage, die ich mir schon öfters gestellt habe – wie werden die Kosten früherer Projekte beziffert, z.B. wenn wir sie heute durchführen würden? (Also mal davon abgesehen, dass bestimmte Technologien sich natürlich ändern).
Wir kennen das vom täglichen Leben. Das meiste wird ständig teurer. Woran wir es messen ist die Inflationsrate. Sie kommt auch jedes Mal im Fernsehen, wenn es um die Steigerung der allgemeinen Ausgaben geht. Die Inflationsrate wird bei uns bei einem Warenkorb gemessen, der auch Ausgaben umfasst die sonst anfallen wie für Heizung, Strom, Kommunikation etc. Das Problem ist nur: Für die Ausgaben der Raumfahrt die nun ja mit dem Alltag nicht so viel zu tun haben, ist sie nicht so sehr brauchbar.
Die NASA benutzt zum Vergleich (zumindest unter Griffin, der mal eine Excel Tabelle dazu veröffentlichte) den GDP-Index. Das ist die Steigerung des Bruttosozialproduktes. Die Annahme ist also so, das die Wirtschaftsleistung der USA über die Jahre hinweg gleich ist. Wenn sie ansteigt, dann sollte dies aufgrund dessen beruhen, dass das Geld immer weniger wert wird. Über kurzfristige Zeiträume würde ich dem zustimmen. Langfristig kann die Produktivität durch Maschinen gesteigert werden. Es können sich Verlagerungen geben, z.B. mehr Dienstleistungen und weniger verarbeitende Betriebe geben. Die Arbeitslosigkeit schwankt, und nicht zuletzt sind die USA Einwandererland. Als ich in die Schule ging hatten sie rund 240 Millionen Einwohner. Inzwischen sind es 300 Millionen. 20% mehr Einwohner sollten auch 20% mehr produzieren.
Ideal wäre es sicher, einen Index über die Lohnkosten in der Luft- & Raumfahrtindustrie als Basis heranzuziehen. Die gesamte Fertigung in der Raumfahrt ist sehr arbeitsintensiv. Es gibt wegen der kleinen Serien, beim Raumfahrzeugen meistens sogar Fertigung von Einzelexemplaren nur wenig Möglichkeiten zur Automatisierung und die Qualitätssicherung die einhergeht mit vielen Tests und Prüfungen die ebenfalls arbeitsintensiv sind. Lohnkosten machen so den Hauptteil der Ausgaben aus. Nur glaube ich wird es nicht einen solchen speziellen Index geben. Doch er würde wahrscheinlich der beste sein.
Was man alternativ machen kann, was aber eine etwas andere Fragestellung abdeckt, wäre das Verhältnis von Kosten/Raumfahrtprojekt zu den Gesamtausgaben des Staats. Das sagt mir wie viel es dem Staat wert ist, Raumfahrt zu betreiben oder ein Projekt durchzuführen. Das wird man sicher eher beim Raumfahrtetat machen. Zur Spitzenzeit von Apollo (1967) betrug der NASA Etat einmal 5,55% des Gesamtetats (5,9 Milliarden von 102 Milliarden Dollar). 2011 bekommt die NASA 19 Milliarden Dollar – aber der Gesamthaushalt liegt bei 3456 Milliarden Dollar. Während also der NASA Etat um etwas mehr als das dreifach stieg, steig der allgemeine Haushalt um das dreißigfache. Entsprechend beträgt der NASA Etat heute nur noch 0,55% des Gesamtetats. Das ist meiner Ansicht nach ein viel besserer Vergleich – demnach wäre Apollo heute etwa 250 Milliarden Dollar teuer. Deswegen sind auch Shuttle oder ISS nicht so belastend für den Haushalt wie Apollo. Das Shuttle ist zwar absolut teurer als Apollo. Aber das Programm erstreckte sich über den vierfachen Zeitraum und die ISS wird wohl auch fast 40 Jahre erreichen und ist sogar noch preiswerter als Apollo. Heute ist es sicher undenkbar, dass ein einzelnes Raumfahrtprojekt wie zur Hochzeit von Apollo über 3% des Haushalts erhält, das wären rund 110 Milliarden Dollar, also fast der sechsfache gesamte heutige NASA Etat.
Nun wie hält e der Autor? Ich benutze die Excel Tabelle von Griffin, die auch die NASA benutzt, schließlich macht es keinen Sinn als Einzelperson ein eigenes Verfahren aufzuziehen.